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Die Seele von Plato und von der bildenden Kunst als Persönlichkeit dargestellt, erscheint bei Meleager ep. 58 (Jac. Anth. 1 p. 19) in beflügelter Gestalt; er redet sie an: ou σοι ταῦτ' ἐβόων, ψυχή, ναὶ Κύπριν, ἁλώσει, ὦ δύσερως, ἐξῷ πυκνὰ προσιπταμένη; οὐκ ἐβόων; εἷλέν σε πάγη. τί μάτην ἐνὶ δεσμοῖς σπαίρεις; αὐτὸς Ἔρως τὰ πτερά σου δέδεκε. Die Persönlichkeit der abgeschiedenen Seele kommt vor bei Sappho 73, 3 (Bergk): ἀλλ' ἀφανὴς κήν Αΐδα δόμοις φοιτάσεις μεδ' ἀμαύρων νεκύων ἐκπεποτημένα. Vgl. Göthe, Tasso p. 212: O geb' ein guter Gott uns auch dereinst das Schicksal des beneidenswerthen Wurms, im neuen Sonnenthal die Flügel rasch und freudig zu entfalten! Vgl. Eur. Orest. 675 ψυχὴν ποτωμένην ὑπὲρ σοῦ. Bemerkenswerth ist Marc. Argent. 8, 2 (Jac. Anth. 2 p. 243) ἡδὺ δὲ Πύρξης εἴδωλον κοίτης ᾤχετ' ἀποπτάμενον. Das Fliegen der Seele überhaupt bei Arist. nub. 319: ἡ ψυχή μου πεπότηται, vgl. vesp. 93 ὁ νοῦς πέτεται· τὴν νύκτα περὶ τὴν κλεψύδραν.

Bemerkenswerth ist auch die Stelle des Sophocles Oed. Τ. 481 von den μαντεῖα: τὰ δ ̓ ἀεὶ ζῶντα περιποτᾶται. Zu vergleichen Ar. eq. 1086 χρησμός πτερυγωτός, wo jedoch das Bild vom Adler entlehnt ist.

4. Von sachlichen Gegenständen hat das Schiff Flügel. Ein Anklang an Personification ist in der Stelle des Eurip. Hipp. 752 ὦ λευκόπτερε Κρησία πορθμίς, ἃ διὰ πόντιον κῦμα ἁλίκτυπον ἅλμας ἐπόρευσας ἐμὰν ἄνασσαν. Besonders bemerkenswerth Aesch. Pers. 565 ὁμόπτεροι κυανώπιδες νᾶες. Ueber den bildlichen Gebrauch von πτερόν, welches bei den Schiffen bald Segel, bald Ruder bedeutet, vergl. die von Tafel, diluc. Pind. p. 338 gesammelten Stellen. Ausser λευκόπτερος kommen als Epitheta der Schiffe noch εὐπτέρυ γος, λινόπτερος, λινοπτέρυξ του.

48. Composita von πέπλος, χίτων, εἶμα. Ἐσθής, vestitus, amictus, mantellum, mantle, cloak und Verwandtes. Κρήδεμνον, ἄμπυξ, mask, ζώνη, πέδιλον.

Die Gestalt und äussere Erscheinung der Gottheiten. wird individueller bezeichnet durch Gewänder und dergl.; Na

turerscheinungen und abstracte Begriffe werden zu Personen, indem ihnen Gewänder beigelegt werden.

1. Die Natur selbst erscheint in dieser Weise als Person bei Göthe, Tasso p. 121: Wie die Natur die innig reiche Brust mit einem grünen bunten Kleide deckt, so hüllt er (Ariosto) alles, was den Menschen ehrwürdig, liebenswürdig machen kann, ins blühende Gewand der Fabel ein. Vgl. Rückert, Gedichte p. 593: Du bist ohne Schleier, o Natur, und freier geht mein Herzensschlag, und p. 391: die Schöpfung ruht im Sternennachtgewande. Den Naturgottheiten, wie dem Uranos, der Ceres, dem Priapus, den Nymphen, den Horen, den Flussgöttern, der Eos, Iris u. a. geben die Dichter der Alten mannigfaltige Bekleidung. Das Gewand des Uranos bei Orph. hymn. 19, 16: διαῤῥήξας δὲ χιτῶνα, οὐράνιον προκάλυμμα. Mosch. 4, 75 εὐέανος Δημήτηρ. Mosch. 3, 27 καὶ Σάτυροι μύροντο μελάγχλαινοί τε Πρίηποι. In der herrlichen Stelle der Odyssee 13, 102-112 weben die Nymphen selbst Gewänder (φάρεα ἁλιπόρφυρα, θαῦμα ἰδέσθαι). Der Hymnus auf Hermes 250 erwähnt die poıvızóɛrta nai ägyvga εἵματα Νύμφης. Von den Najaden und Dryaden sagt Ovid. Met. 6, 452: quales audire solemus Naidas et Dryadas mediis incedere silvis, si modo des illis cultus similesque paratus. Von den trauernden Najaden Ovid. Met. 8, 781: omnes germanae Cererem cum vestibus atris maerentem adeunt. Orph. hymn. 51, 6. 10 heissen die Nymphen dooooeiμoves, Levyɛíμoves. Die Horen werden im orphischen Hymnus 43, 6 als πέπλους ἑννύμεναι δροσεροὺς ἀνθέων πολυθρέπτων bezeichnet. Vgl. Schiller, Das Eleusische Fest: Und die leichtgeschürzten Stunden fliegen ans Geschäft gewandt. Das Gewand des Flussgottes Tiberinus erwähnt Virg. Aen. 8, 33: eum tenuis glauco velabat amictu carbasus. Den Nil bezeichnet Virg. Aen. 8, 712 als pandentem sinus et tota veste vocantem caeruleum in gremium latebrosaque flumina victos. Die Eos heisst zoazóлεлλоs bei Ноmer, Paul. Sil. 64, 3, auch das Epitheton lutea (Virg. Aen. 7, 26 aethere ab alto Aurora in roseis fulgebat lutea bigis) bezieht sich auf ihr Gewand. Von der Iris sagt Ovid. 11, 589: induitur velamina mille colorum. Der Tod trägt ein schwarzes Gewand bei Eur. Alc. 843:

Bei

ἄνακτα τὸν μελάμπεπλον νεκρῶν Θάνατον φυλάξω, von Antimachus bei Hesych. (Welcker, griech. Götterlehre 2 p. 484) wurde Hades als Cegogógos bezeichnet. Der Schlafgott giebt den Träumen, wie dem Morpheus Gewand, Ovid. Met. 637 adiicit et vestes. Wie den Naturgestalten des Mythus wird auch in freier Personification Naturgegenständen überhaupt Gewand zugeschrieben, z. B. Bäumen und Pflanzen. Philippus 20, 1 (Jac. Anth. 2 p. 200 sq.) bezeichnet den Granatapfelbaum als §avFoxitwv, den Olivenbaum 20, 6 als xevooxitwv. Vgl. Rückert, Gedichte p. 120: Wer trauert in seinem buntesten Kleid? Das ist der Baum zu des Herbstes Zeit. Ibid. p. 259: Und ihr, die ihr noch leben wollt mit halbem Scheinleben, Birke, Buche, Lind' und Weide, ich rath' es euch, lasst ab vom grünen Kleide, und kleidet ohne Scheu euch mit dem falben. Die Blumen werden als bekleidet dargestellt. Göthe, Das Blümlein Wunderschön, redet die Rose an: Dein Purpur ist aller Ehren werth in grünem Ueberkleide. Schiller, Die berühmte Frau: Die Blumen kleiden sich in angenehmes Grün. Rückert, Gedichte p. 20: Die Morgenröthe wirkt ihr (der Rose) Kleid, der Morgenthau reicht ihr Geschmeid, der Morgenwind, ihr kecker Freier, küsst sie erröthend unterm Schleier. Vgl. Geibel, Gedichte p. 92: Wie jetzt sich Haid' und Forst entkleiden. Bemerkenswerth ist das Wort siaμévη bei Hom. Od. 4, 483; 15, 631; Theocr. 25, 16, Apoll. Rh. 2, 795 u. a. a. St.; dasselbe von Ew, Evvvu abgeleitet, ist nach Classen (Beobachtungen über den homerischen Sprachgebrauch, Frankf. a. M. 1855 2 p. 10),,der fette Boden, der das grüne und blumige Wiesenkleid angelegt hat" (bezweifelt von G. Curtius, griech. Etym. p. 339). Hiermit vergl. man Ennius bei Cic. Tusc. 1, 68 herbis prato convestirier (Schiller, Die berühmte Frau: Auf Wiesen und auf Feldern streut die Natur den bunten Teppich hin), Colum. r. r. 12, 68 et curvi vomere dentis iam virides lacerate comas, iam scindite amictus (der Erde), das oft vorkommende ogos natαεquévov vhy (Hom. Od. 13, 351, hymn. in Merc. 288, in Ven. 286), Propert. 3, 13, 31 et portare suis vestitas frondibus uvas. Bemerkenswerth sind die Worte in dem Epigramm eines unbekannten Verf. (Jac. Anth. 4 p. 230):

χαῖρε μελαμπέπλοις, Εὐριπίδη, ἐν γυάλοισι Πιερίας. Shaksp. sagt vom armen Tom K. Lear 3, 4 (Del. p. 82): he drinks the green mantle of the standing pool. Durch Gewänder werden ferner personificirt die Sonne, der Mond, die Wolken, der Sturm. An die Mythologie der Alten sich anschliessend sagt Shaksp. Winter's tale 4, 3 (Del. p. 77): the fire-rob'd god, golden Apollo. Eine ausführliche Beschreibung des Gewandes und der Tracht des Helios findet sich in den orphischen Fragmenten 7 (Hermann, Orphica p. 462), aus der wir nur folgende Worte hervorheben: πρῶτα μὲν ἀργυρέαις ἐναλίγκιον ἀκτίνεσσιν πέπλον φοινίκεον πυρὶ εἴκελον ἀμφιβαλέσθαι. Geibel, Gedichte p. 221: O Mond, mein leuchtend heller Mond im klaren Lichtgewande. Lenau, Gedichte p. 150: O Mond im weissen Unschuldskleid! Vgl. Orph. hymn. 9, 10 Mývy tavúnenλɛ. Die Wolken im orphischen Hymn. 21, 6 sind dooooεíμoves. Schiller, Berglied: Drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft, die Wolken, die himmlischen Töchter. Vgl. Rückert, Gedichte p. 276: Senkt duftiger zu diesem Blumenhage, ihr Wolken, eures Vorhangs dunkle Säume. Lenau, Gedichte 1 p. 28: An der duftverlornen Grenze jener Berge tanzen hold Abendwolken ihre Tänze leichtgeschürzt im Strahlengold. Lenau 1 p. 127: Wo der Sturm, ein trunkener Sänger Gottes, dahinbraust, mit fliegender Locke, mit rauschendem Nachtgewand. Möricke, Gedichte p. 160: Wie in des Sturmes dunkeln Falten des Vaters göttlich Wesen wohnt. Bemerkenswerth ist die Bezeichnung des Lampenlichtes bei Antip. Thesc. 13, 1 (Jac. Anth. 2 p. 98): λαμπάδα κηροχίτωνα.

Wie die Nacht ein Gewand trägt, so auch der Schlaf und der Traum: Tibull. 3, 4, 55 quum te fusco Somnus velavit amictu. Bei Arist. ran. 1337 (Fritzsche) hat der Traum ein schwarzes Todtengewand in der parodirenden Stelle: Νυκτὸς κελαινοφαὴς ὄρφνα, τίνα μοι δύστηνον ὄνειρον πέμπεις ἐξ ἀφανοῦς μελανονεκυείμονα;

Von Deutschland sagt Geibel, Juniuslieder p. 195: Deutschland, die Wittib, sass im Trauerkleide. Städte und Inseln sich als Personen, Göttinnen, Heroinen vorzustellen, lag den Alten sehr nahe; in diesem Sinne ruft Pindar The

ben an (fr. inc. 104 Dissen): ευάρματε, χρυσοχίτων, ἱερώ τατον ἄγαλμα, Θήβα. Scherzhaft sagt Aristoph. ran. 1455: ,, Wie ist solcher Stadt zu helfen, der weder Rock noch Mantel passen will? (πῶς οὖν τις ἂν σώσειε τοιαύτην πόλιν, ᾗ μήτε χλαῖνα μήτε σισύρα συμφέρει ;) - Vgl. Shaksp. Tit. Andr. 1, 2 (Del. p. 10): hail, Rome, victorious in thy mourning weeds. Rückert, Gedichte p. 331: Ich sah vor mir die Stadt (Neapel) sich schmücken, ihre Scheitel gekrönt von Kastellen, ihren Fuss bespült von Wellen, weit sah ich lagern die Königin, und fuhr am Saume des Kleids ihr hin. Von dieser Anschauung ausgehend kann man vielleicht in der homerischen Stelle Od. 13, 388 Τροίης λύομεν λιπαρά κρήdeuva (vgl. Il. 16, 100) das letztere Wort ganz eigentlich als Kopfbinde, Schleier fassen. Dieser Ausdruck kommt häufig vor: hymn. Cer. 151 zgýdɛuva róλnos, hymn. in Ven. 2 zoýdɛμvα Kúπqоv, vgl. Hes. scut. 105; von dem Dionysos heisst es bei Bacchyl. fr. 27, 6 (Bergk): avriy ô μèv noλέων κρήδεμνα λύει, Eur. Troad. 588 πέτρινα κρήδεμνα. Die Mauer nannte Demedes τὸν ἐσθῆτα τῆς πόλεως bei Athen. III p. 99 D (vgl. noch Ameis zur Odyss. 13, 388).

2. Die Nacht, der Morgen, der Tag, die Woche, die Monate, die Jahreszeiten, das Jahr, das Alter werden durch Kleidung personificirt. Die Nacht, ohnehin Göttin heisst bei Aesch. Prom. 24 onlɛiuwv (bei Soph. Trach. 95, 132 alóla), bei Orph. Arg. 1026 ἀστροχίτων, bei Eur. Ion. 1150 μελάμπε Tλos, vgl. Alexis, Thespr. 2 (Meineke, fr. com. 3 p. 419) νυκτός τ' ὄμμα τῆς μελαμπέπλου, Orph. hymn. 7, 10 νυκτὸς ζοφοειδέα πέπλον. Diese Anschauung hat Shakspere weiter ausgeführt in Rom. and Julie 3, 2 (Del. p. 75), wo die Nacht eine ehrbare, ganz in Schwarz gekleidete Matrone genannt wird, vgl. Romeo 2, 2 (Del. p. 49) I have night's cloak to hide me from their eyes; Rich. II 3, 2 (Del. p. 59) then murders, treasons and detested sins, the cloak of night being pluck'd from of their backs, stand bare and naked, trembling at themselves; Macb. 1, 5 (Del. p. 37) come, thick night, and pall thee in the dunnest smoke of hell; Henry VI I, 2, 2 (Del. p. 34) night is fled, whose pitchy mantle overveil'd the earth. Vgl. Sil. 12, 613 terras caeco

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