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Thränen?

Sara! was willst du von mir
Mein Aug' war viel von Thränen feucht,
Aus Reid hat sie die Welt verscheucht.
Doch past solch dunkles Loos wie meines,
Nicht für ein liebend Herz, wie deines!
Allein als Sklav, als Herrscher stehn
Will ich allein auch untergehn . . .

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Was mir das Leben Liebes bot

-

Hab ich als Opfer dargebracht
Mein Hauch ist aller Freude Tod,
Und Schonung nicht in meiner Macht . . .
Wohl keinen ganz geringen Mann,
(Laß ich als solchen auch mich an)

Siehst du Sara! du siehst in mir

Den Bruder Roslam-Beg's vor dir!

Mein Glück gab ich dahin als Opfer, frei... flage nicht darum, verzeih, verzeih!

XXXVII.

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Sprach's, winkte mit der Hand, und fernher schon
Scholl, kaum vernehmbar, Roßhufwiederhall
Und starr und stumm horcht sie dem fernen Schall,
Jhr Geist, Gefühl, Bewußtsein war entflohn,
Als ob mit jenem dumpfen Roßhufschalle
Ihr Herz, all ihrer Zukunft Glück verhalle.
O Sara, Sara! denke sein nicht mehr!
Zurück aus deinen schönen Träumen wandre
Dein Auge ist so voll, dein Herz so leer,
Ein Augenblick dir schwerer als der andre.
O nähre nicht den Schmerz, laß ihn vergehn!..
Den ganzen Tag blickt sie hinaus in's Land
Wo ihrer Liebe heller Stern verschwand
Und in der lichten Abendwolken Ziehn,
Allüberall glaubt sie sein Bild zu sehn.
Und Nachts im Schlaf bei jeglichem Geräusche
Schnell springt sie zitternd auf, erwartet ihn,
Und späht, bis sie gewahrt, daß sie sich täusche...
So sieht man wohl ein Meteor aufflammen,

Es scheint zu nahn und

bricht in Nichts zusammen.

Zweiter Theil.

1.

In trüber Flut braust der Argun durch's Land, Des Winters Fesseln sind ihm unbekannt,

Nie unter Eisesdruck ward er gebeugt,

Denn selbst von Eis und Schnee ward er gezeugt,
Der keck aus seinen Silberwindeln sprang
Auf steilen Höhn, wo selbst der Gemse bang.
Ein derb Naturkind, treibt er seine Flut
In kindlich frohem, lautem Uebermuth
Bald rauscht er hüpfend zwischen hohem Gras,
Bald krümmt er sich, und wie gebognes Glas
Durchsichtig, in den Abgrund stürzt er, bis
Er ganz verschwunden in der Finsterniß.
Hier über'm Schlund, wohin sein wilder Lauf
Treibt, girrend fliegt ein Schwarm von Tauben auf.
Und aus den strauchbewachs'nen Wänden drängen
Steinblöcke sich hervor, und drohend hängen,
Erwartend, daß das Flutgetös verhalle,
Um in das Flußbett dann zu stürzen alle,
Die Fluten zu begraben in dem Falle.
Vergebens warten fie die Woge ruht nicht,
Und aller Steine Sturz begräbt die Flut nicht:
Wird ein Weg ihm versperrt: zu einem andern
Bricht der Argun fich Bahn, fürbaß zu wandern.

II.

III.

IV.

Roslam - Beg hatte einstmals einen Bruder, Davon man jezt noch singt und um ihn trauert;

Nicht unter seidner Perserdecken Pracht
Ward Ismaïl geboren um ihn wacht'
Kein weiblich Wesen in der dunklen Nacht,
Einlullend ihn mit kindestrautem Klang.
Der Stürme Heulen war sein Wiegensang.
Als er zum Erstenmal den Blick erhob,
Ein Ungewitter ihm entgegenschnob.
In dunkler Höhle feuchter Lagerstatt,
Wohin sein Vater sich mit ihm gerettet
Vor seinem Mörder - Bruder Bey-Bulát,
Ward Ismail als zartes Kind gebettet.
Und wieder ein Verfolgter war er, da
Zum Erstenmal das Licht er wieder sah.

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Hub er sein Leben an,

wie's Viele enden:

Durch ein Verbrechen. Fremd der Mutterliebe
Fand er als Kind kein Herz sich anzuschmiegen,
Blieb unerschlossen jedem zarten Triebe;
Ließ sich von kühlen Abendwinden wiegen;
Nachts war der Mond sein einz'ger Spielgenoß.
So zwischen Erd' und Himmel ward er groß.
Bedürfniß, Sorge war ihm unbekannt.
Er war gewohnt im rauhen Bergesland
Zu sehn, wie unter ihm die Wolken zogen,
Und über sich den blauen Himmelsbogen.
Und seine jugendlichen Spiele theilten

Die Adler nur, die oben mit ihm weilten.
Es war sein Herz voll starker Leidenschaft,
Voll wilder Glut und starker Willenskraft.
Des Südens Stürme brachen sich darin,
Erschütterten und stählten seinen Sinn...
Vom Vater ward Ismaïl, jung an Jahren
Noch, in das ferne Türkenland gesandt:

Seitdem hat man nichts mehr von ihm erfahren.

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