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VIII.

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Doch was hat diesen Stamm versucht,
Fort aus der Väter Haus zu ziehn,
Und nächtlich, in freiwillger Flucht,
In fremde Wüstenei zu fliehn ?
Hat Muhammed ihm vorgeschrieben
Sein Schicksal, und den Stamm vertrieben?
Nein! eine andre Unglückshand
Vertrieb den Stamm aus seinem Land:
Ein fremdes Kriegsbeer zog beran,
An Macht und Stärke unermeßlich,
Und machte Alles unterthan
Auf seinem Weg, und hauste gräßlich.

IX.

Und Jahre kommen, Jahre zichn,
Fünf Jahre schon fab man entfliehn,
Und an dem feindlichen Geschlecht
War noch die Unbill nicht gerächt.
Im Hochland ließ nach langem Lauf
Der flüchtige Tscherkeß fich nieder,
Und baute neue Hütten auf,
(Davon (don lang die Spuren wieder
Verschwunden). Nur an Kampf und Streit
Dachte das Volk zu jener Zeit,
Und Alt und Jung nach Rache dürsten.

Roslam.Beg batte mit den Fürsten
Und ihren friegerischen Horden
Scon gegen den verhaften Feind
Zu offnem Kampfe fich vereint,
Und harrte an des Kuban Borden.

X.

Dem Weg

Im Herbst des Jahrs, in früher Stund,
Zwischen dem Eisenberge 5) und
Dem Schlangenberge, ') to inmitten
Des Krauts, im dicht bewachs'nen Raum
Der schmale Weg bemerkbar faum,
Ein Reiter kam des Wegs geritten.
Zur Rechten und zur Linken, neben

- und kaum dadurch geschieden
Zerborstne Trümmer fich erbeben,
Wie Reste bober Pyramiden.
Und wie die Blicke weiter wandern,
Drängen, einander überstreckend,
Gewaltge Berge sich hervor
Doch steigt als König aller andern,
Durch seine Höhe faft erschreckend,
Der Befd tau in die Luft empor.
Er strahlt im Glanz des reinsten Blau's,
Und lichte Nebelstreifen schweben
Um seine Schultern her, daraus
Fünf weiße Häupter fich erheben.

XI.

Noch hatte bon den Wiefen nicht
Den Thau geküßt das Morgenlicht,
Und aus den schlängelnd wilden Reben,
Die den Granitfels hier umgeben,
Noch Silberregen niederträufte,
Sobald der Reiter daran streifte.
Doch plötzlich feinen kleinen, zähen
Bergrappen bielt der Reiter an,
Und scharf umber zu schaun begann
Als wollt er Jemand fern erspähen.
Bald locert er des Pferdes Zügel,
Stellt sich bald aufrecht in den Bügel,
Sein Auge späht, die Glieder zittern
Vor Ingrimm, nichts kann er erwittern ...
Im Zorne springt er ab vom Pferde
Und hält fein Ohr zur feuchten Erde,
Doch mag er noch so emsig lauschen,
Nichts bört er, als der Büsche Rauschen.
Stumm war es, öde ringsumber;
Sein Blick ward trüb, sein Herz ward schwer.
Er fluchte seinem Mißgeschick ...
Gern hätt er zu der Zeit sein Leben,
Die ganze Welt dahingegeben
Für einer nahen Hütte Dampf,
Für naher Pferde Hufgestampf.

XII.

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Wer ist der Mann? Ein Russe? Nein! Ein Waffenrock von fremder Art Hüllt seine schlanken Glieder ein, Und eine Müße, langbehaart, Bededt den Kopf – im Gürtel trägt Er, schwarz und golden ausgelegt, Dolch und Pistolen an der Seite Sein Degen hängt, der scarfe, breite Am Riemen, überm Rücken quer, Trägt er sein filzumhüllt Gewehr. Wehr und Gewand find ganz beftellt Wie sich die Bergfosaken kleiden; Doch hat kein Andrer solch Geschick Und wie er sich im Sattel hält, Kann man ihn auf den ersten Blick Leicht von Rosaken unterscheiden: 's ist kein Kosaf – 'ist ein Tscherkeß!

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Ein Mann, von Haltung stolz und prächtig,
Jung, aber wie ein Greis bedächtig.
Kein Jugend drang nach Spiel und Luft
Sdwillt diese breite Mannesbruft.
Was will er? wer hat ihn gesandt,
In dieses unruhvolle Land ?

XIII.

Sein Auge falt verdedt, was beiß
Und stürmisch seine Bruft erfüllt,
Wie wenn das erste dünne Eis
Des Meeres dunkeln Schlund verhüllt
Bis zu den nächsten Sturmesschauern ...
Furchtbare Leidenschaft versteckt
In dieser jungen Bruft fich tief,
(Wie Löwen in der Höhle lauern,
Bis fie ihr Opferthier entdeckt
Und wild erwacyt, was scheinbar schlief.)
Schien wie ein Stein sein Herz zu sein:
Der Stahl lockt Funken aus dem Stein!

XIV.

XV.

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