Page images
PDF
EPUB

krotomen, wie solches z. B. von Prof. Fritsch ausgestellt war, bewirkten die Einstellung des Objects durch Schlittenbewegung auf schiefer Ebene, während das Messer in constanter Höhe über der Ebene hingleitet. Andere, wie z. B. diejenigen von Prof. Möbius, treiben das Object mit Hülfe einer Schraube, welche eine ohne Drehung aufsteigende Patrone bewegt, nach oben, während das Messer, durch Platte und Leiste geleitet, frei über das Object hingeführt wird. Von nicht minder guter Arbeit waren die nach ähnlichem Principe ausgeführten zahlreichen Mikrotome von E. Süss in Marburg. Unter diesen war ein grosses, mit tischförmigem Bassin versehenes Instrument besonders hervortretend, welches zum Schneiden grösserer Objecte (Hirn u. s. w.) bestimmt, die Schnittführung unter Wasser zuliess. Ein anderes, als Quadrantmikrotom bezeichnetes, Instrument schob die Objecte in der Peripherie eines Kreises von kurzem Radius vorwärts, so dass keilförmige Schnitte erhalten wurden. Dasselbe wird für Schnitte duch gekrümmte Objecte, namentlich Embryonen dienlich sein können. Von Mejer in Strassburg waren Schiefferdecker'sche Mikrotome, von Gaper in Marburg ein Gudden'sches Instrument mit Verbesserung der Einbettung ausgestellt. Die Genfer Gesellschaft zur Herstellung wissenschaftlicher Apparate hatte das Mikrotom von His angefertigt, und bei manchen Mikroskopen fanden sich ältere Schneideapparate verschiedener Construction.

Eine andere, übrigens ähnlich gestaltete, Reihe von Mikrotomen hatte den Zweck, gefrorene Präparate zur Zerlegung zu bringen. Das Problem, welches dabei zu lösen war, ist die bequeme Anbringung der Kältemischung und der Schutz gegen zu rasches Aufthauen.

Der einfachste Apparat dieser Art war von Urban Pritchard ausgestellt. Ein kupferner Cylinder ist mit isolirendem Handgriff versehen, derselbe ist bestimmt, in eine Kältemischung gelegt zu werden; nachdem er hierin den genügenden Kältegrad erreicht hat, wird das Präparat mit etwas Gummilösung auf das Ende des Cylinders gebracht, friert fest und ist, nachdem der Cylinder mit Filz überzogen worden ist, das Mikrotom zur Benutzung fertig gestellt. Complicirtere Apparate, wie z. B. der von Rutherford, waren von Hawksley, ein anderes von Gairdner, William's Gefriermikrotom von Swift, sowie von Dr. Mulder ein Glasmikrotom für ähnliche Verwendung ausgestellt. Bei diesen ist der kalte Cylinder dauernd mit Eis oder einer Kältemischung umgeben, auch ist für die nothwendige Kühlung des Messers gesorgt 1).

3) Vielfach hat man sich bemüht, Einrichtungen zu treffen, um lebende mikroskopische Objecte dauernd in bestimmter Temperatur und zugleich gegen Verdunstung geschützt zu erhalten 1). Einfach und

1) Vergl. den Bericht von Cohn 650 ff.

gut war der, durch Hawskley ausgestellte, Apparat von BurdonSanderson. Der Tisch, welcher die für das Präparat bestimmte Hülse enthält, wird von Wasser beliebiger Temperatur durchströmt, zugleich kann dem Präparat Gas oder Feuchtigkeit zugeführt werden. Aehnlich, aber mit angefügter Lampe und Wasserbehälter, war ein Apparat, den die Genfer Gesellschaft ausgestellt hatte.

Prof. Vogelsang bedient sich für die Erwärmung der Objecte des galvanischen Stromes. Das Gefäss eines Thermometers ist zu einem Ringe zusammengebogen und hier mit einer Anzahl von Glasknöpfen versehen. Mit Hülfe dieser Knöpfe ist ein Platindraht im Zickzack über die Oeffnung des Ringes gespannt; dieser Draht soll durch den galvanischen Strom erhitzt werden, während das auf ihm liegende Object mikroskopisch beobachtet wird. Es machte nicht den Eindruck, als wenn man mit diesem Apparate einfach und sicher zum Ziele gelangen könne.

Eine grosse, sehr solid gebaute Wärmekammer war von Prof. Klebs ausgestellt. Das Object kommt in den durchbohrten Raum einer dicken Kupferplatte und wird mit Glas gedeckt. In diesen Raum können Gase und Thermometer eingeführt werden. Die Erwärmung wird durch Leitung von erhitzten Metallstangen aus bewirkt.

Von Geissler waren die verschiedensten Formen feuchter und Gaskammern ausgestellt, dieselben, sowie einige ähnliche Apparate sind zu bekannt und einfach, um weiter darauf einzugehen. Verschiedene Messer und Doppelmesser boten nichts Bemerkenswerthes.

Unter den Compressoren, deren eine grosse Zahl ausgestellt wurde, war nur ein Parallelcompressor der Genfer Gesellschaft bemerkenswerth. Die eine Glasplatte des Compressors ist so gegen die andere eingelenkt, dass sie ein wenig hin- und hergeschoben, also das Object. gerollt werden kann. Ausserdem trägt sie an der einen Seite eine ovale Höhlung, deren lange Axe senkrecht zur Fläche der Platte steht. In den Rand dieser Höhle greift eine Schraube ein. Wird diese Schraube vorwärts getrieben, so gleitet sie in die Mitte der Höhlung und presst dadurch die beiden Glasplatten stärker und stärker gegen einander.

Als eines besonderen Apparates muss des Wollmessers von Wasserlein Erwähnung geschehen. In einem kleinen zierlichen Kästchen, welches in den Focus des Mikroskops gebracht wird, ragen in Führungen eingefasste Pincetten in Form von Reissfedern hinein; diese sind bestimmt, die Fäden zu fassen, zu spannen und zu drehen. Der Apparat würde vielleicht weiterer Verwendung für histologische Zwecke fähig sein.

Von Suringar, Leyden, war ein Instrument zur Verification der Mikrometer ausgestellt. Es war nach dem Principe einer Längentheilmaschine in verkleinertem Maasse gebaut, die Ablesung geschieht mit Hülfe eines getheilten Ocularmikrometers und Mikroskops, unterliegt

also den bezüglichen Fehlern. Mit Hülfe der Rechnung soll das Verfahren eine Genauigkeit von 0,001 mm geben.

Die Ordnung des Katalogs war in Bezug auf diese Apparate nicht durchzuführen gewesen, auch waren häufig die Broschüren, Erklärungen und Zeichnungen, auf welche die Aussteller verwiesen, nicht beigelegt. Es war um so schwieriger Alles aufzufinden, weil die Apparate sehr zerstreut standen, und sehr viele den Mikroskopen beigelegt waren. So verhielt es sich mit den Mikrospectralapparaten, den Mikrometern, den Zeichenapparaten und den photographischen Einrichtungen, welche letzteren übrigens weder zahlreich noch neu waren. In Bezug auf den über diese Apparate etwa nöthig werdenden Bericht wird bei dem Berichte über die Mikroskope das Erforderliche gefunden werden.

Apparate für Botanik.

Von Dr. Ferdinand Cohn,

Professor an der Universität zu Breslau.

Das von dem Comité für die internationale Ausstellung wissenschaftlicher Apparate in London ausgegebene Programm stellt für Gruppe XVIII, Biologie, folgende Rubriken auf:

I. Mikroskope und mikroskopische Hülfsapparate für biologische
Untersuchungen etc.

II. Apparate für physiologische Untersuchungen etc.

III. Apparate für anatomische Untersuchungen.

IV. Apparate zum Sammeln und Aufbewahren naturwissenschaftlicher Gegenstände.

V. Hülfsapparate für den Unterricht in der Biologie. Indem ich über die in Folge dieses Programmes in der „Loan Exhibition of scientific Apparatus at the South - Kensington - Museum' zu London vereinigten Sammlungen aus dem Gebiete der Botanik einen Bericht erstatte, werde ich demselben die obigen Rubriken des Programmes zu Grunde legen. Da jedoch für Mikroskope ein besonderer Berichterstatter ernannt ist 1), so werde ich mich, in Bezug auf Rubrik I., auf diejenigen mikroskopischen Einrichtungen beschränken, welche für den Botaniker von speciellerem Interesse sind, dagegen wird die dritte Rubrik ganz wegfallen, da alle pflanzenanatomischen Untersuchungen mit Hülfe des Mikroskops vor sich gehen und die dafür verwendbaren Apparate daher unter Rubrik I. zur Sprache kommen.

1) Vergl. den Bericht von Abbe 383 u. ff.

I. Mikroskope und mikroskopische Hülfsapparate für botanische Untersuchungen.

a) Mikroskope.

In hohem Grade lehrreich für den Pflanzenanatomen ist die Sammlung der Mikroskope, da sie die Geschichte dieses Instrumentes bis zu den ersten Versuchen des holländischen Brillenmachers Zacharias Jansen, etwa aus dem Jahre 1590 1), und dem Occhialino (1612) des Galilei) zurück verfolgen lässt, und in ziemlicher Vollständigkeit die Modelle der hervorragendsten Mikroskopbauer des 18. 3) und 19. Jahrhunderts vereinigt. Wir können uns dadurch ein Urtheil bilden über die optischen Hülfsmittel, durch welche seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten mikroskopischen Untersuchungen über den anatomischen Bau der Gewächse zu Stande kamen und bereits im Jahre 1672 die Pflanzenanatomie durch Marcello Malpighi von Bologna und Nehemias Grew von London als eine selbständige Wissenschaft geschaffen wurde; wir begreifen es, dass diese Wissenschaft bald zum Stillstand kam, als der Gesichtskreis der alten Mikroskope erschöpft war, und dass sie erst im Verlaufe des gegenwärtigen Jahrhunderts wieder belebt wurde, als durch Oberhäuser in Paris (Nr.5153), Amici in Florenz (Nr. 5172, 5182), Plössl in Wien (Nr. 5163), Schiek sen. in Berlin (nicht vertreten) neue Modelle und verbesserte Systeme geliefert wurden, und dass endlich die tief eindringenden Forschungen der Pflanzenanatomen in der Gegenwart von den hochgesteigerten Leistungen moderner Werkstätten abhängig gewesen sind, unter denen die von Ross & Co., R. & J. Beck in London, A. Nachet in Paris, Dr. Hartnack & Prazmowski in Paris und Potsdam, Wasserlein, F. Schmidt & Hänsch in Berlin, E. Leitz, Seibert und Krafft in Wetzlar, R. Winkel in Göttingen, C. Zeiss in Jena und Andere in der Ausstellung vertreten gewesen sind.

1) Ein wohlerhaltenes Exemplar dieses ersten zusammengesetzten Mikroskops, das jedoch nur etwa zehnmal vergrössert, ist von der wissenschaftlichen Gesellschaft von Seeland zu Middelburg ausgestellt (Nr. 5148). 2) Ein dreibeiniges Stativ, leider ohne Linsen, des Galilei'schen Mikroskops ist vom Reale Istituto di studj superiori pratici e di perfezionamento zu Florenz ausgestellt (Nr. 2281). 3) Die beiden Mikroskope von Marshall aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, das eine von der Royal Microscopical Society zu London (Nr. 5176), das andere von Professor Poleck im Namen des Breslauer Comités (Nr. 5167, Eigenthum des Fürsten Pless) eingesandt, zeigen bereits die wesentlichen mechanischen Einrichtungen der modernen Instrumente.

« PreviousContinue »