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E. erwähnt die taufe des kindes gar nicht; sehr ausführlich G.v. 1953 ff. = S. cap. XVI. Vgl.

G. v. 1972 ff.:

Nu daz sîn toufære

alles sînes dinges was bereit
nách touflicher gewoneheit,
er frågete umbe daz kindelîn,
wie sin name solte sîn.

Der marschall entgegnet:
G. v. 1989 ff.:

Seht, sprach er, frouwe, als ich vernam
von sînem vater, wie ez dem kam
umbe sine Blanschefliure,

mit wie vil maneger triure

ir gernder wille an ime ergie,

wie si diz kint mit triure enpfie,
mit welher triure sî'z gewan,
sô nennen wir in Tristan.
Nu heizet triste triure :
und von der âventiure

só wart daz kint Tristan genant,
Tristan getoufet al ze hant.
Von triste Tristan was sîn nam.
der name was ime gevallesam
und alle wis gebære;

daz kiesen an dem mære :
sehen wie trûreclîch ez was,

dâ sîn sîn muoter genas etc.

S. p. 15, 28 ff.:

Ok kom þá kennimaðr með krisma ok gaf barninu ok segir, hvat heita skal.

S. p. 15, 30 ff.:

pat sýndist mér ráð, segir hann, at sakir harms ok hugsóttar, hryggleiks ok píninga, angrs ok óróa, sárra ok margra sorga, ok af hormuligum atburð, er á oss fell í hans burð, þá sé sveinninn nefndr Tristam. En í þessu máli er trist hryggr, en hum er maðr ok var því snúit nafni hans, at fegra atkvæði er Tristam enn Tristhum]. Því skal hann svá heita, segir ræðismaðr, at hann var oss fœddr í hryggleik; hann hefir tapat gaman ok gleði, feðr sinum,

etc.

Die vergleichung liesse sich noch viel weiter fortsetzen: ich breche ab, um raum zu sparen. Ein kleiner unterschied zwischen beiden texten liegt darin, dass nach S. p. 15, 27 ff. Róald das kind sofort nach dem tode seiner mutter taufen lässt damit es nicht ungetauft sterbe, nach G. erst bei gelegenheit des kirchganges der vermeintlichen wöchnerin. An eine handschriftliche verderbniss in S. ist nicht zu denken. Der grund, wesshalb der marschall Tristan für seinen sohn ausgibt und als solchen aufzieht, theilt uns S. an genau derselben stelle p. 16, 20 ff. mit, wie G. v. 2021 ff., in E. erst viel später; das zusammengehen von G. und S. verbietet uns, in G. mit H. unter 7) eine besserung eines kunstfehlers der englischen dichtung zu erblicken. — Man vgl. ferner G. v. 2167-88 mit S. p. 17, 14ff.; in beiden texten kommen die söhne des marschalls durch Tristans vermittelung in den besitz von falken; E. lasst vor v. 302 diesen zug, wie so viele andere, weg und kann desshalb hier natürlich auch nicht die söhne Rohands erwähnen; wenn aber Heinzel a. a. o. unter α) bemerkt: „erst als Tristan allein auf dem norwegischen schiffe zurück bleibt, erfahren wir, dass Rohand eigene söhne hat“, so möchte ich ihn doch fragen, wie er E. v. 249ff. versteht: And

[sc. Rohand] seyd, he hadde children to, | on hem was his delite, | bi Crist. Auffallend ist freilich, dass für to nicht pre steht; ich verstehe die worte so: er hat kein bedenken, Tristan als drittes eigenes kind anzunehmen, weil er an seinen zwei kindern bisher freude erlebt hat. Vgl. auch H. unter §).— Auf dem schiffe kommt Tr.'s sprachfertigkeit zur verwendung: G. v. 2280 ff.: Si nam des wunder, daz ein kint sô manege sprâche kunde: | die fluzzen ime ze munde, | daz sì's ê nie vernâmen, | an swelhe stat si kâmen; S. theilt dasselbe an anderer stelle mit p. 17, 29ff.: En kaupmenn váru norrænir ok skildu hvárki bretzku né volsku, né aðrar tungur, at færa saman kaup sín; Tristram var þá fræddr nokkurum tungum ok gørði hann kaup við þá etc. Vgl. H. unter o). E. nichts. Von der heimkehr des hofmeisters [dass dieser hier nur in G. namentlich genannt wird, in E. und S. erst später (H. unter B), halte ich für einen zufall] und der klage, die sich nun über Tristans entfükrung erhebt, berichten nur G. (v. 2349—98) und S. (p. 18, 29 ff.). Ich will da nur hervorheben, dass die frz. verse G. v. 2395f.: Bêâs Tristant, cûrtois Tristant, tun cors, ta vie a dê comant! in S. p. 19, 5ƒ . so wiedergegeben sind: Tristram, sagði hann, huggun mín ok herra, hugarró mín, ást mín ok yndi, guði gefi ek þik ok undir hans vernd fel ek þik! Daraus lässt sich, wie oben p. XX, fast mit gewissheit der schluss ziehen, dass diese zeilen als ein fragment des frz. urtextes beider versionen anzu, sehen sind. S. schliesst hieran nun gleich noch den bericht von des marschalls reise, die er unternimmt um Tristan aufzusuchen, die S. aber viel später erzählt, wo wir dann darauf zurück zu kommen haben. Nach der englischen auffassung scheinen die Norweger erst dann günstigen wind zu bekommen, nachdem Tristan ausgesetzt ist, obwol es bei der ganzen schilderungsweise von E. vielleicht zu kühn ist, das nur aus v. 384: Weder pai hadde to fare, zu folgern. Dass in G. das gegentheil deutlich ausgesprochen ist v. 2458ff., bemerkt Heinzel unter ε); aber ebenso steht es in S. p. 20, 3ƒ.: Því næst [näml. nachdem sie gelobt haben, Tr. die freiheit zu schenken] hvarf myrkr ok tók sólin at skína, en veðrit at minka. Wir sehen, schon das frz. original beider versionen verräth soviel „bewusste welt- und menschenkenntniss“, um zu wissen, dass man bei sturm nicht gut landen kann, und G. brauchte nicht zu ändern. Tristan ist ausgesetzt worden. Es folgt in G. ein gebet, dann die beschreibung seiner kleidung; er sucht und findet eine landstrasse, hierauf folgt ein zweites gebet und nun erscheinen die pilger. Heinzel stösst sich p. 283 an diesen zwei gebeten. „Die beschreibung von Tristans äusserer erscheinung am beginn einer neuen lebensperiode ist zwar poetisch ge

rechtfertigt. Aber die zwei langen gebete sind bei Gottfried, der sonst nichts ähnliches hat, auffallend; toilette und zweites gebet gehören jedesfalls zusammen.“" Ich gestehe, in der existenz dieser zwei gebete nichts anstössiges oder unpoetisches zu sehen; im gegentheil lassen sie sich psychologisch sehr wol motiviren. Nach seiner aussetzung in unwirthlicher gegend ist es dem kinde nur darum zu thun, vor der nacht zu menschen zu kommen; dem entsprechen auch die gedanken des ersten gebetes; dann erst, als er einen betretenen fahrweg gefunden hat und so der nächsten sorge um sein leben enthoben ist, bricht das heimweh durch, welchem das zweite gebet ausschliesslich ausdruck gibt. Die letzte bemerkung Heinzels bekenne ich garnicht zu verstehen. In E. ist zwischen v. 425 und 26 das zweite gebet weggelassen; S. endlich hat beide zusammengezogen. - das ist mir nämlich nach dem obigen wahrscheinlicher, als dass Gottfried das eine in zwei gespalten hat; zum beweis will ich den anfang der zweiten rede in G. dem entsprechenden abschnitt in S. gegenüberstellen.

G. v. 2587 ff.:

Got, sprach er, hêrre guoter,
mîn vater und mîn muoter

wie hânt si mich alsus verlorn!
Owê, wan hæte ich verborn
mîn veigez schâchzabelspil,
daz ich iemer hazzen wil!
spärwære, valken, smirlîn
die lâze got unsælic sîn!

Die hânt mich mînem vater benomen.

Die gleichheit ist evident.

S. p. 20, 30 ff.:

Ó, mínn faðir, tapaðr mér, ó mín móðir mik grátandi, mínir frændr mik missandi! Vei verði þeim fuglum, er ek girntumst svá mjok at kaupa, ok því skáktafli er ek sigruðumst á; því em ek hryggr mínum vinum etc.

In G. sprechen die pilger zuerst und fragen Tristan um seine herkunft; in E. frägt er „unwahrscheinlich und ungezogen“ zuerst, wer sic seien; S. p. 21, 10 f. stellt sich zu G.: Vinr, sogdu þeir, hverra manna ertu eða hvat gørir þú eða hvaðan komtu? Auch hier hat also G. nicht selbständig geändert (vgl. H. unter ). — Was in E. v. 430ƒ. nur angedeutet ist, dass Tristan die ilger glauben macht, er sei aus diesem lande gebürtig, ist in G. und S. weiter ausgeführt. Daran knüpft sich die frage:

G. v. 2718 ff.:

Nu guoten liute, tuot so wol
und saget mir, wâ welt ir hin?
Friunt, sprachen sî dô wider in:
Geruochet ez unser trehtîn,
so welle wir noch hînacht sîn
ze Tintajôle in der stat.

S. p. 21, 17ff.:

Nú segit mér, hvert þér stefnit ok hvar þér vilit nú niðrkoma, ok munum vér svá fylgjast at mínum vilja! Þeir svoruðu: Í Tintajólborg vildum vér herbergjast.

In E. ist von Tintajol überhaupt nicht die rede; vgl. H. unter ). In dem berichte über das gespräch, welches die pilger auf dem wege mit Tr. führen, stimmt G. v. 2729-56 zu S. p. 21, 23 ff. Die jagd. Hier wie oben werde ich auf diese scene nicht specieller eingehen. Es dürfte da auch um so weniger zu bemerken sein, als gerade in dieser schilderung auch E. sehr ausführlich ist.

Nur in G. v. 3079 ff. wird von einer unterhaltung der jäger mit Tr. berichtet, die sowol in E. als in S. fehlt; das kann natürlich Zufall sein, aber eben so möglich ist, dass dieselbe in den beiderseitigen vorlagen fehlte.

An dieser stelle mag auch gleich noch ein anderer fraglicher punkt erörtert werden. Heinzel bemerkt unter m): „Sir Tr. I, 42 enthält eine nur dem anscheine nach unwichtige übereinstimmung: hier wie bei G. v. 2771 ff. entfernt sich Tristan von den pilgern, sobald er die jäger sieht." Davon steht nun aber an der angegebenen stelle von E. kein wort; H. hat es wol nur daraus geschlossen, dass die pilger nicht mehr erwähnt werden; aber auch in S. wird an der entsprechenden Stelle p. 22, 12 ff. nichts über dieselben gesagt, und doch heisst es später p. 23, 8ƒ.: Þá settu þeir Tristram á hest ok fylgðu hánum pilagrímar hans. E. kann diesen zug, wie manches andere, übersprungen haben, so dass demnach die vorlage von E. wahrscheinlich hier gegen G. mit der von S. ging. Ich werde darauf später zurück kommen müssen.

Selbständig ist in diesem abschnitt in E. die erwägung Rohands v. 249ff., vgl. o. p. XXVIIƒ.; ebenso die notiz v. 252f.: In court men cleped him so po (lies pe) tram bifor pe trist. Diese bemerkung sieht an dieser stelle sehr unverständig aus, und ist mit recht als solche gekennzeichnet von Heinzel p. 387. Wenn wir nun bedenken, dass hier Tristans name zum ersten mal zu nennen war, so lag es doch nicht so fern, an diese ihm hier zukommende namennennung den gedanken anzuknüpfen, dass dieser name später geändert werden musste; nun kennen wir am dichter schon die naivetät, dass er alles, was er selbst von seinem stoffe weiss, auch bei seinen lesern voraussetzt; so halte ich es durchaus nicht für unmöglich, dass es hier einmal statt des gedankens: es wurde ihm der name Tristrem gegeben, den secundären: er wurde später am [irischen] hofe Tramtris genannt, einsetzte. Eigenthümlich ist dieser fassung ferner, dass hier Morgan die initiative zur unterwerfung des landes ergreift v. 254 ff. und durch reiche geschenke sich beliebt zu machen sucht (v. 265 f.), während in G. der marschall selbst dieselbe einleitet; dass diese notiz in S. ganz fehlt, sahen wir oben

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p. XXVI; in folge dessen lässt sich auch gar nicht entscheiden, wie wir über die von H. unter 8) besprochene charakterverschiedenheit Rohand's in E. und G. zu denken haben. Nur in E. v. 285f. wird angedeutet, dass das kind auch sehr wol im stande war, seine körperliche kraft geltend zu machen, wenn es ihm darum zu thun war. Sehr ausgeschmückt erscheint die scene, wo Tristan mit den kaufleuten schach spielt, aber gerade diese rechne ich zu den unklarsten stellen des ganzen gedichtes. Hierher gehört v. 309 — 41, z. th. auch schon v. 298 ff. Einen theil der einzelheiten hat H. unter 9) und i) erwähnt, aber der ganze verlauf ist E. eigen. Ferner gehört in diese rubrik H. unter q1), unter x), λ); unter q2). Wo der englische dichter alle diese einzelheiten her hat, vermag ich nicht zu sagen: dass sie sämmtlich in der gemeinsamen vorlage gestanden, in S. und G. als unwesentlich weggelassen sein sollten, wird niemand für wahrscheinlich halten. Dagegen sind z. b. die ausführungen über das schachspiel so ungeschickt, dass man sie wol der erfindung des, wie wir noch sehen werden, nicht sehr gewandten dichters zuschreiben könnte, zumal wenn wir die möglichkeit ins auge fassen, dass er nach dem gedächtniss gedichtet hat. E. berichtet weiter, dass das schiff neun wochen und länger auf dem meere ist; das sagen zwar die anderen texte nicht, es sieht aber auch aus wie ein typischer ausdruck für eine lange zeit, vgl. den gleichlautenden v. 1160 (H. unter x). Das von H. unter λ) und μ) angeführte kann E. um so leichter hinzugefügt haben, als der anstoss dazu durch das vorher erzählte gegeben war. Geschmackvoll sind diese zusätze freilich nicht, um so mehr, als sie für die folgende erzählung nur theilweise verwendung finden. Tr. gibt jedem der pilger 10 schillinge (E. v. 433 f.; H. unter v): dieser selbe zug kehrt später bei Rohand (v. 613) wieder; vielleicht haben wir es an beiden stellen mit reminiscenzen an Rohands auch durch S. beglaubigte freigebigkeit an Markes hofe (s. u.) zu thun. Selbständig ist endlich in E. die übrigens ganz zwecklose, vorläufige botschaft der jäger an den könig v. 511-17.

Entscheidende wichtigkeit werden wir allen diesen punkten nicht zuerkennen können und desshalb auch für diesen abschnitt mit H. Ein original für alle 3 fassungen ansetzen.

4. Tristan bei hofe. E. 529-72. = S. p. 23, 18-24, 22.

= G. v. 3271

-

3754.

Wie Heinzel p. 423 unter B) anmerkt, tadelt in E. v. 552 Tristrem den harfner oder stellt ihn wenigstens zur rede (aresound) über sein spiel, während er in G. ihn artig lobt (v. 3520 ff.); S. p. 23, 31 f. steht gewisser

Kolbing, Tristrams saga.

C

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