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Suchanoff.

Die öde Hütte.

Liebe Sdwalbe, fliege nicht,
Fliege nicht und schwing' dich nicht
Auf mein altes Hüttendach!
Ach, zu meiner Hütte schon
Längst verwachsen ist der Pfad
Dicht mit Unkraut und Geftrüpp.

Ganz zerfallen ist das Dach
Und zerbröckelt ist die Wand
Und die Decke eingestürzt.
Denn der Hütte fehlt der Wirth,
Ales liegt hier im Verfall,
Und du findest keinen Ort
Um dein Neftchen dranzubaun.

Großfürstin **

frühlingsabend.

Die Erde rubt, und Wolfen schweben
Vergoldet von dem Abendglühn,
Verstummt ist ringsum alles Leben,
Der Thau blißt auf dem Wiesengrün.

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Der Wind spielt mit den jungen Blättern,
Die Quelle rieselt leis durchs Thal;
Still ist es, wie vor naben Wettern
Da Donnert's fern und blitt zumal.

Und tiefe Stille fenft fich nieder
Und Dunkel über Wald und Flur,
Müd hängen alle Zweige nieder,
Schlaflose Blättchen fäuseln nur.

Die Dämmrung weicht der Nacht almälig,
D Liebesstern, wie hell du scheinst!
Dem Herzen wird so lind und selig
Wie in der froben Kindheit einft.

Polowpoff.

Tro ft.

Sálag' nicht wegen kleiner, alltäglicher Plagen
Gleich trüb und verzagt an die stürmische Brust,
Wie schlimm auch Dein Schifal, Du darfst nicht verzagen,
Aus beutigem Leid wächst die kommende Luft.

Des Augenblicks Springflut in schimmerndem Steigen
Glänzt bäufig von Perlen und Edelgestein
Merk auf, und Dein Genius wird es Dir zeigen,
Greif zu, und das kostbare Kleinod ift Dein.

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Arbeiten und Beten giebt ächte Brillanten,
Die glänzend erstehn aus des Augenblicks Flut,
Verbunden mit Liebe find diese Giganten
Des Glückes und Friedens bewährteste Hut.

Grekoff.

Scheiden.

Beim Scheiden im Garten wir saßen noch lange,
Beredt war die Zunge und feucht war die Wange,
Es bebten und flüsterten ringsum die Bäume,
Und wir träumten mit ihnen selige Träume.

So lieblich umstrablte des Mondlichts Gefunkel Dein bleiches Gesicht und Dein lodiges Dunkel, In jener Minute der Lieb' und des Scheidens Erlebten wir viel wie des Glücks so des Leidens.

Turgénjew.

Die Meile.

Wohl im Wald im Blättergolde
Hellen Tons die Meise fingt.
Gruß dir, Sängerin, du holde
Botin, die den Herbst uns bringt!

Ob sie drobt mit Sturm und Regen
Und den Winter prophezeit,
Haucht doch deine Stimme Segen,
Athmet helle Freudigkeit.

Die mir tief zu Herzen dringen,
Sind die süßen Töne nur
Ein bewußtlos leeres Klingen
Der gleichgültigen Natur?

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Oder ist auch dir gegeben,
Wie dem Menschen, jene Luft,
Jene Freud' am schönen Leben
Die du ftrömst aus voller Bruft?

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