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30)

31a)

Buck.

Schriftlich, mein gnäd'ger Herr.

Prinz: Nehmt aber an, es stände nicht verzeichnet;

Mich dünkt, die Wahrheit sollte immer leben
Und gleichsam feilstehn für die ganze Nachwelt
Bis an den Tag, der alles enden wird.

(Uebersetzt von Gildemeister.)

(Shakesp. Son. 124.)

Wär' meine Lieb' ein Kind des Staats nur, bliebe,
Bastard des Schicksals, jetzt verwaist sie ganz,
Nein! weit vom Zufall ist ihr Bau gelegen,
Sie leidet nicht vom Pomp, noch wird gefällt
Sie von des unterdrückten Grolles Schlägen,
Wohin die Zeit ruft unsre noble Welt.
Die Ketzrin Politik macht ihr nicht Sorgen,
Die nur auf Fristen kurzer Stunden läuft:
Allein ragt sie, politisch sehr, geborgen,

31b)

Dass Hitze sie nicht treibt, Sturm nicht ersäuft.

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Dess, Narr'n der Zeit! müsst ihr mir Zeugniss geben,
Die sterben brav nach sündenvollem Leben.

(Shakesp. Son. 125.)

Was hätt' ich, könnt' den Baldachin ich breiten

Und ehrte äusserlich die Aussenwelt

Und schüfe Grosses für die Ewigkeiten,

Das kürzer dauert, als Ruin zerfällt?

Ich sah's ja: Form- und Gunstanbeter büssen
Durch zu viel Zins ihr Alles, mehr noch, ein;
Verlieren reine Lust um falsche Süssen
Glückspilze, stürzend in der Jagd nach Schein.

(Shakesp. Heinrich VIII.

III. 1.)

Königin Katharina: Was begehren sie von mir,

33 b)

Der armen schwachen Frau, die aus der Gunst fiel?

(Shakesp. Heinrich VIII. IV. 2.)

Wolsey: O eitler Pomp und Glanz der Welt, ich hass' euch!
Ich fühl' mein Herz neu aufgethan. O, elend
Der arme Mann, den Fürstengunst nur trägt!
(Uebersetzt von Gildemeister.)

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,,Obgleich ich nie so glücklich war, von Ihrer Majestät irgend welche Gunst zu geniessen, die mich wünschen machen könnte, an ihrem Hofe zu bleiben, so würde ich mich doch unendlich unglücklich schätzen, wenn ich neben dem Verlust, ihr nicht mehr dienen zu dürfen, auch ihre gute Meinung einbüssen müsste“

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Nein! lass mich treu in deinem Herzen leben,
Nimm meine Gabe arm, doch frei die sich
Nichts Andres beimischt und nichts kennt als Geben,
Sich gegenseitig geben, mich für dich!

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Fort, feiler Kläger! Treue Seelen achten

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Am mind'sten dein, wenn sie am tiefsten schmachten.

(Shakesp. Son. 115.)

Was ich dir schrieb, muss ich jetzt Lüge nennen,
Selbst, dass mir grössre Lieb' undenkbar sei;
Doch dass mein volles Feuer könnte brennen
Einst lautrer noch, das fiel mir doch nicht bei!
Und denkend, wie die Zeit auf tausend Arten
Schleicht zwischen Schwüre, ändert Königswort,
Bringt Schönheit Flecken, schärfstem Vorsatz Scharten,
Reisst Starke zu der Dinge Umsturz fort

Ach! fürchtend so die Zeit, durft' ich nicht sagen:
„Jetzt lieb' ich dich am meisten", als erfüllt
Ich Ungewisses sah und jenen Tagen

Die Krone gab, weil Künft'ges stand verhüllt?

Ein Kind ist Liebe, durft' ich drum nicht leihen
Vollkommenheit ihr, die noch im Gedeihen?

(Shakesp. Son. 107.)

Nicht meine Furcht, noch das prophet'sche Ahnen
Der weiten Welt, die von dem Künft'gen träumt,
Kann mich an's Ende meiner Liebe mahnen,

Der man so kurze Dauer eingeräumt.

Des ird'schen Monds Verfinst'rung ist ertragen,
Jetzt lachen sie, die kündeten Gefahr;
Gewissheit krönet all' die bangen Fragen,

Und ew'gen Oelzweig beut der Friede dar.

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40)

Erfrischt von dieser Wonnezeiten Schauern
Seh' ich den Freund, und mir gehorcht der Tod;
Denn trotz ihm will in meinem Lied ich dauern,
Wenn stummen Haufen er Vernichtung droht.

Dies wird dein Denkmal sein, wenn längst zerfallen
Tyrannenkronen, erzne Grabeshallen.

(John Davies.)

Gut geh' dir's, Mann der Kunst und Welt des Witzes,
Der du aus höchster Gnade nur noch lebst!

(Widmung der Bibel.)

Gross und mannigfach, erhabenster Herrscher, waren die Segnungen, welche der allmächtige Gott, unser barmherziger Vater über uns, das englische Volk, ausgoss, als er Euer Majestät königliche Person sandte, uns zu beherrschen und zu regieren. Denn während es die Erwartung Mancher war, die unserem Zion nicht wohl wollten, dass nach dem Untergange dieses glänzenden westlichen Sternes, Königin Elisabeth, glücklichen Andenkens, schwere und fühlbare Wolken der Dunkelheit dieses Land so überschatten würden, dass die Menschen in Zweifel wären, welchen Weg zu gehen, und dass man kaum wüsste, wer den ungeordneten Staat regieren sollte, hat das Erscheinen Eurer Majestät, wie das der Sonne in ihrer Stärke, augenblicklich diese vorausgesetzten und eingebildeten Nebel zertheilt und allen Gutgesinnten ausserordentlichen Trost gebracht, besonders da wir die Regierung auf Euer Hoheit und Euren hoffnungsvollen Samen durch unbezweifeltes Recht gegründet sahen und dies auch von Friede und Ruhe in und ausser dem Lande begleitet war.

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(Shakesp. Heinrich VIII. V. 4.) Also vererbt sie ihren Segen einem,

Wann Gott sie ruft aus dieser Finsterniss,

Der aus der heil'gen Asche ihrer Ehre

Sternhell wird aufgehn, gross an Ruhm wie sie,
Und also feststehn. Dieses Kindes Diener,

Reichthum und Friede, Wahrheit, Liebe, Schrecken,
Dienen dann ihm, wie Reben ihn umwachsend.

(Uebersetzt von Gildemeister.)

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Getrennt von dir, der Lust des flücht'gen Jahres,
Wie ward zum Winter mir die bange Zeit!
Wie fror ich bis in's Herz, wie düster war es
Dezembers kahle Oede weit und breit!

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II. Die schwarze Schöne.

(John Davies) wörtlich:

Pembroke, zu Hofe! dem du entfremdet wardst.

Geh, huldige deiner Königin!

Weine und juble über diese traurig freudige Aenderung,

Dann weine vor Freuden: du brauchst nicht Thränen zu heucheln, Da in jüngster Zeit deine Augen nur Thränen hatten.

(Widmung der ersten Ausgabe von Shakespeare's Werken.) Aber da es Euer Lordschaft gefallen hat, diese Kleinigkeiten schon früher zu schätzen, und sie dieselben wie ihren Verfasser mit so viel Gunst verfolgt haben

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(Sidney, Arcadia.)

Wer malte sie, wo jeder Zug
Für jede Feder ist genug?

Ihr Haar Goldfäden licht und fein,
Die spännen Männerherzen ein,
Wenn nicht die Stirne sagte: hier
Seht eine weiss're Schönheit ihr,
Ja weisser als der Schnee, der dicht
Bedeckt des Winters Angesicht.
Das führet zu den sanften Brau'n,
Die sind wie Bogen anzuschau'n,
Von Lidern, deren Niederschlag
Kein Kecker widerstehen mag.

Die schwarzen Sterne jener Sphären,

Dies einz'ge Paar, würd' Lob entehren.
Unglücklich macht sie nur, zu stehn

So nah sich ohne sich zu sehn.

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Erröthend wie des Apfels Haut,
Wenn Phoebus auf ihn niederschaut.
Die Nase, Kinn sind Elfenbein,
Nicht wen'ger weiss das Ohr; allein
Da schimmert rosig durch das Blut,
Wie Milch, gemischt mit Weinesglut.
Das Läppchen braucht des Schmuckes nicht,
Es ist des Ohres Schmuck und Licht.
Doch wer kann jene Lippen missen,
Die selig sich einander küssen?
Rubinen, Kirschen, junge Rosen,

In Glut, Geschmack und duft'gem Kosen,
Die nur sich trennen, um zu zeigen
Kostbarer Perlen Doppelreigen.

(Sidney, Son. 2.)

Ich sah und mocht', ich mocht' und liebte nicht,
Ich liebt' und that doch nicht, was Lieb' gebot.

(Sidney, Son. 33.)

Ich hätte, unglücksel'ges Wort! Ich hätte

Dann wollte, konnte ich mein Glück nicht sehn,

Bis jetzt ich Höllennacht hab' an der Stätte

Des Himmelstages, den ich liess vergehn.

Brich Herz! Mit Recht zerreisse dich zu Stücken:

Kein Paris nahm sich deine Helena;

Nicht List, nicht Macht entriss dir dein Entzücken,

Noch schickte das Geschick dir, was geschah!

Ich selbst, ich habe selber mich geschlagen,

Mit zu viel Klugheit (ja!) mich so beschwert,

Dass Beider Wohl ich musste Rücksicht tragen:

Und doch hat mich der Morgen nicht belehrt,

Welch schöner Tag mir nah! Augen! Betrüger!
Wär' ich gewesen närr'scher oder klüger!

(Sidney, Son. 22.)

'S giebt reiche Narren, deren geiz'ge Herzen
Aufspeichern noch der Güter Ueberfluss,

Sich selbst verdammend zu Tantalus Schmerzen,
Dass Reichthum Noth gebiert und Glück Verdruss.

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