Liebe Sdwalbe, fliege nicht, Fliege nicht und schwing' dich nicht Auf mein altes Hüttendach! Ach, zu meiner Hütte schon Längst verwachsen ist der Pfad Dicht mit Unkraut und Geftrüpp.
Ganz zerfallen ist das Dach Und zerbröckelt ist die Wand Und die Decke eingestürzt. Denn der Hütte fehlt der Wirth, Ales liegt hier im Verfall, Und du findest keinen Ort Um dein Neftchen dranzubaun.
Die Erde rubt, und Wolfen schweben Vergoldet von dem Abendglühn, Verstummt ist ringsum alles Leben, Der Thau blißt auf dem Wiesengrün.
Der Wind spielt mit den jungen Blättern, Die Quelle rieselt leis durchs Thal; Still ist es, wie vor naben Wettern Da Donnert's fern und blitt zumal.
Und tiefe Stille fenft fich nieder Und Dunkel über Wald und Flur, Müd hängen alle Zweige nieder, Schlaflose Blättchen fäuseln nur.
Die Dämmrung weicht der Nacht almälig, D Liebesstern, wie hell du scheinst! Dem Herzen wird so lind und selig Wie in der froben Kindheit einft.
Sálag' nicht wegen kleiner, alltäglicher Plagen Gleich trüb und verzagt an die stürmische Brust, Wie schlimm auch Dein Schifal, Du darfst nicht verzagen, Aus beutigem Leid wächst die kommende Luft.
Des Augenblicks Springflut in schimmerndem Steigen Glänzt bäufig von Perlen und Edelgestein Merk auf, und Dein Genius wird es Dir zeigen, Greif zu, und das kostbare Kleinod ift Dein.
Arbeiten und Beten giebt ächte Brillanten, Die glänzend erstehn aus des Augenblicks Flut, Verbunden mit Liebe find diese Giganten Des Glückes und Friedens bewährteste Hut.
Beim Scheiden im Garten wir saßen noch lange, Beredt war die Zunge und feucht war die Wange, Es bebten und flüsterten ringsum die Bäume, Und wir träumten mit ihnen selige Träume.
So lieblich umstrablte des Mondlichts Gefunkel Dein bleiches Gesicht und Dein lodiges Dunkel, In jener Minute der Lieb' und des Scheidens Erlebten wir viel wie des Glücks so des Leidens.
Wohl im Wald im Blättergolde Hellen Tons die Meise fingt. Gruß dir, Sängerin, du holde Botin, die den Herbst uns bringt!
Ob sie drobt mit Sturm und Regen Und den Winter prophezeit, Haucht doch deine Stimme Segen, Athmet helle Freudigkeit.
Die mir tief zu Herzen dringen, Sind die süßen Töne nur Ein bewußtlos leeres Klingen Der gleichgültigen Natur?
Oder ist auch dir gegeben, Wie dem Menschen, jene Luft, Jene Freud' am schönen Leben Die du ftrömst aus voller Bruft?
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