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können durch Ersparung eines Theils des Gütereinkommens die Güterquellen der Nation erweitert werden. So z. B. kann die Waizensaatfrucht vermehrt werden, wenn man sich einen Theil der Weizenconsumtion, und der Viehstamm, wenn man sich einen Theil der Fleischspeise versagen will.

Wir dürfen diesen Gegenstand nicht verlassen, ohne die Natur des nationalen Gütereinkommens (des nationalen Consumtionsvorrathes) im Gegensatze zum Nationalkapital und zu den drei Güterquellen überhaupt berührt zu haben; denn jenes ist es, welches das Volk nährt, kleidet und behauset. It is this stock which feeds, clothes and lodges the people." (Ad. Smith II. p. 13.)

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Das ganze, jährlich von den drei Güterquellen herrührende Gütereinkommen bildet für die Nation überhaupt das rohe Gütereinkommen (gross revenue). Von demselben ist aller Güteraufwand, der zum Ersatz der periodischen Deteriorationen oder zur Erweiterung der drei Güterquellen erforderlich ist, in Abzug zu bringen. Ferner muss noch derjenige Gütertheil, der bei der Erzeugung des Roheinkommens verbraucht wurde, wie namentlich die Productions-, Transport- und Conservationsgüter, wieder ergänzt und vom Roheinkommen in Abzug gebracht werden. Was dann noch übrig bleibt, bildet das reine Gütereinkommen (neat revenue) oder den Consumtionsvorrath der Nation. Dieser besteht natürlich nur aus Consumtionsgütern. Das rohe Gütereinkommen überhaupt liefert also nicht blos die Stoffe zu dem Consumtionsvorrath, sondern auch das Material zu den Gewerksgütern, die das reine Gütereinkommen in Consumtionsgüter verwandeln, sie der Consumtion näher bringen und sie ihr in gutem Zustande conserviren.

Kehren wir nun zur Erklärung des Wesens des Nationalkapitals zurück. Dies besteht nicht, wie die andern Güterquellen, namentlich nicht wie die Güterbasen, eine lange Zeit fort, sondern es wird periodisch ganz oder theilweise

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vernichtet und erhält sich nur durch stets wiederholte Selbsterzeugung in seiner frühern Integrität. Wir nannten deshalb das Nationalkapital in unserer Definition einen erzeugten Güterstamm. In dieser Beziehung sagt Mill*) sehr richtig:,,Wenn man von dem alten Reichthume eines Landes, von den von Vorfahren ererbten Reichthümern und in ähn,,lichen Ausdrücken spricht, so ist der darin liegende Begriff, dass die so überlieferten Reichthümer vor langer Zeit ,, hervorgebracht worden, zu der Zeit als sie zuerst erworben sein sollen, und dass kein Theil von dem Kapital des ,, Landes im gegenwärtigen Jahr hervorgebracht wurde, aus,,genommen was während desselben dem Gesammtbetrage hinzugefügt worden. Die Sache verhält sich ganz anders. ,, Der grössere Theil des jetzt in England befindlichen Ver,, mögens ist durch Menschenhände während der letzten zwölf Monate hervorgebracht worden.“

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Die Transportgüter, Conservationsgüter und Circulationsgüter sind allerdings der Nation nützlich, aber sie sind nicht erzeugend und folglich keine Güterquelle. Aber selbst Productionsgüter, wie Maschinen, Wolle und Farbestoffe, welche die Nation mit verschiedenen Producten bereichern, sind dennoch, wie wir schon erwähnt, weil sie selbst dabei sich vernichten und selbst wieder von andern, von den drei Güterquellen zurückerstattet werden müssen, keine Nationalkapital bildenden Güter. Die Gewerksgüter überhaupt sind aber nicht schon deshalb Kapital, weil sie den drei Güterquellen in ihrem Productionsprocess behiflich sind. **)

*) John Stuart Mill, Grundsätze der politischen Oekonomie, Kap. V. §. 6. Uebersetzung von Soetbeer.

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**) Anderer Meinung ist Schön (Neue Untersuchung der Nationalökonomen, Theil I. Kap. 2. §. 3). Er sagt: Das, was vermittelst der Gütervorräthe (Gewerksgüter), durch Natur und Arbeit mehr erzeugt wird, das kann auf die Rechnung dieser Vorräthe gesetzt werden, und so treten dieselben als eine dritte eigenthümliche, wenn

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Zu den nicht Kapital werdenden Gütern haben wir noch alle Bodenverbesserungen, wie z. B. die Entwässerungs- oder Bewässerungsanstalten, Deiche, Zäune u. s. w., hinzuzufügen. Diese Güter sind durch Aufwand vom rohen nationalen Gütereinkommen entstanden und zur Verbesserung einer Güterquelle, zu der des fruchtbaren Bodens verwendet worden, sie sind aber nicht selbst Güterquelle, nicht selbst Kapital. Ebenso sind landwirthschaftliche Gebäude, wie Viehställe, Scheunen und Speicher, blos Conservationsgüter, aber nicht Kapital. Ferner bilden Unterhaltsmittel für,Producenten kein Kapital; sie gehören vielmehr zum nationalen Consumtionsvorrath, sind also das Entgegengesetzte einer Güterquelle. Das Geld, ein Circulationsgut, welches der Nation selbst nichts einbringt, kann am wenigsten Naturaloder Nationalkapital sein. Ebenso können immaterielle Güter, wie Handelsmonopolien oder eine grosse Kundschaft, wohl den Privatpersonen, aber nicht der Gesammtheit als Einkommenquelle dienen.

Eine und dieselbe Güterspecies kann je nach der ihr angewiesenen Bestimmung Nationalkapital, oder Consumtionsvorrath, Productionsgut oder Transportgut sein. So z. B. ist das Rindvieh, als Zuchtvieh bestimmt, ein Kapitaltheil der Nation, als Schlachtvieh aber ein Consumtionsvorrath; als Ackervieh ist es ein Productionsgut; als Frachtvieh. endlich ist es Transportgut.

Hierin liegt die Erklärung der verschiedenen Reichthumsgrösse der Völker in den verschiedenen Stadien der

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,, auch mittelbare Güterquelle hervor." S. auch Rau, Grundsätze §. 51. Chalmers (On Political Economy, Ch. III. p. 76) nennt schon jedes Productionsgut Nationalkapital. The rudest implement that was first ,,used in preparing the ground for the reception of seed, possessed all ,, the essential attributes of capital." Ebenso auch Bastiat (Harmonies Economiques, p. 190):,,Instruments, matériaux, provisions, voilà sans doute ce que Robinson appellera son capital."

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wirthschaftlichen Entwicklung. Die Jäger- und Fischervölker, die auf der tiefsten Stufe der volkswirthschaftlichen Entwicklung stehen, die, wenn sie der Thiere und Fische habhaft werden, sie sogleich verzehren, sie als Consumtionsvorrath benutzen, besitzen kein Nationalkapital, sind auch natürlich die ärmsten von allen. Die Hirtenvölker aber, die ihr erworbenes Vieh als Vermögensstamm benutzen, die also schon eine Species Nationalkapital besitzen, sind deshalb schon weit wohlhabender als jene. Noch weit reicher als diese sind die ansässigen, Ackerbau und Bergbau treibenden Völker; denn sie besitzen nicht blos eine weit grössere Anzahl von Kapitalienspecies als die Hirtenvölker, sondern sie benutzen neben dem Nationalkapital auch noch die beiden andern Güterquellen als Nahrungsquellen. Endlich ist in dem Stadium der industriellen Geldwirthschaft, wo sich nicht allein die Species des Nationalkapitals und die der beiden andern Güterquellen, sondern auch die aller Gewerksgüter sehr vermehren, der Nationalreichthum natürlich am grössten.

§. 4.

B. Das Unternehmerkapital.

In der Naturalwirthschaft ist jeder Wirthschafter Producent; er ernährt sich nur durch Production. Auch ist sein Einkommen ein Gütereinkommen, welches er unmittelbar aus der Hand der Natur empfängt. Ganz andere Thatsachen nehmen wir in dem Stadium der Geldwirthschaft wahr, wo bereits die Theilung der Arbeit und die Scheidung der Gewerbe Platz gegriffen hat. Die einzelnen Wirthschafter sind hier nicht nothwendig Producenten, sondern jeder Unternehmer einer Transport- oder einer Circulationsdienstleistung, wie die Handelsleute, Bankiers und Rheder, können sich schon vermittelst eines Kapitals ein Einkommen erwerben. Aber auch selbst die Producenten in diesem wirthschaft

lichen Stadium empfangen ihr Einkommen nicht aus der Hand der Natur, nicht unmittelbar durch Production, sondern durch Erwerb, durch Wertherwerb, indem sie nämlich ihr werthvolles Product zu einem höheren Werth, als es ihnen zu stehen kommt, an Dritte verkaufen. Das Einkommen in der Naturalwirthschaft ist also ein Gütereinkommen und es verdankt sein Entstehen der Production; das Kapitaleinkommen in dem Geldwirthschaftsstadium dagegen ist eine abstracte Werthgrösse und entsteht nur durch Erwerb. So wie nun in jenem Wirthschaftsstadium ein Kapital, d. h. ein sich stets selbst wieder erzeugender Güterstamm, zur Erlangung eines Einkommens nöthig ist, ebenso wird in der Geldwirthschaft ein Kapital, d. h. ein stets wieder erworbener Werths tamm, zur Erreichung eines Wertheinkommens zum Bedürfniss. Nur durch einen solchen unversiegbaren Werthstamm kann der Kaufmann wie der Producent stets einen Erwerbgewinn machen und ihn als Consumtionsvorrath benutzen. Wenn die Unternehmer keine solche werbende Werthstämme besässen, so könnten sie nicht allein keine Stoffe einkaufen, keine Arbeitslöhne bezahlen u. s. w., sondern es ginge ihnen selbst auch ein Einkommen oder Kapitalgewinn ganz und gar ab. Demnach gereicht das Unternehmerkapital dem Unternehmer selbst zum Nutzen und wird für die Nation in der Geldwirthschaft zu einem Bedürfniss.

Die Unterschiede zwischen Unternehmerkapital und Naturalkapital ergeben sich aus dem Gesagten von selbst:

1) Dieses besteht in einem Güterstamm, jenes in einem abstracten Werthstamm, und es ist deshalb auch ein Werthkapital. Das Naturalkapital ist seiner Natur nach productiv, das Werthkapital aber werbend; jenes ist zugleich Nationalkapital, dieses blos Privatkapital.

2) Jenes erzeugt ein nationales, dies aber blos ein Privateinkommen; denn der grössere Tauschwertherlös, den

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