Page images
PDF
EPUB

Die Sterne.

Ich starrte und stand unbeweglich,
Den Blick zu den Sternen gewandt,
Da wob zwischen mir und den Sternen
Sich hell ein vertrauliches Band.

Ich dachte, weiß nicht was ich dachte,
Fern klang's wie ein seliger Chor,
Leis bebten die goldenen Sterne,
Nun lieb' ich fie mehr als zuvor!

Ruhige, heilige Nacht.

Ruhige, heilige Nacht!

Dämmerig scheinet der Mond.
Süß ist, o Mädchen, Dein Kuß,
Während der ruhigen Nacht.

Freundin, im Dunkel der Nacht
Wie kann ich traurig noch sein?
Hell wie die Sterne bist Du
Während der ruhigen Nacht.

Freundin, die Sterne sind schön
Und auch die Trauer ist süß;
Du bist das Liebste mir doch
Während der heiligen Nacht.

F. Bodenstedt. VII.

10

Golden glühn der Berge Gipfel.

Golden glühn der Berge Gipfel,
Kühlung haucht der Wind;
Träumend wiegen sich die Wipfel,
Schlaf, mein holdes Kind!

Sangen schon die Nachtigallen,
Wie der Tag entrinnt;

Meine Saiten auch verballen:
Schlaf, mein holdes Kind!

Alles schlummert nah und ferne!
Athmet leis und lind;

Hoch vom Himmel grüßen Sterne:
Schlaf, mein holdes Kind!

Flüttern, athemfcheues Lauschen.

Flüstern, athemscheues Lauschen,
Nachtigallenschlag;

Silberglanz, des Bächleins Rauschen
Träumerisch im Hag.

Licht der Nacht und nächtlich Dunkel,

Schatten rings umher,

Schöner Augen Glutgefunkel,

Herz, was willst du mehr?

[blocks in formation]

Mitternächtige Bilder.

Mitternachtige Bilder erscheinen
Funkeln hell in der schaurigen Nacht;
Doch mein Auge, verdüstert vom Weinen,
Kann nicht faffen die schreckliche Pracht.

Mitternächtige Bilder erschimmern

Mit Geftöhn wie ein Kranker im Schlaf,
Und sie kommen und schwinden mit Wimmern,
Doch wer weiß von dem Schmerz der sie traf?

Mitternächtige Bilder laut brüllen,
Wie der Hölle gepeinigte Brut,

Und die Schrecken des Abgrunds enthüllen
Gleichwie Stürme die Schrecken der Flut.

« PreviousContinue »