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der Girobanken sind ihrer Natur nach (durch das Domicil des Instituts) auf die Circulation in einzelnen Plätzen, andere, wie die Noten der Privatbanken, auf die in einzelnen Landestheilen beschränkt. Die Noten der Staatsbanken und das Staatspapiergeld dagegen circuliren im ganzen Staatsgebiete und können die Function des Edelmetallgeldes überall übernehmen. Wechsel briefe weltbekannter Bankiers endlich vermögen sogar auch im Auslande das circulirende Geld zu ersetzen.

Es ist nun sehr natürlich, dass in dem Maasse, wie die Geldsubstitute eines Landes vermehrt werden, die Masse . des circulirenden Metallgeldes sich vermindert.

In neuerer Zeit hat man allgemein jede derartige künstliche Verminderung als gemeinschädlich anerkannt und hat es zur Verhinderung dieses Missstandes mit verschiedenen Finanzmaassregeln versucht; so z. B. ist das Maximum der Notenemission der preussischen Bank auf 20 Millionen Thaler festgesetzt worden; in Frankreich hatte man sie in dem Revolutionsjahr 1848 auf 452 Millionen Franken ausgedehnt. Nach der Peelacte vom Jahr 1844 darf die englische Bank nur 14 Millionen Pfd. St. über den Betrag ihres Metallvorraths Banknoten emittiren. Auch durch Beschränkung des Circulationsgebietes der Banknoten, insbesondere durch Festsetzung eines Minimalbetrags der Noten (5 Pfd. St. in England), sucht man dem Uebel hin und wieder beizukommen. Ein durch ausserordentliche Verhältnisse veranlasster Mangel an Metallgeld kann ausserordentliche Maassregeln veranlassen, wie z. B. im Jahre 1849 der französischen Staatsbank gestattet wurde, Noten von 50 Franken zu emittiren, während der frühere Minimalsatz 500 Franken betrug.*)

Léon Faucher verlangte in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 23. November 1849 sogar eine Vermehrung der Kleinbanknoten. ,Et pour montrer à quel point elles (les petites coupures) y sont né

Niemals indess können oder sollen die Geldsurrogate und die Geldsubstitute das Metallgeld völlig ersetzen. Ueberall und zu allen Zeiten bedarf die Gütercirculation, wenn sie nicht schwankend sein soll, eines gewissen Quantums von Edelmetallgeld.

Hierdurch ist nun eine der wichtigsten wirthschaftlichen Fragen die wo ist der Regulator, der den Geldbetrag des für den Verkehr erforderlichen Güterquantums für eine bestimmte Zeit und Lokalität bestimmt? Es kann hier nicht vom gesammten Weltverkehr die Rede sein, denn da gibt es keine Grenze und kein Maass des Geldbesitzes; der Weltverkehr kann und muss alles Metallgeld absorbiren, welches die Edelmetallproducenten der Geldcirculation zuführen wollen. Dasselbe lässt sich auch von einem isolirten Staate sagen, wenn er denkbar wäre. *) Es kann hier, wie auch die Frage gestellt ist, nur von einzelnen, mit andern in Verbindung stehenden Ländern die Rede sein, welche von dem gesammten, in der civilisirten Welt circulirenden Gelde nur im Verhältniss ihrer circulirenden Gütermenge einen Antheil absorbiren. Diese so correct begrenzte Frage findet in dem Satze ihre Antwort: Die Differenz zwischen den Güterpreisen eines Landes und denen aller andern Länder ist es, woraus der Grad des Zuviel oder Zuwenig der dort circulirenden Geldmenge zu bemessen ist. Da nämlich bei gleicher Menge der circulirenden Güter in einem Lande alle Güterpreise um so mehr steigen, als das dort circulirende Geld sich vermehrt, und um so mehr sinken, als dasselbe sich

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cessaires je me bornerai à vous dire que sur les 120 millions qui ,, représentent la circulation des petites coupures dans toute l'étendue de la France, Paris en absorbant 100 millions, il n'en reste que 20 ,, millions pour la province." (S. Faucher, Mélanges d'Economie pol. T. I. p. 466.)

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*) S. v. Thünen, Der isolirte Staat, S. 224, §. 21.

vermindert, während bei gleichen Verhältnissen die Güterpreise in andern Ländern stetig bleiben, so ist auch die relative Differenz in den Güterpreisen ein Kennzeichen, dass das fragliche Land entweder zuviel oder zuwenig circulirendes Geld besitzt. In der Regel allerdings wird dieser anormale Zustand alsbald im Verkehr derart ausgebeutet, dass er sein Heilmittel in sich selbst trägt. Wenn nämlich in einem Lande alle Güterpreise deshalb niederer als in andern stehen, weil dort zuwenig Geld circulirt, dann werden die Handelsleute des Auslandes alsbald Geld dahin importiren, um wohlfeile Einkäufe machen zu können und zwar so lange, bis die Güterpreise mit denen anderer Länder in gleicher Höhe stehen, d. h. so lange, bis der richtige Geldstand in dem fraglichen Lande wiederhergestellt ist. Während also die lokale Preisabnormität das Zeichen des ungeregelten Geldstandes ist, ist der auswärtige Verkehr das Mittel zu dessen Ausgleichung.*)

Daraus folgt die wichtige Wahrheit, dass Geldmangel und Geldüberfülle nirgends bei gewöhnlichen Verhältnissen von mehr als vorübergehender Dauer sein kann. Die Merkantilisten, denen Geldüberfluss und Reichthum stets iden

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*) Ad. Smith (B. IV. Ch. I. p. 240) sagt: „Ein Land, das keine ,, eigenen Bergwerke besitzt, muss offenbar sein Gold und Silber ebenso vom Auslande beziehen, wie das Land, das keine Weinberge be,, sitzt, dies in Bezug auf seinen Weinbedarf thun muss." Er hat aber vergessen, dass man sich den Weinbedarf durch eine Weinnachfrage, das nöthige Gold und Silber aber durch die inländischen niedern Güterpreise anschafft. Noch unrichtiger ist, wenn er dort sagt: Die Quantität einer jeden Waare, die die Arbeit zu kaufen oder zu ,, erzeugen vermag, richtet sich natürlich in jedem Lande nach der effectiven Nachfrage daselbst, oder nach der Nachfrage derjenigen, die den ganzen Kostenaufwand an Rente, Arbeit und den Profit, welche diese Waare zu erzeugen und auf den Markt zu bringen kostet, zu zahlen sich bereit erklären. Aber keine Art Waare richtet „sich in ihrer Quantität leichter uud exacter zu ihrer effectiven Nachfrage, als Gold und Silber."

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tisch war, haben nur, weil ihnen dieses ökonomische Gesetz unbekannt geblieben ist, glauben können, es bedürfe nur der Geldausfuhrverbote, um einem Lande ewigen Geldüberfluss, nach ihrer Ansicht auch ewigen Reichthum, zu verschaffen.*)

Bei ausserordentlichen Umständen aber kann allerdings für kurze Zeitperioden der Güterüberfülle, wie dem Geldmangel nicht vorgebeugt werden; so z. B. kann jede perio-` dische lokale Stockung der Handelsgeschäfte eine Geldüberfülle, sowie eine sehr lebhafte Handelsspeculation, oder eine, in Folge von Misswachs entstandene grosse Getreideeinfuhr einen Geldmangel veranlassen. (Hiervon später §. 30).

Zu erinnern ist schliesslich noch, dass der auswärtige Handel die Abweichungen des Geldstandes von seinem, den Verhältnissen angemessenen Niveau nur bei geordnetem Geldwesen auszugleichen vermag, da nämlich, wo nur Metallgeld oder doch solches neben dem Papiergelde circulirt. Ein Land aber, in welchem nur Papiergeld und gar ein deprecirtes circulirt, erscheint in dieser Hinsicht wie ein isolirter Staat und es gibt kein Maass und keine Grenze für die dort circulirende Geldmenge. Da nämlich in einem solchen Lande alle Güterpreise höher als im Auslande stehen, weil das allein circulirende Papiergeld nur im Inlande gilt, zum Einkauf der wohlfeileren auswärtigen Güter aber un

* Ad. Smith aber, bei welchem die Idee der Geldnachfrage feststeht, während eine solche jetzt nicht existirt, da, wie wir oft ausgeführt haben, das Geld keinen Gebrauchswerth hat, erklärt deshalb die obige Erscheinung, anstatt aus dem Wohlfeilwerden aller Güterarten, aus dem Theuerwerden des Geldes und sagt (B. IV. Ch. I. p. 241): „, Wäre umgekehrt in einem besondern Lande der Geldvorrath im Verhältniss zu seiner effectiven Nachfrage so wenig ,,zureichend, dass der Preis des Geldes dort relativ zu dem in andern Ländern sich erhöhte, so hätte sich wahr,,haftig die Regierung nicht mit der Importation desselben zu befassen ,,nöthig,"

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verwendbar ist, ist die Ausgleichung der Güterpreise mit denjenigen, die in andern Ländern gelten, nicht möglich, folglich auch die Regulirung der circulirenden Geldmenge nicht möglich. Es werden dort stets alle Güterpreise höher als in andern Ländern stehen; das wenig vorhandene Metallgeld wird zum Einkauf wohlfeiler Güter mehr und mehr ins Ausland übersiedeln, es wird sich deshalb im Inland selbst eine Cursdifferenz zwischen Metall- und Papiergeld bilden, der Curs der auswärtigen Wechselbriefe wird steigen und ein solch schwankendes Geldwesen wegen der Ungewissheit des Zahlungswerthes stets einen hohen Zinsfuss zur Folge haben.

Das Alles ist aber nur die Folge der Entwerthung des Papiergeldes. Wird aber bei der Emission eines Papiergeldes Maass gehalten und nicht mehr davon in Circulation gesetzt, als man unter andern Umständen Metallgeld bedurft hätte, so besässe auch selbst solches Papiergeld Werthstetigkeit und wäre ein ebenso gutes Geldzeichen als Metallgeld. In dieser Hinsicht besteht zwischen Papier- und Metallgeld nur der Unterschied, dass die willkürliche Vermehrung des letzern eine natürliche Grenze hat, also die Stetigkeit seines Werthes durch seine Natur gesichert ist; das Papiergeld aber, weil es einer ins Unendliche gehenden Vermehrung fähig und darum auch einer ins Unendliche gehenden Werthschwankung unterworfen ist, als ein weniger gesichertes und daher als ein weniger beliebtes Geldzeichen erscheint.

In Beziehung auf die Vermehrungsfähigkeit steht die Banknote in der Mitte zwischen dem uneinlöslichen Papierund dem Metallgelde. Ihre Werthstetigkeit ist also geringer als die des Metall-, und grösser als die des Papiergeldes, und zwar einfach deshalb, weil bei übergrosser Notenausgabe die Noten stets von selbst bei der Bank zur Einlösung präsentirt werden und, so lange keine Insolvenz der Bank eintritt, gegen Metallgeld eingelöst werden müssen.

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