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Wundert euch, ihr Herren, nicht,
Wie das Spiel gespielt,

Daß der Mann zum Tanze fliegt,
Wenn die Frau befiehlt.

Uusre Zeit ist so verstockt,

Daß

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um's kurz zu sagen

Wem die Prügel aufgehockt,
Der muß die Schuld auch tragen.

18.

Sprach zum Mond die Abendröthe:
»Du mein ewiger Gefährte!
Geh' nicht auf vor mir: vereine
Deinen Glanz mit meinem Glanze,
Erd' und Himmel zu erleuchten,
Zu erfreun das Thier der Steppe,
Und den Wanderer, den müden,
Der zur fernen Hütte kehret
Auszuruhn am heim'schen Herde. «
Sprach Mariechen zum Geliebten:
», mein Jwan, mein Verlobter!
Mach' nicht vor mir Haus: zusammen
Wollen wir uns niederlassen,

Und mit Freude füll'n zwei Häuser,
Unfrer beiden Väter Häuser. «

19.

Auf ein Grab sezt der Kosak fich,
Finsterm Sinnen hingegeben,
Und tief seufzt er, seine Blicke
Fern hin zur Ukraine schweben.

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Spricht also das Grab zum Winde:
»Ruhe Wind, nie mehr zu wehen!
Daß die Blumen nicht verwettern,
Die auf meinem Haupte stehen.«<

Der Kosak: » Daß Schilf dich decke!
Mögst du fischlos sein und trübe!
Strom, der mich zur Fremde führte,
Mich getrennt von meinem Liebe!

Denke noch des heim'schen Ufers,
Und des Bergs, der's überragte;
Auf der Brücke scheidend stand ich,
Als mein Vater zu mir sagte:

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Laß mich nicht - ich bin so alt schon
Hier allein vor Kummer sterben!
Bleibe! Wirst verwaist sonst selber
Einst in fremdem Land verderben!
F. Bodenstedt. VII.

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Fort trägt dich die wilde Donau;
Wenn dir Unglück und Gefahr dräut,
Kann ich dir die Hand nicht reichen
O, mein Vater sprach die Wahrheit! <<

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20.*)

Wie er schön ist, wie er grün ist
Der Hollunder auf der Wiese:
Doch viel schöner noch und zarter
Ist Maria, die geliebte!
Wenn sie steht vor ihrer Pforte,
Glänzt sie wie die Morgenröthe;
Tritt sie ein zum Flur des Hauses,.
Scheint sie gleich dem Abendsterne
Hinterm Wolkenflor verschwindend.
Kehrt sie heim in ihre Wohnung,
Die Kosaken alle stehend
Ziehen ab die Müßen, fragend:
»Bist du nicht des Zaren Tochter?
Bist du eines Königs Kind?«

- Nein, sagt sie, ich bin Maria,
Des Kosaken Jwan Tochter!

*) Man singt dieses Lied während des Weihnachtsfestes.

21.

Schon fällt auf die Steppe das nächtliche Graus,
Und noch bleibt mir ein langer Weg bis nach Haus.
An dies einsame Bäumchen bind' ich mein Thier,
Ich aber werde schlafen auf dem Grabe hier...
Doch woher kommt das junge Mägdlein dort?

Sie rührt die Schulter des Kosaken und sagt ihm dies Wort: »Steh' auf, mein Kosak! Genug ist's der Ruh',

Auf dein Roß steig', eile dem Lager zu;

In der Stille der Nacht die Tataren nah'n,
Dich und dein müdes Rößlein zu fah'n.

Mit dem Rößlein, dem müden, hat's keine Noth:
Der Kosak kauft ein neues, ist das alte todt
Doch wenn dir ein Tatar den Kopf_abhieb',
Was würde aus mir, deinem jungen Lieb? «

22.

Schmied! warum schmiedest du heute nicht?

Schon lange ist's Tag!

Warum weckst du deine Leute nicht,
Und bist selbst nicht wach?...
O wir wissen was dich plagt!
Deine Tochter ist entbunden.
Von einem Knaben zur Nacht,
Ift aus dem Hause verschwunden,
Hat ihn zum Graben gebracht.

Dort im tiefen Waffer hat sie ertränkt das Kind,
Und sie sprach zum fliehenden Morgenwind :
»Höre auf zu wehen, du stiller Wind!

Wo bist du, grauser Orkan?

Komm und jage die schwarzen Wolken heran,
Daß die Wege, die zu diesem Graben führen,

Sich im Wasser verlieren!

Daß die Menschen davon keine Spur mehr sehen,
Und nicht mehr Wasser zu schöpfen zum Graben gehen,
Daß sie nicht mein liebes Kind aufwecken,

Daß sie nicht mein trübes Herz erschrecken ! «

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