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vieles aus der Terminologie der Aftrologie beybehält. Man sagt 8 sey das Produkt von 4 und 2. Man würde sich aber sehr irren, wenn man glaubte, 8 sey durch die Multiplikation aus seinen, Faktoren erst noch and nach so producirt oder hervorgebracht worden, wie der endliche Verstand diese Faktoren und ihr Pros dükt nach und nach gedacht hat. Es ist objektiv nicht erst entstanden, als man die Gleichheit des Verhältnisses von 8 zu dem Einen seiner Faktoren, mit dem Verhältnisse des Undern zur Einheit erkannt hat, sondern es ist ewig so gewesen.

8. Daß also die Wahrheiten, die gleich ewig wahr sind, von dem endlichen Verstande successiv gedacht werden, kann kein Grund und kein Erforders niß ihrer apodiktischen Gewißheit seyn. Denn diese Succession gehört zu dem Cubjektiven der Erkennt niß, der Grund ihrer Wahrheit muß aber objektiv seyn. Daß also ein Gegenstand, wie das nothwendis ge Wesen, keine Succession enthält, das kann kein Grund seyn, warum keine Erkenntniß von ihm möge lich ist. Denn die Wahrheiten der Arithmetik sind obs fektiv ewig und ohne Succession. Wenn sie aber nur darum apodiktisch gewiß wären, weil in der Erkennts niß, die der endliche Verstand von ihnen hat, Success fion ist: so mußten die ontologischen und theologischen Wahrheiten, da sie von dem endlichen Verstande suc:

ceffiv gedacht werden, ungeachtet in ihren Objekten keine Succession ist, auch, apodiktisch gewiß feyn.

9. Daraus erhellet also überhaupt, daß die sinns lichen Anschauungen als solche, subjektiv sind, und daß fie keine Gründe der objektiven Wahrheit seyn können; daß etwas von den unsinnlichen Gegenständen erkannt werden kann; und daß die Wahrheiten, der Ontologie und Theologie transscendentale Gültigkeit haben.

Von dem Raume.

10. Daß das Sinnliche oder Bildliche in der Vorstellung des Raumes und des ausgedehnten Dinges kein Grund der Wahrheit der Urtheile sey, die von demselben bewiesen werden, ist bereits zum Ueberfluste gezeigt worden; es kann also vor der Hand als ausges macht angenommen werden. Wir sind indeß mit dem Hrn. Hofpr. Schulz darüber völlig eins, daß in den Wahrheiten der Geometrie Raum und Ausdehnung, in der Möglichkeit betrachtet, nothwendig und ewig möglich seyn müssen, wenn die Säße der Geometrie nothwendige und ewige Wahrheiten seyn sollen. a

11. Um aber ganz genau anzugeben, worin wir hierüber von ihm abgehen, und warum? so wollen wir Schritt vor Schritt unsere Theorie mit der Seinis gen vergleichen. Er will beweisen: daß die Wahrheiten

der

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Der Geometrie fynthetische Urtheile a priori find. Das heißt in der Sprache des kritischen Idealismus: daß ihre Hauptbegriffe eine sinnliche Anschauung ents halten, und daß von dieser Anschauung ihre Wahrheit und Gewißheit abhängt.

Das ist so weit richtig, daß ihre Hauptbegriffe finnliche Anschauungen enthalten. Da aber mehrmals ist bewiesen worden, daß der Grund der Wahrheit dieser Såße nicht in dem Sinnlichen ihrer Hauptbes. griffe ist: so ist diese Bestimmung für die Theorie der Wahrheit und Gewißheit sowol der geometrischen Urs theile, als aller Urtheile überhaupt, nicht von dem geringsten Nußen; denn auch Urtheile, die unsinnlis che Hauptbegriffe haben, können objektiv und logisch wahr, und folglich apodiktisch gewiß seyn.

12. Wir können also die geometrischen Säße syne thetische nennen, unbeschadet der Wahrheit und Gewiß: heit derjenigen Såke; die nach dem kritischen Ideas lismus nicht wahr und gewiß seyn könnten, weil ihre Hauptbegriffe keine sinnliche Merkmale haben; ins dem diese Wahrheit und Gewißheit nicht von dem Sinnlichen ihrer Hauptbegriffe abhängt. Das wird noch mehr aus einer kurzen Zergliederung und Beurs theilung erhellen, womit Hr. Schulz seinen Haupts faß unterstüßer.

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Er sagt: die geometrischen Wahrheiten find synthetische Urtheile a priori.

*), Weil sie insgesamt auf Ariomen und Postulaten beruhen. In diesen Ariomen und Poftulaten

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aber wird das Prädikat nicht durch Entwickelung

,, des Begriffs vom Subjekte gefunden, sondern sie »sind durch sinnliche Anschauung gewiß.,,

Das ist richtig. Es heißt aber weiter nichts, als daß eine allgemeine Wahrheit in einem eins zelnen Bilde sinnlich angeschauet wird. Es ist unmöglich, daß der Grund der Wahrheit eines solchen Urtheils in dem Sinnlichen liegen könne; das ist mehrmals, und auf mehr als eine Art bewiesen worden.

2) „Weil das sinnliche Merkmal in dem Begriffe ,, dieser Ariome und Postulate der Raum oder die Ausdehnung ist.,,

Auch das ist richtig. Der Geometer begnis get sich bey seinen Ariomen und Postulaten, mit einem sinnlichen Begriffe des Raumes; seine Gewißheit von denselben ist daher auch nur eine finnliche. Aber es folgt nicht, daß der Grund der Wahrheit und Gewißheit dieser Säße in dem Sinnlichen sey; er ist in dem Intelligiblen.

Philos. Mag. 3. Bd. 1. St.

Bayerische
Stambliothek

3)

3) Weil der Begriff von Raum und Ausdehnung ,, a priori ist.,,

a. Das ist ebenfalls von dem abstrakten Raus me wahr; wenn es heißt: daß er als ein höhes res Ding vor dem niedrigern ist;

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b. Daß der Begriff von dem abstrakten Raume an sich schlechterdings nothwendig ist; sofern er den Begriff von einem an sich möglis chen Dinge ist, dessen Möglichkeit freylich schlech: terdings nothwendig und ewig seyn muß. Phil. Mag. B. II. St. 4. S. 465.)

c. Es folgt aber aus allem diesem nicht, daß er ein ursprünglicher Begriff sey. Denn da der Raum, wie Hr. Schulz selbst erkennt, ein zusammengesetztes Ding ist: so muß er seinen Grund in dem Einfachen haben. Die objektiven Gründe seiner Affektionen müssen also in diesem Einfachen seyn, von denen eine endliche Vorstellungskraft nur einen undeutlichen Begriff durch die Sinne,- und einen deutlichen durch den Verstand hat, d. i. nur die allgemeinen Bes stimmungen erkennt, die wir an mehrern Orten aufgezählt haben. (S. Phil. Mag. B. II. t. 4. . 434.)

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