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Müller ebenfalls gebührend gewürdigte Forschungen von dem Verfasser auf's gründlichste studirt worden sind.

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Ueber den schwierigen Laut des u in tub und up äussert sich Dr. Michaelis: The short vowel as in up, which we may call the dark short u, does not belong to the series of pure vowels, but to a middle series of vowels lying between the two branches a, e, i and å [a in fall], o, u (in Latin sense). This middle series contains the German vowels ö, oe (lying between o and e), and ü, ue (lying between u and i), and our fifth English short vowel, lying between ǎ and ö." Dieser fifth English vowel ist eben das u in tub und up. Vergleichen wir damit M. Müller in der oben citirten Vorlesung S. 115, so finden wir jenen Vocal neutralen Vocal, bisweilen auch Urvocal" genannt. Willis, der von Dr. Michaelis ebenfalls benutzt ist (R. Willis, On the Vowel sounds and on Reed Organ Pipes, in den Transactions of the Cambridge Philos. Society), erklärt jenes u für den natürlichen Vocal der Stimmröhre, Ellis denselben für die Stimme in ihrer am wenigsten modificirten Form. Es ist der Mühe werth, zur Vervollständigung der Angaben des Dr. M. die citirte Stelle bei M. Müller bis zu Ende zu vergleichen, um über diesen von den Deutschen beim Sprechen oft so arg verunstalteten englischen Laut zur Klarheit zu gelangen. Dr. M. erwähnt ihn noch einmal Nro. 25 in Fällen, wo er in tonlosen Silben (im obscure sound) erscheint.

Wie über dieses u, giebt der Verfasser auch über den Laut des y in Wörtern wie army und happy nach Ellis Aufklärung. Nachdem er sodann noch einmal auf die Reihenfolge, in welcher nach den Untersuchungen von Ellis und Helmholtz die Vocale aufzustellen sind, zurückgekommen ist und die Anordnung Pitman's für weniger geeignet für seine Zwecke erklärt hat, giebt er auf Seite 9 in Zeichnungen, welche von Brücke entlehnt sind, die Mundstellungen für a, i, u und ü. nebst einer physiologischen Erklärung des Prozesses, vermittelst dessen die Vocallaute gebildet werden. Er bespricht hierauf die vier Diphthongen i (in pine), oi, ou und u (in tube), und beginnt auf Seite 11 die Lehre von den Consonanten nach den beiden Hauptklassen, den liquids und rigids. In diesem Abschnitt hebe ich besonders die Besprechung des r in Nro. 37 und des in Nro. 38 hervor, von denen das erstere namentlich öfter streitige Ansichten hervorgerufen hat. Ich erinnere z. B. daran, dass Schmitz dieses Lautes wegen gegen Mätzner zu Felde gezogen ist. Dass die Feststellung dieses vibratory sound ihre Schwierigkeiten hat, leuchtet ein, wenn man sieht, dass M. Müller Seite 129 im zweiten Bande seiner Vorlesungen erklärt: „Ich bin nicht im Stande, alle die verschiedenen r auszusprechen, und werde daher ihre Beschreibung einer der höchsten Autoritäten auf diesem Gebiete, dem Herrn Ellis, entlehnen." Dieselbe Quelle hat der Verfasser des hier besprochenen Buches zu Rathe gezogen.

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Seite 13 zieht die Synopsis of the Consonants unsere Aufmerksamkeit auf sich und fordert wieder zu einer Vergleichung mit dem physiologischen Alphabet bei M. Müller, Band II, S. 144, heraus. Nach dieser Synopsis werden dann hintereinander die labials w, b. p, die dentilabials v und f. die dentals th (flat), th (sharp), c (in cell), s und z, d. t; — die palatals und die gutturals besprochen. Nro. 50 enthält eine Zusammenstellung der rigids in zwei Zeilen, von welchen die obere die buzzes and sonants (voiced or flat letters), die darunterstehende die hisses and mutes (unvoiced or sharp letters) vorführt.

In den Observations on the choice of the characters bespricht der Verfasser eingehend den interessanten Punkt, inwieweit die gewählten Lautzeichen (mit Anwendung auf Phonographie und Stenographie) eine gewisse Beziehung zu einander hinsichtlich der Gestalt haben müssen. Dass die Stenographie auf der Stufe der Ausbildung, welche das Buch des Dr. Michaelis vertritt,

Schattirung und Verwandtschaft der Laute in sorgfältiger Proportion der correspondirenden Zeichen berücksichtigt, diese Laut zeichen also nicht willkürlich und nach rein äusserlichen Gesichtspunkten wählt, hat diese Kunst nicht nur klarer und leichter gemacht, sondern derselben auch den Rang eines wissenschaftlichen Studiengegenstandes verschafft, und hat zugleich den Weg angegeben, den alle künftige Entwickelung des Schreibens, d. i. der Orthographie, einschlagen muss. Diese den Worten des Verfassers entlehnte Betrachtung erinnert uns an die Bestrebungen von Ellis und Pitman, welche die Vereinfachung der englischen Orthographie zum Zweck haben, sowie an anderweitige Arbeiten des Dr. Michaelis, in welchen er auf Aenderung der gegenwärtig herrschenden Orthographie auch für das Deutsche dringt, und in Betreff einer solchen Aenderung mit Beifall aufgenommene Vorschläge gemacht hat,

Die erste Abtheilung des Buches schliesst in Nro. 55 und 56 mit Reflexionen über die Reihenfolge der Buchstaben im Alphabet, bei welcher Gelegenheit er auf das Standard Alphabet von Lepsius und auf seine eigene Schrift Ueber die Anordnung des Alphabets. Berlin bei Dümmler. 1858. Bezug nimmt.

Nro. 57 enthält dann ein Verzeichniss der wichtigsten Werke, welche dem Gebiet der Lautlehre von verschiedenen Gesichtspunkten aus sowohl in Betreff des Laut werthes als auch des Laut zeichens angehören.

In den folgenden Abschnitten begiebt sich der Verfasser mehr auf das Terrain der Stenographie. Gleichwohl bietet auch diese Partie noch Manches, was für den Leser, dem es weniger um Stenographie als um Lautunterscheidung und allgemein Sprachliches zu thun ist, wissenswerth erscheint. Dahin rechne ich beispielsweise Seite 32 die Lehre von dem euphonischen Präfix, ferner auf derselben Seite Nro. 106 die Einwirkung eines Präfixes auf Erweichung des folgenden s; Nro. 124 über die sogenannten arabischen Ziffern; Nro. 142 die Principien, nach welchen die englische Orthographie umzugestalten ist, u. dgl. m.

Der „Practical Part - Plates - Reading and Writing Exercises" entziehen sich ihrer Bestimmung nach einer Besprechung an dieser Stelle, da sie die Stenographie selber zum Inhalt haben.

Die bisher aus dem Buche mitgetheilten oder angedeuteten Sachen werden genügen, um dem Leser zu zeigen, in welcher genauen Weise die englische Lautlehre behandelt ist. Wir finden darin die Resultate mühsamer Forschungen niedergelegt, die auch für weitere Kreise ein um so lebhafteres Interesse beanspruchen dürfen, da die neuere Sprachforschung des Englischen sich nicht mehr mit der historisch festzustellenden Veränderung des Lautzeichens, des Buchstaben, begnügt, sondern mit Hülfe oft sehr schwieriger und mühsamer physiologischer Untersuchungen den Lautinhalt, den Laut werth. den Ton des Lautes in seinem Entstehungsprozess aufspürt, und demnach jedem Laute seinen Platz anweist. Dr. Michaelis hat nicht nur selber lange Jahre dem Studium der Lauterforschung gewidmet, sondern auch die bedeutendsten und anerkanntesten Werke, darunter die von Kempelen, Brücke und Helmholtz, zu seinem Zwecke benutzt. Namentlich hat er aber das, was Ellis und Pitman im Laufe der Jahre veröffentlicht haben, mit steter Aufmerksamkeit verfolgt, so dass man sicher sein kann, in dem besprochenen einleitenden Theile seines New System of English Stenography die Ermittelungen eines competenten Kenners der Lautlehre vorzufinden.

Berlin.

Alb. Benecke.

ΤΡΑΓΟΥΔΙΑ ΡΩΜΑΙΚΑ, Neugriechische Volksgeränge. Zweiter Theil. Urtext und Uebersetzung von Joh. Matthias Firmenich-Richartz, Professor u. s. w. Berlin 1867. Wilhelm Hertz.

Dieser zweite Theil Neugriechischer Volksgesänge", um einige Decennien fast jünger als sein Bruder, bildet insofern ein Gegenstück zu den von mir veröffentlichten „Denkmalern des Aristoteles Valaoritis", als er seinem Titel, Volksgesänge" gemäss nicht die Gesänge eines einzelnen namhaften Dichters, sondern anonyme Lieder des ganzen Volkes enthält. Mit Recht ist er gewidmet,,Dem Heros deutscher Wissenschaft, August Bockh"; denn es liegt etwas Heroisches nicht nur in der meisterhaften Bearbeitung, sondern auch in der selbstverläugnenden Herausgabe vorliegender Neograeca. Der Herr Verfasser verdankt diese neuen Lieder (dem Vorworte nach) theils Fauriel's Chants populaires de la Grèce moderne" (Paris 1824, 2 vol.), theils anderen Quellen, theils eigener Sammlung, theils griechischen Freunden. Die beigefügten historischen Erläuterungen erklart er selbst für unsicher, weil faute de mieux aus griechischen oder griechenfreundlichen Quellen geschöpft. Dem Versmasse des Urtextes folgend, athmet die deutsche Uebersetzung die einfache Anmuth des Originals und trägt das Gepräge charakteristischer Treue; daher wäre ihr der gewünschte „Anklang auch in weiteren Kreisen“ wohl zu gönnen.

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Den Liedern angereiht sind 100 aus Epirus stammende Sprichwörter, um von diesen reichen Erzeugnissen der griechischen Volksweisheit auch eine Probe zu geben mit Hinweis auf eine derartige Sammlung des P. Arabantinos in Jannina. Zur Erläuterung der „nichthistorischen Lieder“ hat dem Herrn Verfasser seines kretensischen Freundes E. Bybilakis Schrift: „Neugriechisches Leben, verglichen mit dem altgriechischen, zur Erläuterung beider, Berlin 1840", gedient.

Schliesslich verheisst uns der Herr Verfasser einen „dritten Theil, enthalten neugriechische Volksgesänge, Volkserzählungen, Märchen, Fabeln und Sprichwörter im Urtext nebst Uebersetzung." Wir gratuliren dem Herrn Verfasser „zu dem reichen für diesen dritten Theil ihm bereits vorliegenden Stoffe".

Der Inhalt des vorliegenden zweiten Theils der Volksgesänge" ist gegliedert nach 1. Klephtenliedern (Liedern, welche, meist bistorischen Inhalts, die heimlichen (xλéntŋ-) Vorkämpfer griechischer Freiheit besingen), 2. Nichthistorischen Liedern, 3. Kleinen Liedern, 4. Neugriechischen Sprichwörtern.

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Hervorzuheben erlauben wir uns von den Klephtenliedern S. 17: Lied von Christos Millionis, S. 77-87: Lieder aus den Kämpfen Suli's, S. 89 ff. Lied der Pargioten (anklingend fast an Johanne's „Lebt wohl ihr Felder u. s. w.), S. 91: den feurigen Schlachtgesang". Allgemeineren Inhalts und auch vielleicht Interesses sind die Nichthistorischen Lieder", wie z. B. „Das Lied von der Entführung" S. 111-115, „Lied vom Mädchen in der Unterwelt" S. 117, „Lied vom Hirten und vom Charos" S. 135, die rührende Hirtenklage als „Lied von den Räubern" S. 137, die anmuthignaiven kleinen Liebeslieder S. 143 und 147, Hochzeitslied S. 155. Unter den meist erotischen „Kleinen Liedern" ist kein einziges, dessen lyrischer Hauch uns nicht lieblich anwehte wie z. B. S. 182:

Ein Mägdlein ist's, das liebe ich,
Ein Gott ist's, den ich lobe;
Mit Andern spiel' und lache ich,
Auf dass ich sie erprobe.

Unnachahmlich ist das Wortspiel zwischen doğaw und doxiμázw, und ganz originell S. 182:

Ich wollt', es frör' das Meer zu Glas,
Dass die Citron' rollt' d'rüber,

'ne gold'ne Quitte schickt' ich dann
Dem Liebchen mein hinüber.

Als originelle Sprichwörter mögen folgende derselben hier einen Platz finden:

2. Κάμε καλό, καὶ ῥίξ' το 'ς το γιαλό. Thue Gutes und wirf es auf den Strand (d. h. thue das Gute um des Guten willen).

29. Ασπρα 'ς τὸ πουγκί, Ψάρια 'ς τὸ βουνί.

Geld in der Tasche

Fische auf dem Berge! (D. h. durch Geld kann man Fische auf dem Berge schwimmen machen.)

37. Δὲν γνωρίζ' ὁ σκύλος τώρα, ποιὸς εἶν' ὁ ἀφένους του. Nicht erkennt der Hund jetzt, wer sein Herr ist sagt man, wenn Alles d'runter und d'rüber geht.

38. Δὲν εἶναι σανίδι χωρὶς ῥόζο. Es ist kein Brett ohne Astknorren. 46. Ἕνας κούκκος δὲν φέρνει τὴν ἄνοιξι. Ein Kuckuk bringt nicht den Frühling.

53. Ἡ γλώσσα κόκκαλα δὲν ἔχει καὶ κόκκαλα τσακίζει. Die Zunge bat keine Knochen und bricht Knochen entzwei. Altgriechisch: Γλώσσα, που πορεύῃ; Πόλω ἀνορθώσουσα, καὶ πόλιν κατατρέφουσα.

56. Ἡ κόττα, πίνοντας νερό, κυττάζει καὶ τὸν αὐρανό. Die Henne, Wasser trinkend, blickt auch zum Himmel auf (d. h. du sollst dem Schöpfer für die kleinste Gabe dankbar sein).

Berlin.

L. v. Schultzendorff.

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

Language and the study of language; a course of lectures on the principles of linguistic science by W. D. Whitney. (New-York, Scribner.) 2 D. 50 c. Wilh. von Humboldt's Course of linguistical studies; by G. J. Adler. (New-York.)

5 8.

C. v. Reinhardstöttner, Ueber das Studium der modernen Sprachen an den bayerischen Gelehrtenschulen. (Landshut, Thomann.) 3 Sgr.,

Grammatisches.

K. Weinhold, Grammatik der deutschen Mundarten. (Berlin, Dümmler.) 223 Thlr.

F. A. Pott, Die Sprachverschiedenheit in Europa an den Zahlwörtern nachgewiesen. (Halle, Waisenhaus.) 20 Sgr.

Fd. Atzler, Die germanischen Elemente in der französischen Sprache. (Cöthen, Schettler.) 1 Thlr.

Studies in English; or glimpses of the inner life of our language by M. Schele de Vere. (Virginia.)

Prefixes, postfixes, and principal latin and greek roots of the English language. (Madras.)

1 s. 6 d.

K. Ammer, Theoretisch-praktische Grammatik der italienischen Sprache. (Landshut, Thomann.)`

Lexicographie.

16 Sgr.

Jac. und Wilh. Grimm, Deutsches Wörterbuch, fortgesetzt von Hildebrand und Weigand. 5. Bd., 6. Lfrg. (Leipzig, Hirzel.)

20 Sgr. F. C. A. Fick, Wörterbuch der indogermanischen Grundsprache in ihrem Bestande vor der Völkertrennung. (Göttingen, Vandenhöck & Ruprecht). Mittelhochdeutsches Wörterbuch von W. Müller und P. Zarncke. (Leipzig, Hirzel.) 10. Lfrg.

12 Thlr.

1 Thlr.

Ph. Dietz, Wörterbuch zu Dr. M. Luther's deutschen Schriften. I. Lfrg. (Leipzig, Vogel.) 1 Thlr.

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