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6.

Judasbrief, Hebräer, Offenbarung.

735

a.

Judasbrief.

Anordnung.

1. 2: Gruss Judä an die in Gott geliebten und in Christo bewahrten Berufenen.

3. 4: er muss ihnen schreiben, um sie zum eifrigen Kampf für den überlieferten Glauben aufzufordern, den gewisse ausschweifende, Christum leugnende Menschen gefährden. 5-7: auf die göttlichen Strafgerichte über die Ungläubigen in Israel, über die Engel, die abfielen, und Sodom und Gomorrha hinweisend, beschreibt er die heimlich Eingedrungenen

8-10: als träumerisch, das Fleisch befleckend, Herrschaft verachtend, und Herrlichkeiten lästernd, obschon sogar Michael der Erzengel, im Streit mit dem Teufel über die Leiche Moses nicht einmal diesen zu lästern gewagt hat. Deswegen spricht er

11: über sie das Weh aus, weil sie den Weg Kains eingeschlagen haben und durch Balaams trügerischen Lohn fortgeschwemmt worden, und in der Rede Koras dem Verderben verfallen sind, denn

12. 13: diese prassenden Selbsthirten sind gefährliche Riffe bei den Liebesmahlen, wasserlose Wolken, entwurzelte Bäume, wilde Wogen, Wandersterne, denen die Finsternis der Finsternis auf ewig aufgehoben ist.

14. 15: Henoch hat ihr Gericht vorherverkündigt.

16: sie sind unzufriedene Murrer, obschon sie ihren eigenen Lüsten nachgehen, und sie führen lasterhafte Reden, obschon sie kriechen, um irgend eines Menschen Gunst zu erlangen.

17-19: solchen gegenüber sollen die Geliebten sich an die Worte der Apostel erinnern, dass gottlose, sinnlich gerichtete

Spötter am Ende der Zeiten kommen werden, denn diese sind geistlose, psychische Trennungen herbeiführende Menschen.

20-23: solchen gegenüber müssen die Geliebten im Glauben fest gebaut, im Gebet durch den heiligen Geist sich durch Gottes Liebe bewahren, auf Gottes Barmherzigkeit harren, und einige, die zweifeln, überzeugen, einige wie einen Brand aus dem Feuer reissen, und sich einiger in Furcht erbarmen, die leiseste Gefahr der Ansteckung scheuend.

24. 25: Lobpreisung.

Verhältnis zu früheren Schriften.

Der Verfasser kennt die apostolische Überlieferung. Die Ermahnung, Vs. 17, daran zu denken, entrückt doch nicht das apostolische Zeitalter in kanonische" Ferne. Judas war selbst nicht ein Zwölfapostel. Es liegt nichts Auffallendes darin, dass er auf sie hinweist. Nichts bindet ihn an die Timotheusbriefe. Höchstens könnte man sagen, dass, wenn der eben erwähnte Vers auf 1 Tim. 4, 1 zielte, Judas später als Erster Timotheus sein müsse. Aber es ist nicht nötig anzunehmen, dass jener Vers auf 1 Tim 4, 1 blickt. Also, paulinische Anklänge hätten nichts Verfängliches, auch wenn sie sicher wären.

Der Verfasser beruft sich unbedenklich auf die jüdische Überlieferung über Moses oder auf die „Himmelfahrt Moses", ein apokryphisches Buch jüdischen Ursprungs, verfasst vielleicht im Jahr 6, vielleicht im Jahr 44 nach Christi Geburt. Auch führt er ohne Zögern das Henochbuch oder die Überlieferung über Henoch an. Dadurch erhalten diese apokryphischen Schriften keine Beglaubigung für uns. Ebensowenig aber können diese Zitate den Wert oder die mögliche Echtheit des Judasbriefs in Frage stellen. Vergleiche hierzu oben, S. 531, für Jesus und Paulus.

Empfänger.

Dieses Schreiben bietet uns keinen Anhalt für genaue Schlüsse in Bezug auf die Empfänger. Die Anrede lautet zwar allgemein, enthält aber nichts, das für die Richtung an eine einzelne Gemeinde unpassend wäre. Der Brief selbst zeigt dann, dass die Angeredeten einen engbegrenzten, dem Schreibenden gut bekannten Kreis bildeten. Es lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ob er früher bei ihnen gewesen ist oder nicht. Wahrscheinlich ist er bei ihnen gewesen. Eins ist sicher, nämlich, dass er schon früher hat an sie schreiben wollen. Ferner ist es klar, dass er frische Kunde von ihnen erhalten hat, die ihn dazu treibt sofort und gerade Dieses

an sie zu schreiben. Die Unsicherheit über die Empfänger schliesst aus, dass wir einen Ort für sie festsetzen.

Von Irrlehrern ist nicht die Rede. Lehrer kommen überhaupt nicht in Betracht. Der Verfasser fasst irrende und zwar ausschweifende Leute ins Auge. Das sind Menschen, die dem Anschein nach dreierlei bei den Christen oder durch die Christen erlangen wollen. Die Hauptsache für sie ist die Gewinnung eines gesetzlichen Vereinsschutzes für ihre Zusammenkünfte. Nebenher freuen sie sich, wenn sie noch weitere Gesellen für ihr sündiges Treiben anwerben können. Und zu guter letzt sind schon dem Namen nach: Agapen, Liebesmahle: gerade das, was sie suchen. Dass sie dabei Christum leugnen, ob nur mittelbar als schlechte Leute oder ob unmittelbar, insofern sie ihn für nicht nötig hinstellen, ist gleich. Auf Fragen über „christliche" Freiheit gehen sie nicht ein. So etwas ist ihnen völlig gleichgiltig. Für Ungebundenheit sind sie zu haben. Deswegen hat man nicht an ernste gnostische Lehrer und an eine spätere Zeit zu denken.

Die Zeit der Abfassung ist wahrscheinlich in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts zu setzen, wenn auch nichts zu einem bestimmten Zeitpunkt führt.

Verfasser.

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Der Verfasser mag recht gut der Bruder des Jakobus, Judas der Bruder des Herrn sein. Nichts spricht gegen seine Verfasserschaft. Einige meinen, dass er aus Alexandrien, andere, dass er aus einem der Länder östlich oder nordöstlich von Palästina schreibt. Das lässt sich nicht entscheiden. In Bezug auf die Verwendung der griechischen Sprache, vergleiche das oben, beim Ersten Petrusbrief Gesagte, S. 698. Die Überlieferung über dieses Schreiben ist in einer Hinsicht weniger gut als bei dem Jakobusbrief. Denn die altsyrische Übersetzung enthält ihn nicht. Es ist aber nicht nötig, dass der Brief anfänglich in syrischen Kreisen bekannt wurde. Man könnte vermuten, er wäre in Kleinasien, etwa neben den kleinen Johannesbriefen aufgehoben worden. Sonst ist der Brief gut bezeugt.

b.

Der Brief an die Hebräer.
Anordnung.

A. die Erhabenheit Christi über die Engel: 1, 1-2, 18.

a. der Sohn, Gottes Mund und Erbe, der Schöpfer, der Beisitzer am göttlichen Tron, ist Gott ähnlich, allmächtig, und ein Sündentilger: 1, 1-3.

Gregory, Einleitung in das N. T.

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b. er ist grösser als die dienstbaren Heilsgeister, die Engel: 1, 4-14.

c. Mahnung dieses Wort zu beachten. Missachtung des Engelworts wurde schwer geahndet, umsomehr wird die Verachtung dieses vom Herrn verkündigten, von Gott bestätigten Worts geahndet: 2, 1-4.

d. nicht allein die zukünftige Welt, sondern alles ist dem Menschensohn untertan: 2, 5-8.

e. dieser Menschensohn ist Jesus, der den Tod für Alle, als Erzführer zur Seligkeit, erlitt: 2, 9. 10, der

f. den anderen Söhnen zum Zweck des befreienden Tods gleich geworden ist: 2, 11-15, um

g. ihnen, Abrahams Kindern, ein treuer und geprüfter Hohepriester zu sein: 2, 16-18.

B. die Erhabenheit Christi über Moses: 3, 1-4, 13:

a. Christus war als Apostel, Hohepriester, und Sohn höher als Moses: 3, 1-6.

b. wenn Moses Worte schon fest beglaubigt wurden, müssen wir, 3, 7-11,

c. um so mehr Jesu Wort trauen, 3, 12—19,

d. die neue Verheissung nicht versäumen, 4, 1-10, und

e. uns beeilen, um in seine Ruhe zu gelangen, während sie noch offen ist: 4, 11-13.

C. Die Erhabenheit Christi über Ahron: 4, 14-10, 18.

a. wir müssen an unserem Bekenntnis festhalten, denn Christus ist, 4, 15-5, 3,

b. berufen wie Ahron und bestellt wie der über Alle hinausragende Melchisedek, 5, 4-10. Zwar ist

c. diese Lehre schwer auszulegen und zu verstehen, besonders für die, die nicht richtig vorgeschritten sind: 5, 11-14. d. wir müssen zur Vollkommenheit fortschreiten, denn Abfall wäre schrecklich, 6, 1-6, während.

e. Fleiss in Hoffnung, wie die Erfahrung Israels zeigt, belohnt wird: 6, 7-12.

f. das Heil ist durch Gottes Eid sicher gestellt. Jesus, unser Melchisedek, geht für uns in das Allerheiligste: 6, 13-20. g. Melchisedek war ein einzigartiger, ewigdauernder Hohepriester, 7, 1-3,

h. grösser als der ihm die Zehnten zahlende Abraham, und als Levi Abrahams Nachkommen, 7, 4-10, weshalb

i. der Melchisedek-Christus weit grösser ist als das levitische Priestertum, 7, 11-17,

k. denn er hebt sogar das Gesetz auf und ist der Bürge eines besseren Bunds geworden, 7, 18-22, und ist

1. der eine und einzige vollkommene Hohepriester: 7, 23-28. m. dies ist die Hauptsache, dass unser und ein solcher Hohepriester im Himmel ist, 8, 1-6, und dass er

n. der Mittler eines besseren Bunds ist: 8, 7-13.

o. die alte Stiftshütte hatte ihre Räume, Werkzeuge, Ornamente, und Reliquien, 9, 1-5, so wie

p. ihren Opferdienst, 9, 6-10, den

q. Christus jetzt durch ein besseres Opfer in einem höheren Tempel ersetzt hat: 9, 11-14.

r. ein Testament ist durch den Tod des Testators bedingt, 9, 15-22,

s. Christi einmaliges Opfer besiegelt dieses Neue Testament: 9, 23-28.

t. das Gesetz musste seine schattenhaften schwachen Opfer häufig wiederholen, 10, 1-7, während

u. Christi einmaliges Opfer so vollkommen ist, dass an eine Wiederholung nicht gedacht werden kann: 10, 8-18: D. das Leben der Jünger eines solchen Vermittlers: 10, 19—13, 25. a. da wir Kühnheit und Zutrauen zu unserem Hohepriester haben, müssen wir an der Hoffnung festhalten: 10, 19-25. b. denn wer mutwillig sündigt, wird ein schreckliches Gericht erleben, und in die strafenden Hände des lebendigen Gottes fallen: 10, 26-31.

c. Geduld im Leiden sollen wir zeigen, 10, 32-39, denn, d. der Glaube hat die Vorfahren Abel, Henoch, und Noah in der Hoffnung auf eine selige Zukunft gestärkt: 11, 1—7. e. im Glauben haben Abram und Sara den Stamm der Auserwählten durch die Geburt Isaaks erhalten: 11, 8-12. f. der Glaube hat die Sterbenden der alten Zeit, wie man es beim Tod Jakobs sieht, durch den Hinblick auf das himmlische Vaterland getröstet: 11, 13-22.

g. der Glaube sorgte für das Kind Moses, zwang Moses selbst zur Führerschaft der Israeliten, und führte Israel durch Wüste und Meer zum Land der Verheissung: 11, 23-32. h. ja, der Glaube hat Allen, die für Gott gelitten haben, die nötige Kraft verliehen: 11, 33-40.

i. Erheben wir uns angesichts dieser grossen Wolke von Zeugen, legen wir ab jedes Hindernis und jede Sünde, und laufen wir geduldig die uns gesteckte Bahn: 12, 1-3.

k denn die Leiden, die wir zu erdulden haben, sind eine väterliche Züchtigung, die Gott zu unserem Wohl uns auferlegt: 12, 4—11.

1. deshalb müssen wir im Frieden und in Heiligkeit feststehen:

12, 12-17.

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