Die Musik des griechischen Alterthums und des Orients nach R. Westphal's und F. A. Gevaert's neuesten Forschungen dargestellt und berichtigt von B. von Sokolowsky. Leipzig, Verlag von F. E. C. Leuckart Constantin Sander K. K. Oesterreich, und Grossherzogl. Mecklenburg. Medaille für Wissenschaft und Kunst. 1887. Aus dem Vorworte der ersten Ausgabe. Die Musik ist die mit Vorliebe gehegte Kunst unserer Zeit; Lust und Verständniss für sie ist weiter verbreitet als je. Die Frage, ob die durch fast drei Jahrhunderte in lebenskräftigster Triebkraft sich manifestirende Entwickelung der Tonkunst, wo die grossen Meister nicht einzeln, sondern gleich in ganzen Gruppen herantraten, wo eine grosse Erscheinung die andere drängte ob diese Entwickelung nicht einstweilen einen Abschluss gefunden habe, mag offen bleiben; gewiss ist es, dass wir Werth und Bedeutung jeder dieser Epochen besser zu begreifen und gerechter zu würdigen wissen, als es je früher der Fall gewesen ist, vielleicht eben weil uns das Selbst- und Neuschaffen bedeutender Kunstwerke nicht in gleichem Maasse vergönnt ist, wie es jener Zeit vergönnt war, wo die Meister Italiens und Deutschlands die Welt nicht dazu kommen liessen über grosse Kunstwerke zu reflectiren, da, ehe das Bedeutende noch vollständig ergründet war, schon das Bedeutendere neu auftauchte und die Aufmerksamkeit für sich in Anspruch nahm. Daher ist es denn vorzüglich die kritische, kunstphilosophische, biographische, historisirende Richtung unserer Zeit, der es gelungen ist, vieles früher nicht Geleistete zu erringen und ich denke, wir können mit diesem Gewinn unserer geistigen Arbeit in Ehren bestehen. Die Arbeit des Aesthetikers, des Kunsthistorikers darf gegenüber dem Kunstwerke selbst immer ihren Werth behaupten, und nicht umsonst legt der Dichter der höchsten Autorität die Worte in den Mund: was in schwankender Erscheinung schwebt, Befestiget in dauernden Gedanken. |