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23.

Ist dies die Quelle, die mich gelabt und getränkt ?
Ist dies das Mädchen, dem ich mein Herz geschenkt?
O böses Geschick!

Mein Mädchen, mein Glück
Einem Andern gehört!

Ist der Quell dies, wo badend die Taube saß?
Ift die Maid dies, die ich zum Weib erlas?
O böses Geschick! u. s. w.

Ja, der Quell ist derselbe, doch die treulose Maid
Hat mich vergessen seit langer Zeit!

O böses Geschick! u. s. w.

Ist der Quell überschüttet mit goldenem Sand,
Reicht das Mädchen einem andern Kosaken die Hand.
O böses Geschick! u. s. w.

Mit Kraut ist bewachsen zur Quelle der Weg,
Ein andrer Kosak führt mein Mädchen hinweg!
O böses Geschick! u. s. w.

Es rauschen die Weiden, die am Bache stehn,
Mit der Liebsten die Kosaken zur Kirche gehn.
O böses Geschick! u. s. w.

Der Eine führt sie beim Arm, der Andre faßt sie bei der Hand,
Mit schwerem Herzen in der Ferne ein Dritter stand.

Stand allein

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es war bleich wie die Wand fein Gesicht;

Er liebte so das Mädchen und bekam es nicht!

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Gras, erneue dich!

Kosak, freie mich!

Willst du mich nicht frein,

Komm als wollt'ft du's, zu mir,
Denn die Nachbarn mein
Lassen keine Ruh mir;

Sagen: Er hat dich betrogen,
Und jezt kommt er nicht mehr; «
Sagen: Er hat dich belogen, «
Und das kränkt mich so sehr!
» mein Kind, mein liebes!
Wohl beim Alten blieb es,
Wäre längst gekommen,
Hätt' dich mitgenommen,
Mit an meinem Arm
Doch der Vater zürnt,
Sagt du seist zu arm;
Will mir nie verzeihn
Dich so arm zu frein. «

- du treuloser Mann,
Wär' ich reicher als du:
So spuckt' ich dich an,
Deinen Vater dazu!
Will zur Zauberin gehn,
Von ihr Hülfe erflehn...

Freundin! hör' mich Betrübte: Mich verläßt den ich liebte! Und die Zauberin spricht: »Mädchen, gräme dich nicht! Sei nicht trüb, meine Traute, Bist noch grün wie die Raute; Laß dem Herzen nicht bang sein, Deine Jugend wird lang sein, Ist dir untreu der Eine Wird ein Andrer der Deine! Wenn die Rauten beginnen Zu blühen im Feld, Kommt, dich zu minnen, Ein wackerer Held.

Doch der dich verstoßen,

Wird kein Weib je umschließen,
Bis dem Mühlstein, dem bloßen,
Grüne Raden entsprießen. «
Das Mädchen sofort
Verstand den Sinn

Vom dunklen Wort

Der Zauberin,
Der wundersamen,
Nahm Rautensamen,
Auf den Weg ihn zu legen;
Und sieh, es fiel Regen,
Und es sproß das Kraut,

Und Blätter gewann es;

Und das Mädchen ward Braut
Eines schmucken Mannes . . .
Doch dem Mühlstein, dem bloßen,
Keine Raden entsprossen!
Der Kosak ist jezt alt schon,
Sein Haupthaar ist grau,
Im Herzen ist's kalt schon,
Und er hat noch keine Frau!

Vom Kolaken Baida. *)

In Bereftetschek der Stadt, der berühmten Stadt,
Trinkt Baida an Meth und Branntwein sich satt;
Und nicht wenig trinkt Baida: in Einem fort
Schwelgt er zwei Tage, zwei Nächte dort.
Schicht der Sultan der Türken Gesandte hin,
Läßt einladen Baida, soll zu ihm ziehn:

»Ich grüße dich, Baida, berühmter Held!
Sei mein treuer Vafall du im Frieden und Feld,
Und sollst die Prinzessin, meine Tochter frein,
Sollft Herr der ganzen Ukraine sein! «

Verflucht, Sultan, ist der Glaube dein,
Und häßlich, Sultan, dein Töchterlein! -
Da rief der Sultan die Haiducken zur Stell':

»Auf! fangt diesen Baida und bringt ihn mir schnell!
Ergreift diesen Baida und bindet ihn,

Und hängt ihn bei der Seite an den Baum dort hin!«

*) Baida ist ein in der Geschichte Kleinrußlands ganz unbekann ter Name. Einige sind der Meinung, dieses Lied beziehe sich auf den polnischen Fürsten Dimitri Waszniowiecki, welcher von Stephan IX. Hospodar der Moldau, nach Konstantinopel geschickt, dort unter Soliman II. eines ähnlichen Todes starb.

H. Maximowitsch, dessen Sammlung ich dieses Lied zu verdanken habe, ist der Meinung es beziehe sich dasselbe auf die Begebenheiten des Jahres 1674, und mit dem türkischen Sultan sei Muhamed IV. gemeint.

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