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SHAKESPEAR-BIBLIOGRAPHIE.

I. Selbständige Schriften und Textausgaben.

BENEDIX (Roderich): Die Shakespearomanie. Zur Abwehr. (IV u. 446 S. gr. S.) Stuttgart, Cotta. 2 Tlr. 10 Gr.

BÜHNEN- UND FAMILIEN-SHAKESPEARE. Hrsg. von Ed. und Otto Devrient. II. Bd. Leipzig, J. J. Weber. kl. 8. (2 Bl., 402 S.) Inhalt: Coriolanus. Julius Caesar. Der Sturm.

KELLER (Th.): Shakespeare-Perlen. Die in den Dramen des groszen Britten zerstreuten Sprüchwörter, Sentenzen und Lebensregeln. 8. (306 S.) Trier, Groppe. broch 1 Tlr., geb. 12/3 Tlr.

SCHMIDT (Ferd.): Der Kaufmann von Venedig. Macbeth. Zwei Erzählungen für Jung und Alt. 2. Aufl. 2. Aufl. gr. 16. (133 S. mit 1 Steintaf.) Berlin, Kastner. cart. 71/2 Gr.

SHAKESPEARE (Works of). Edited by Howard Staunton. (6 vols.) vol. 5. New edit. 8. (590 pp.) London, Routledge, cloth, 5 sh.

SH's. Dramatic Works. Adapted for Family Reading by Thomas Bowdler. New edit., with Steel Engravings. Post 8 vo. pp. 863, cloth, 8 sh. (Griffin). SHAKESPEARE'S sämmtliche dramatische Werke. Uebersetzt von A. Böttger, H. Döring, Alex. Fischer u. A. 19. Aufl. In 12 Bdn. m. 12 Stahlst. 16. (232, 228, 242, 250, 259, 243, 258, 241, 238, 250, 262, 276 S.) Leipzig, Ph. Reclam. jr. brosch. 1 Tlr. 15 Gr.; geb. 2 Tlr. 20 Gr. SH'S Macbeth. Edited by the Rev. Charles E. Moberly, M. A. 12mo. pp. 102, cloth, 2 sh. (Rivingstons).

Rugby edit. THE BEAUTIES of SH. With a General Index. 12mo. (pp. 388) London, Routledge. cloth, 3 sh. 6 d.

II. Shakespeariana in Zeitschriften.

DAS BUCH FÜR ALLE. 1S74. Hft. 4: Galerie berühmter Maler und ihrer Werke. XVI. Hamlet und der Geist seines Vaters. Nach einem Gemälde von Heinrich Füszli.

DIE GEGENWART. Red. Paul Lindau. Nr. 43 & 44: Die Shakespearomanie. Von Roderich Benedix.

INTERNATIONALE REVUE. Monatschrift für das gesammte geistige Leben u. Streben der auszerdeutschen Culturwelt. 1. [einziger] Band. 1866. Juli bis December. Wien (Arnold Hilberg's Verlag):

KURZ (Hermann): Die Deutschen in den „Lustigen Weibern von Windsor." (S. 156-164; 322-329; 799-805.)

LOEN (A. Freih. v.): Die Shakespear-Kenntnis im heutigen Frankreich. Mit besonderem Bezug auf die Shakespear-Forschungen von A. Mézières. (S. 1-21.) REICHLIN-MELDEGG (Karl Alexander Frhr. v.): Faust und Hamlet. Eine aesthetische Parallele. (S. 300-308.)

III. Shakespeariana-Recensionen.

BERNAYS (Mich.), Entstehungsgeschichte des Schlegel'schen SH. (Von J-r: Magazin f. d. Lit. des Ausl. 1873 Nr. 4.)

GENÉE, Shakespear. Sein Leben und seine Werke. (Von A-e: Literar. Centralblatt, 1872 Nr. 47.)

KREYSSIG, Shakespear-Fragen. (Von A-: Literar. Centralblatt 1872 Nr. 34.) MEISSNER (Johs.): Untersuchungen über SH's Sturm: (Wissenschaftliche Monatshefte, hrsg. von K. Hopf und O. Schade. 1873 Nr. 7.)

SAMMLUNG SH'SCHER STÜCKE. Für Schulen herausgegeben von E. Schmid, wissenschaftlichem Lehrer an der städtischen höheren Töchterschule zu Danzig. I: Julius Caesar. (Schlesische Volkszeitung. 1873 Nr. 269.)

SHAKESPEAR-MUSEUM. (Schlesische Volkszeitung. 1873 Nr. 269.)

MISCELLEN UND NOTIZEN.

Ein Rechtsgutachten zu Gunsten der Jude, der sein Pfund Fleisch verShylock's hat jüngst der Universitätspro- langt; es ist das Gesetz Venedigs selber, fessor der Jurisprudenz Herr Rud. v. das an die Schranken des Gerichts pocht: Jhering in seiner Schrift „Der Kampf denn sein Recht und das Recht Venedigs. um's Recht" (2. Aufl. Wien 1872, Verlag sind eins; mit seinem Recht bricht letzder G. J. Manz'schen Buchhandlung, teres zusammen. Und wenn er selber S. 63/66) abgegeben, indem er sich fol- dann zusammenbricht unter der Wucht gendergestalt auslässt: des Richterspruches, der durch schnöden „Die Wahrheit bleibt Wahrheit und Witz sein Recht vereitelt ;*) wenn er, ververliert nichts an ihrer Macht über das folgt von bitterem Hohn, geknickt, gemenschliche Gemüt, wenn sie dem Sub- brochen, mit schlotternden Knien dahinjekt auch nur unter dem beachränkten wankt; wer kann sich des Gefühls erGesichtswinkel seines eigenen Interesses wehren, dass mit ihm selber das Recht sichtbar geworden ist. Hass und Rach- Venedigs gebeugt worden ist, dass es sucht sind es, die den Shylock vor Ge- nicht der Jude Shylock ist, der von dannen richt führen, um sein Pfund Fleisch aus schleicht, sondern die typische Figur des dem Leibe des Antonio zu schneiden; aber Juden im Mittelalter, jener Paria der Gedas hierfür im Buche stehende über" ist sellschaft, der vergebens nach Recht doch wohl ein Druckfehler] die Worte, Recht schreit? Die gewaltige Tragik seines die der Dichter ihm in den Mund legt, Schicksals beruht nicht darauf, dass ihm. sind in seinem Munde ebenso wahr, wie einfach das Recht versagt wird, sondern in jedem andern; es ist die Sprache, die dass er, ein Jude des Mittelalters, den das verletzte Rechtsgefühl an allen Orten Glauben an das Recht hat man möchte und zu allen Zeiten stets reden wird, die sagen, dass er sich für ebenso gut hielt, Kraft, die Unerschütterlichkeit der Ueber- wie ein Christ einen felsenfesten Glauzeugung, dass Recht Recht bleiben muss, ben, den nichts beirren kann und den der Schwung und das Pathos eines Mannes, der Richter selber nährt, und dass dann der sich bewusst ist, dass es sich bei wie ein Donnerschlag die Katastrophe der Sache, die er führt, nicht bloss um über ihn hereinbricht, die ihn aus seinem seine Person, sondern um eine Idee handelt. Das Pfund Fleisch, lässt SH. ihn sagen,

,,,Das Pfund Fleisch, das ich verlange,
Ist teu'r gekauft, ist mein, und ich will's haben.
Wenn ihr's versagt, pfui über euer Gesetz!
So hat das Recht Venedigs keine Kraft.
Ich fordre das Gesetz.

Ich steh' hier auf meinem Schein."

-

Wahn reiszt und ihn belehrt, dass er nichts ist als der Jude des Mittelalters, dem man sein Recht giebt, indem man ihn darum betrügt."

Zu der oben mit einem Stern bezeichneten Stelle macht Herr v. Jhering dann noch folgende Fusznote:

„Gerade darauf beruht in meinen Augen „Ja, ich fordre das Gesetz: Der Dichter das hohe tragische Interesse, das Shylock hat mit diesen Worten das wahre Ver- uns abnötigt. Er ist in der Tat um sein hältnis des Rechts im subjectiven zum Recht betrogen. So wenigstens muss der objectiven Sinn und die Bedeutung des Jurist die Sache ansehen [muss?]. Dem DichKampfes um's Recht in einer Weise ge- ter steht natürlich frei, sich seine eigene zeichnet, wie kein Rechtsphilosoph es Jurisprudenz zu bilden, und wir wollen treffender hätte tun können. Mit diesen es nicht bedauern, dass SH. dies hier Worten ist die Sache mit einem Male aus getan oder richtiger die alte Fabel uneinem Rechtsanspruch des Shylock eine verändert beibehalten hat. Aber wenn Frage um das Recht Venedigs geworden. der Jurist dieselbe einer Kritik unterWie mächtig, wie riesig dehnt sich die ziehen will, so kann er nicht anders sagen, Gestalt des schwachen Mannes aus, wenn als der Schein war an sich nichtig, da er diese Worte spricht! es ist nicht mehr er etwas Unsittliches enthielt; liesz der

„weise Daniel" ihn aber einmal gelten, von der anderen ab, und wie tragen alle so war es ein elender Winkelzug, ein doch den Stempel derselben wilden Grösze kläglicher Rabulistenkniff, dem Manne, einer titanischen Zeit. Wie so gar nichts dem er einmal das Recht zugesprochen Kleines, Schwaches an all diesen Menhatte, vom lebenden Körper ein Pfund Fleisch schen! Welche Uebereinstimmung aller auszuschneiden, das damit notwendig ver- Figuren mit einer Zeit, die solche Taten bundene Vergieszen des Bluts zu versagen. hervorbringt! welche Harmonie bei der Man möchte fast glauben, als ob die ungeheuersten Mannigfaltigkeit! Der grosze Geschichte von Shylock schon im ältesten Reichtum der SH'schen Stücke, der sie Rom gespielt habe; denn die Verfasser bei noch so vielmaligem Lesen neu erder zwölf Tafeln hielten es für nötig, in hält, ist's doch hauptsächlich, warum man Bezug auf das,,,Zerfleischen des Schuldners" ein SH'sches Stück so oft wie eine Oper (in partes secare) ausdrücklich zu be- sehen kann. Ein solches Stück, so aufmerken, dass es auf etwas mehr oder geführt, wie es verlangt, müsste denn weniger dabei nicht ankomme. (Si plus wirklich der höchste, nicht allein teatraminusve secuerint, sine fraude lische, sondern überhaupt der höchste esto!)" Kunstgenuss sein, den die Welt hat.

Der Herr Professor des 19. Jahrhun- Die doppelte Zeitrechnung im Lear. Die derts nimmt also noch denselben Stand- Illusion durch scheinbare Stetigkeit der punkt ein, wie schon im SH'schen Drama Handlung für die Fantasie und das Geder Doge von Venedig sammt seinen müt; die wahre Zeitrechnung dem VerSenatoren, denen auch nicht einfiel, dass stande durch Verdunkelung durch den der Schein in Shylock's Händen nicht Affekt, durch den Reichtum und raschen blos gegen das Sittengesetz, sondern selbst Fortschritt für den Moment der Darstelgegen ein ausdrückliches Staatsgesetz lung entzogen. Das Ganze reiszt uns der Republik Venedig verstiesz und die hin; nachher fällt uns ein: kann sich beinahe, wenn auch noch so schweren denn aber in so kurzer Zeit so viel Groszes Herzens, dem Juden das Recht einge- natürlich entwickeln? Nun werden wir raumt hätten, ein schweres Unrecht zu gewahr, dass es uns nur schien, als habe verüben. Ein zweiter zweiter Daniel", sich so viel in so kurzer Zeit entwickelt ein neuer Doctor Portia-Bellario wird Wie uns in der Erinnerung ja auch eine auftreten müssen (und das SH.-Museum ganze Zeit blos auf ihre Hauptmomente will ihn hiermit aufgerufen haben), der sich reducirt. Keine der beiden Grupdem Herrn Professor den Standpunkt klar pen ist an sich an Handlung reich, aber mache und ihm beweise, wie Shakespear, die Situationen und Charaktere sind von der Dichter, auch selbst als Richter auf groszer Gewalt. --Es sind drei Geschicheiner höheren Zinne steht, als auf der Warte der Facultät.

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ten: der Held der ersten Lear, der der zweiten Gloster und Edgar, der der dritten Abgerissene Aussprüche Otto Lud- Edmund. Alle drei sind Nemesisgeschichwigs über SH's Königs Lear:" ten, die ersten beiden sich sehr ähnlich. Ungeheuer gedrängt wegen Reichtum des Wunderbar, dass je mehr gegen das Ende, Stoffes. Auszerordentliche Kunst, diese desto mehr Lear an Allem schuld zu sein Massen so zu entwickeln, dass Alles klar scheint, und das befestigt ihn erst recht ist, der ganze Zusammenhang, und doch in seiner Bedeutung als Hauptheld des auch das Gefühl und die psychologische Ganzen. Nur in den alten Volksbüchern Ausmalung überall an ihre Stelle und zu findet man solche drastische Situationen ihrem Rechte kommt. Wunderbare Per- noch, aber zum Teil sind sie nicht mehr spective, in die alle Figuren in Gruppen zu brauchen, da sie etwas Beleidigendes gesammelt, von denen keine die andere haben durch Conventionen ihrer Zeit, oder verdeckt, und in der jedes Einzelne so durch eingemischtes Wunderbares; zum hervor- oder zurücktritt, wie seine Wich- Teil liegen sie zu weit auseinander, sind tigkeit es erheischt. Ich kann mir keine zu episch, wie Genovefa, Robert der Tenvollkommenere Kunst denken. Und wie fel etc. Aber sie haben doch den Vorteil zeichnet sich im engen Raume bei dem der Rundheit und Beschlossenheit, die, Reichtume von Gestalten jede so bestimmt wie der lange von den Wellen gerollte

Kiesel gerundet, wie das durch viele waren, welche viele Jahre schwer auf uns Steinschichten gedrungene Wasser, ge- lagen, und wir nahmen auf zu uns jene verreinigt ist für den poetischen Gebrauch. dienstvollen Männer Shakespear, Hemings, Das Volk hat den Stoff schon ganz für Condall, Philips, und andere als Teilnehmer seine Anforderungen zubereitet dem Dich- an den Profiten des, was man Haus nennt." ter übergeben. Der Dramatiker hat bei In der anderen Notiz, welche das Athenäum selbsterfundenem Stoffe nicht die Zeit, ausführlich bringt, heiszt es vom Blackund kann ihm nicht leicht die Objectivi- friars-Theater:,,,und wir erwählten Männer tät geben, die der durch fremde Hände zu Schauspielern, welche waren Hemings, gegangene Volksstoff schon mitbringt. Condall, Shakespear und Richard Burbage!" (Shakespeare-Studien. Aus dem Nachlasse „Diese wichtigen Dokumente", schlieszt das des Dichters herausgegeben von Moritz Athenäum,,,werfen alle neulich aufgestellHeydrich. Leipzig 1872. Verlag von ten Theorien und Vermutungen betreffs der Karl Cnobloch, S. 102-104.) Geschäftsverbindung Shakespear's mit den Zu Shakespear's Biographie. Eines Theatern über den Haufen." der Mysterien aus Shakespear's Leben", schreibt das Athenäum, „ist endlich geEin Shakespear- Bildnis. Drulöst. Vor einiger Zeit hiesz es, dass Herr Verzeichnis gulin's der interessanten L. O Halliwell das Glück gehabt hat, eine Lottich'schen Kunstsammlung, welche nebst Anzahl merkwürdiger und in ihrer Art ein- anderen wertvollen Kupferstichen, Holzziger Dokumente bezüglich der beiden schnitten und Kunstbüchern Montag den Theater zu entdecken, mit welchen der 8. Dezember 1873 und folgende Tage Dichter in Verbindung stand. Herr Halli- Königsstrasze 22 in Leipzig gegen Baarwell hat uns die Textstellen gezeigt, in wel-zahlung öffentlich versteigert werden soll," chen der grosze Dramendichter ausdrückenthält 2777 Nummern, darunter auch lich erwähnt wird, Texte, die interessanter (Nr. 1858) ein Shakespear-Bildnis, Kupfersind als Alles, was bis jetzt noch darüber sind als Alles, was bis jetzt noch darüber stich nach einem gleichzeitigen Gemälde ans Licht gekommen ist. Es heiszt in den von Georg Vertue, gr. fol., als „,schöner Dokumenten, in welchen die Söhne von James Druck mit breitem Rande" bezeichnet und Burbage sprechen: „Wir bauten den Globe hiermit bezengt. mit Geldsummen, die zu Zinsen aufgebracht

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Nachricht und Bitte.

(National-Zeitung.)

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Die Lesartenmusterung zur ersten Lear-Scene musste wegen Mangels an Raum für Nr. 13 & 14 zurückgelegt werden. Das Shakespear-Museum erscheint von jetzt ab regelmäszig auf den 23sten jedes Monats in Doppelnummern. - Diejenigen werten Abnehmer, welche nur auf den ersten Halbband abonnirt haben und auch die Fortsetzung wünschen, werden ersucht, ihre Praenumeration für den 2. Halbband (Nr. 13-24) bei Zeiten zu erneuern; Nr. 13 & 14 erscheinen auf den 23. Dezember d. J. Behufs lückenloser Durchführung der neu eröffneten Rubrik Shakespear-Aufführungen" richte ich an alle Bühnenleitungen die Bitte, mir die bezüglichen Theaterzettel unter Kreuzband zugängig zu machen, wogegen ich mich verpflichte, jedem Theater die von ihm handelnden Nrn. des Shakespear-Museums ebenfalls unter frankirtem Kreuzband zuzustellen. Redactionen werden mich durch Uebermittelung von Blattstücken, in welchen sie Shakespeariana bringen, zu Dank und Entgelt verpflichten. Der Herausgeber.

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Inhalt: Shakespear-Stammbuch: (21. P. J. Willatzen. 22. Macaulay. 23. P. Möbius. 24. E. Geibel.) — H. A. Franklin: A few observations on Shakespeare and his „Merchant of Venice." Karl Hagena: Berichtigungen der Schlegel-Tieck'schen ShakespearUebersetzung. (Forts.) K. Francke: Antwort auf zwei Fragen Hagena's. ShakespearAufführungen: (1. Leipzig. 2. Oldenburg). Shakespear-Bibliographie. Miscellen und Notizen: (Ein Rechtsgutachten zu Gunsten Shylock's. Otto Ludwig über König Lear. Zu SH's Biographie. Ein Shakespear-Bildnis. Nachricht und Bitte. Redacteur und Herausgeber: Max Moltke (Mendelssohnstrasze 3B in Leipzig). der Deutschen Volksbuchhandlung in Leipzig. Druck von W. Drugulin in Leipzig.

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Verlag

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Abonnementspreis für den Band von 24 Nrn. (Bogen) 12 Mark (4 Tlr.); jede Nr. einzeln 60 Pf.

SHAKESPEAR-STAMMBUCH.

XXV.

Drei Sonette zu Shakespear's dreihundertjähriger Geburtstagsfeier.

1.

Zwei Felsen stehn und werden stehn und ragen,

Der Zeit zum Trotz, und neben der Geschlechter
Und ihres Wegs Umwandlung in gerechter
Verehrung aller Welt, umblüht von Sagen.
An Chios' rebumrankten Sarkophagen,
Dem Fels Homers, der Mythen grauem Wächter,
Tönt mit des Meers unendlichem Gelächter
Sein Lied, gleich unerschöpft, von Tag zu Tagen.
Ein andrer, nicht so sonnig, ragt im Norden,
Und wie der düstrer scheint hinabzuschauen
Zum Grund der See, aus dem er einst geworden:

So blickt auch Shakespear's Geist durch Nacht und Grauen
Zum Grund des Seins; der Vorzeit Schatten gleiten

Um ihn im Morgenlicht der neuen Zeiten.

2.

Es sind Planeten wohl und Siriusse

Bevölkert mit Geschöpfen, welche reiner,
Von höh'rer Kraft als wir und welche feiner
Befähigt sind zum geistigen Genusse.
Von solchen Genien im Aeterkusse
Scheinst du gezeugt und jener höhern einer,
Von Seelen eine Welt entstund aus deiner,
Vollendet ganz, aus einem Flammengusse.
Da sieh die Helden! Traümer sind die einen,
Und Teufel die; hier Toren, Sonderlinge,
Dort Wesen, die wie Luftgebilde scheinen.

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