Sozialphilosophie im Umriss

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Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1910 - Sociology - 162 pages
 

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Popular passages

Page 4 - Denken Sie sich, Sie bekämen einen Schlag mit einem Stocke! Was fühlen Sie dann, den Stock oder seine Energie? Die Antwort kann nur eine sein: die Energie.
Page 124 - Gruppen, die trotz dieses Massenmerkmales meist harmloser Natur sind. Und zwar zählen dazu 'fast alle Vereinigungen und Versammlungen von Menschen [zu allen möglichen Zwecken, insbesondere politischen und gemeinnützigen Charakters. Es scheint, daß die bloße Tatsache der Anhäufung den Herdencharakter der Menschen zum Ausdruck kommen läßt, denn wo immer wir solche Versammlungen beobachten, sei es in Volksversammlungen oder Parlamenten, sei es Generalversammlungen von Aktionären oder Volksversammlungen...
Page 67 - Paris 1907. der Politik zu lösen versucht, bis er eines Tages ans Ende seiner Kraft angelangt, der unerschöpflichen elementaren Übermacht der — Menschheit erliegt, aus der dann von neuem als „Naturprodukte", Staaten erstehen, um nach denselben Naturgesetzen wie die früheren ihren Lebenslauf zu vollenden. Dieser Lebenslauf des Staates stellt sich uns dar als sozialer Kreislauf, der sich zwischen Anarchie und Anarchie abspielt. Denn Anarchie stand an der Wiege des Staates und Anarchie triumphiert...
Page 64 - ... parlamentarisch" — ja auch „republikanisch" — je nach Umständen. Heute von „Gottesgnaden", morgen „durch den Willen des Volkes" — aber seinem Wesen nach bleibt er sich gleich. Er ruht immer auf festem Boden. Unerschütterlich ist sein Fundament: das Autoritätsbedürfnis der Masse. Denn diese bleibt sich immer gleich. Mag der Staat sich entwickeln zu seiner höchsten Stufe, die Qualität der Masse ändert sich nicht. Der Zwischenbau aber zwischen Masse und Spitze, die immer sich...
Page 121 - dem Staat und der Gesellschaft" zu. Daher ihr geheimer Ingrimm, ihr Haß, ihr ewiger Rachedurst — den sie von Zeit zu Zeit im Blute der Gesellschaft zu stillen sucht.
Page 8 - Ich verstehe unter dem Willen kein besonderes psychisches oder metaphysisches Agens und nehme keine eigene psychische Kausalität an. Ich bin vielmehr mit der Überwiegenden Zahl der Physiologen und modernen Psychologen überzeugt, daß die Willenserscheinungen aus den organisch-physischen Kräften allein . . . begreiflich sein müssen«7).
Page 35 - Juristen darüber zetern, so viel sie wollen! Die Staatswissenschaft ist keine juristische Disziplin: sie ist eine reine Naturwissenschaft, die sich auf dem Gebiete der sozialen Erscheinungen bewegt. Denn der Staat ist ein Naturprozeß, eine Art jener Gattung von Prozessen, wie sie sich im Kreislauf der Sonnensysteme, in den chemischen, vegetabilischen und biologischen Vorgängen abspielen.
Page 34 - Denn das muß einmal gesagt werden : all diese juristischen Definitionen des Staates• all die Konstruktionen, die ihn in die spanischen Stiefel römisch- und deutschrechtlicher Staatsbegriffe einschnüren wollen, sind eitel Plunder, haben gar keinen wissenschaftlichen, gar keinen Erkenntniswert. Erst die Soziologie der letzten zwei Dezennien des 19. Jahrhunderts hat den Bann gebrochen und das erlösende Wort gefunden, das eine wirkliche Staatswissenschaft aus einem Scheindasein zu wirklichem Leben...
Page 62 - Zahl aber ist dieser der .,tiers etat" überlegen. Zudem kann der Mittelstand sich das „Volk" zum Bundesgenossen werben. indem er ihm nach Niederwerfung der „Herren' reiche Beute verspricht. Dieses Versprechen hält er natürlich nicht ein, denn nach dem Siege der Revolution findet er es in seinem Interesse, im Bunde mit den besiegten Herren das Volk zu bedrücken. Er kümmert sich wenig darum, daß die Zugeständnisse, die er sich mit Hilfe des Volkes errungen, aus dem Fleische desselben herausgeschnitten...
Page 65 - Dienste zu schätzen und ist imstande, dieselbe am reichsten zu belohnen. Häufig aber, wenn es zum Kampf des Klerikalismus mit dem Absolutismus kommt, stellt sich ersterer auf Seite des — •• Feudalismus, um im Bunde mit demselben den Absolutismus zu stürzen. Und zwar bezeichnen wir als Feudalismus die Bestrebungen derjenigen sozialen Gruppe, die sich nach Ausbildung des Absolutismus (der absolut gewordenen Monarchie) von demselben trennte und häufig in Interessengegensatz zu ihm gerät.

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