Und süss, zu lauschen, wie nach seinem Treuen Doch süsser, offen deinen Arm zu seh'n, Klage um die ferne Geliebte. Belebte Blume, munt're Philomele, Was soll mir Trauernden dein Schmeichellaut? Ahnst du mein Leid nicht, liederfrohe Kehle, So lang sollt ihr mitleidig bei mir weilen, Auf deinem Fittich dann, o Nachtigall, Florida. Dein Auge glänzt wie funkelnder Smaragd, Im Schein des Goldes, wie die Sonne tagt, Der zarten Brust verführerischer Schein Nicht hört die Spröde meinen Liebesruf, Da die Natur empfindungslos sie schuf, Sie schuf aus Steinen nur und aus Metallen. An die treulose Geliebte. Noch ist es mir, als ob von deinen Eiden Vorüber Alles! Die vergang'ne Lust Malst du warum? mit glüh'nden Farbentönen, Genug! Lass mich der Leidenschaft entwöhnen, An die Rose. Anakreontische Canzonette. Blume der Venus, Die du dich schaukelst Alle beschämst du Gleichwie der Sonne, So übertrifft auch Amor der Schäker Du streckst nach Jedem Marilia athmet, Sie fühlt entgegen, Der Blumen Mutter Die Zeit des Frühlings, Doch in Marilia's Reizendes Lächeln Goss seine Wonnen Das Paradies. Entscheid' es, Amor, Wer reiner glühet, Du oder sie? Entscheid' es, Venus Schon naht die Göttin.... Nein, nein, nicht Venus, Bocage's zügelloses Leben und sein frivol ausgesprochener Skepticismus machte ihn bei seiner Regierung missliebig, und ein Sonett Gespensterischer Wahn der Ewigkeit“ zog ihm Kerkerhaft und Einreihung unter das in Indien stehende Heer zu. Aus der Zeit seiner Haft stammen folgende zwei Sonette: Ein Geist, dem alle Geister unterthan, In dessen Händen Welt und Ewigkeit, Ein Wesen, das nur fürchtet ein Tyrann, Doch den ihr wähnt: ein mächtiger Despot, O süsse Freiheit, heiss ersehntes Gut, Die du verdammst das Walten der Despoten, Erhör' den Schrei verzweiflungsvoller Wuth, Unsterbliche, vor deren Angesicht Komm, Göttin, komm, dass meine Kette bricht! Erfreu' auch mich, o süsser Freiheitsstern! Wie Camoens litt auch Bocage Schiffbruch, rettete, wie dieser, aus demselben seine Poesien, aber nur, um sie später durch diebische Hand wiederholt zu verlieren; die gleichwohl ermöglichte Erhaltung seiner Gedichte verdankte er seinem riesigen Gedächtnisse. In Indien entstand nachfolgendes Gedicht, zu dessen näherem Verständnisse noch vorauszuschicken ist, dass auch Camoens zwangsweise als Soldat nach Indien kam, und im dritten Verse der ersten Strophe wolle sich der Leser jener Stelle aus des Camoens Louisiaden erinnern, wo am Cap der guten Hoffnung ein Riese, Namens Adamastor, einer der Titanen, die gegen Jupiter den Olymp hatten stürmen wollen, haust und den Vorübersegelnden kraft seiner Herrschaft über die Stürme die Weiterfahrt wehren will. An Camoens. Camoens, grosser Meister des Gesanges, Der gleiche Unstern führt uns gleiche Bahnen Wo murmelnd dir ins Obr gerauscht der Ganges, Das Ballspiel stets des launischen Glückes bleib' ich, Bis mich das Grab erlöst, um das ich fleh'. O jammervoll Geschick! Durch hohe See Durch jedes Leid auf deinen Spuren treib' ich, Gleichwie Bocage hier Bezug nimmt auf die Erscheinung Adamastors, so hat er auch die bekannte Episode aus den Lusiaden Iñes de Castro zu einem mehr durch lyrische Anmuth als durch plastische Gestaltung schönen Sonette zu verwerthen gewusst. Auch in diesem Gedichte möchte eine Stelle einer vorausgeschickten Bemerkung bedürfen, es ist dies der erste Vers der zweiten Strophe: Iñez de Castro, die portug. Agnes Bernauer, hielt sich vorzüglich in einem Thal des Montego auf, und von ihrem idyllischen Zusammenleben dort mit ihrem fürstlichen Gemahl erhielt im Munde des Volkes eine Quelle den Namen: Brunnen der Liebenden." Iñez de Castro. Der schönen armen Iñez Ruf um Gnade, Noch schluchzt im „Born der Liebe" die Najade, Noch klingt der Aether von den Lobgesängen, Schönheit und Liebe kann auch Grüfte sprengen: Bevor wir von dem Dichter Abschied nehmen, sei noch seiner wissenschaftlich-künstlerischen Bethätigung Erwähnung gethan. Wie in Neapel, so war auch auf hesperischem Boden eine besonders beliebte Unterhaltung die Improvisation. Nach einem von einem Beliebigen aufgestellten Satze musste in der zehnzeiligen trochäischen Strophe, die wir, Wesen und Form nachahınend, für die Glosse angenommen haben, augenblicklich Bescheid gegeben werden; häufig benutzte man solche Improvisationen zum öffentlichen Wettstreite zweier Dichter. Durch seine Kunst zu improvisiren, wurde Bocage ein wahres Wunder in den Augen seiner portugiesischen Zeitgenossen. Ein Muster ist er jedoch auch jetzt noch für Portugal als Uebersetzer; ich nenne hier nur seine Uebertragung der Metamorphosen des Ovid. Die zwei letzten Sonette, mit denen wir schliessen wollen, stammen aus seiner letzten Krankheit, das zweite derselben |