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über die

Triebe derThiere,

hauptsächlich

über ihre Kunsttriebe:

3um

Erkenntniß des Zusammenhanges
der Welt, des Schöpfers
und unser selbst,

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Hermann Samuel Reimarus,

Professor in Hamburg und Mitgliede der kaiserlichen Academie

der Wissenschaften in
in St Petersburg.

Bresler.

Zweyte Ausgabe,

welche mit einem Anhange vermehret worden.

Hamburg,

bey Johann Carl Bohn. 1762.

BIBLIOTHECA

REGA

MONACENSIS

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In den vornehmsten Wahrs heiten der natürlichen Religion habe ich, unter andern, die besondern Absichten Gottes im Thierreiche aus einigen Arten der thierischen Künsttriebe zu zeigen gesuchet. Allein ich konnte mir selbst, bey der Weitläuftigkeit einer so lehrreichen Materie, mit der kurzen Berührung weniger Beyspiele, nicht Genüge thun; und versprach daher, daß ich derselben, so ich lebete, künftig eine ausführlichere Abhandlung widmen wollte. Der günstige Beyfall, welchen das erste Buch erhalten, hat auch bey vielen eine Erwartung des Versprochenen nach sich

gezogen:

gezogen: und beydes hat mir die angenehme Hoffnung gemacht, daß die Er füllung meines Versprechens, bey solchen Lesern von Geschmack und Einsicht, Nuhen und Vergnügen schaffen würde.

Es kann gar wohl seyn, daß einige derselben lieber würden gesehen haben, wenn ich sie gleich anfangs mitten in die besondern Classen dieser großen Kunstschule geführet hätte. Denn die umständliche Beschreibung der Lebensart und des Betriebes bald von diesem, bald von jenem Thiere, hat mehr Abwechselung und Reiz für die Neubegierde, als das allgemeine. Mir selbst würde es auch weit leichter gewesen seyn, die besondern Beobachtungen von ihren verschiedenen Kunstfertigkeiten lebhaft vorzustellen. Denn ich habe sie schon, seit vielen Jahren, zu meinem eige nen Vergnügen, unter gewissen Titeln der besondern Triebe, aus den glaubwürdigsten Naturforschern gesammlet, und immer vermehret; so daß der Ueberfluß an Materie nur eine Wahl und Einkleidung des Vortrages erfordert håtte. Allein ich habe meine guten Ursachen gehabt, warum ich von den allgemeinen Betrach=

tungen

tungen über die thierischen Triebe den Anfang mache.

Selbst das Wort Trieb, oder Instinct, war bisher so unbestimmt und schwebend, daß es kaum eine gewisse Be deutung hatte, oder doch sehr verschieden gebraucht wurde. Daher war mir nicht einmal möglich, von dem Hauptgegenstande aller Beobachtungen einen deutlichen Begriff zu geben, wenn ich die vielerley Arten der Triebe nicht zuvor aus einander seßte. Wie man also durch den Trieb, in seinem weitläuftigsten Umfange, alles natürliche Bemühen zu gewissen. Handlungen versteht: so habe ich erstlich, bey den Thieren, die mechanischen Triebe von den Vorstellungstrieben und willkührlichen Trieben unterschieden. Die Vorstellungstriebe gehen theils auf das Gegenwärtige, was einen Eindruck in die sinnlichen Werkzeuge macht, theils auf das Vergangene, welches die thierische Einbildungskraft, auf eine verworrene Weise, unter das Gegenwärtige mischet. Die willkührlichen Triebe entspringen zwar alle aus der sinnlichen Luft oder Unluft; find aber entweder bloß natürliche, oder abar

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