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drei Treppen hoch getragen; zuerst war sie ihm federleicht, dann schwer, und zuletzt hätte er sie hinwerfen mögen, so schrecklich schwer drückte ihn die Last. Dazu bemerkt der Dichter pag. 17: „Toute leur histoire, cette montée d'escalier dans la grise tristesse du matin." pag. 56: sa narine gourmande qui reniflait Paris. pag. 59: Elle s'accrochait comme une teigne. pag. 60: voitures roulant sur la terre molle silencieusement comme sur de la ouate. pag. 76: un ,,immaculé comme la corne d'argent de la Yungfrau." pag. 85: „Il mange comme les chèvres, sur le devant de la bouche." pag. 87: il „bredouillait comme s'il avait eu autant de barbe dans la bouche que sur les joues." p. 112: ses amants „ils lui étaient tous en rang dans sa tête, comme les saints d'un calendrier." pag. 134: Jean s'arrêta, surpris comme un homme qui entend une symphonie à la place de la chamade qu'il redoutait." pag. 226: des larmes comme le poing.

...

י

Daudet liebt es, zuweilen kurze Sätze ohne Verb, das ergänzt werden mufs, zu setzen, besonders bei Nachahmung der leichteren Umgangssprache. Bemerkenswerte Fälle scheinen mir etwa die folgenden zu sein: Sapho pag. 73: Mais lui. „Non ... attends ...“ Et plus bas, comme honteux: „Je voudrais lire.“ pag. 81: „Ah! oui ... Sapho ... toute la lyre ..." Et la repoussant du pied, comme une bête immonde: „Laisse-moi, ne me touche pas, tu me soulèves le coeur." pag. 320: Hier und sonstwo läfst er gerne bei ganz neuer direkter Rede jedes Verb des Sagens weg. Dies ist überhaupt sehr beliebt in der lebenden französischen Sprache. Noch ein Beispiel hierzu (pag. 255), wo das neue Wort „Vlan“ einen Absatz für sich bildet: „Il est marié?

Qui?

Courbebaisse."

Vlan!

,,Ah mon ami, quelle giffle ..."

Das letzte Wort in dieser übertragenen Bedeutung ist mir noch nicht bekannt.

Öfters begegnet man einer Art direkt-indirekter Redeweise, die bei den französischen Schriftstellern jetzt sehr gebräuchlich ist. Man kann nicht anders sagen, als dafs der Dichter und die Person, von der die Gedanken ausgehen, sich ideell zu einer Person vereinigen. Seite 105-107 wird in Sapho auf diese Weise eine ganze Unter

haltung geführt. Fanny spricht immer zu Jean in direkter Rede;

ihr wird darauf in der anderen Form

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geantwortet. Sie fragt z. B.:

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,Oh! non, pas du tout; elle Oder die Erzählungsweise ist

ne ressemblait qu'à elle-même" etc. halb direkt, halb indirekt. pag. 111: „l'oncle avoua une rencontre du temps de Courbebaisse, le dîner trop copieux, les huit mille francs perdus la nuit dans un tripot... Plus un sou, rien! ... Comment rentrer là-bas, raconter ça à Divonne! Et l'achat de la Piboulette ..."

Einige andere Notizen: Eine Parenthese, die fast wie nach deutschem Muster gebildet, im Französischen sehr selten ist. Sapho pag. 51: „dans la crainte dont il riait maintenant d'un acoquinement." Freie Stellung des Adverbs: Elle m'en veut de trop t'aimer (pag. 16). Et Fanny maintenant connaissait la famille (pag. 52). Q' findet sich zuweilen für Qu' que; pag. 53. 150: une rien du tout, während in der jetzigen Umgangssprache meist gesagt wird: une rienne du tout, une vaurienne. mag besser im Zusammenhang betrachtet werden.

pag.

Anderes

Dr. K. Wehrmann.

Über die Aussprache und Accentuierung

französischen

der

Präposition re-.

Das schon im Lateinischen nur als præpositio inseparabilis existierende re, ursprünglich red, ist nicht allein in Kompositen, deren ersten Bestandteil es im Lateinischen bildete, in seinen beiden Formen von dort ins Französische herübergenommen, sondern ist auch zu allen Zeiten und wird noch heute zum Zweck neuer Begriffsbildungen mit schon gebräuchlichen französischen Stämmen zusammengesetzt. Die Form re hat sich hinsichtlich der Aussprache und infolge dessen auch hinsichtlich der Accentuierung ihres Vokals im Französischen mannigfach gestaltet: das e wird teils offen, teils geschlossen, teils als sogenanntes stummes e wie ein ganz kurzes offenes ö gesprochen. Ich nenne dieses letzte e gegenüber dem accentuierten und dem offenen das unbetonte, um den Ausdruck stumm zu vermeiden. Der offene Laut des e in re wird nie durch einen Accent kenntlich gemacht; es ist stets die Position, welche ihn bewirkt. Doch bilden nicht alle Konsonantenverbindungen (von denen natürlich muta cum liquida nicht in Betracht kommt) unter allen Umständen Position; ss namentlich bewirkt nur in ressayer (aus re-essayer) und ressuyer (aus re-essuyer) mit Ableitungen den offenen Klang des ihm vorausgehenden e. Die Tonlosigkeit des e bleibt in allen den Kompositen von folgendem ss unbeeinflufst, in welchen das scharf anlautende s des Simplex seinen Laut bewahrt. Dies wird in der Schrift durch Verdoppelung des s

Vortrag, gehalten in der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen.

angezeigt, wie in ressortir, ressource, ressauter u. a. Aber es herrscht hier keine Konsequenz, und dieser Mangel verursacht in der Orthographie einige Schwierigkeiten. In einzelnen Wörtern nämlich wird neben Doppel-s auch einfaches geschrieben, wie in ressaigner und résaigner, ressangler und resangler (wieder gürten), réssécher und résécher, ressemer und resemer. In allen Wörtern, in welchen das scharfe s als einfaches s geschrieben wird, bleibt das e accentlos, mit Ausnahme der beiden Fremdwörter réséquer und résection, wo das e natürlich geschlossen ist.

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In anderen Wörtern existiert nur die Form mit Doppel-s, z. B. rèsséant (sefshaft), rèsseller („, wieder satteln", vollständig gleichlautend mit résceller, wieder siegeln"), ressembler, ressentir, resserrer, rèsservir; wieder in anderen nur die mit einem s, wie in resarcelé (gesäumt), resacrer, resigner wieder unterzeichnen, résonner wieder läuten, résommeiller, resurgir (wieder erscheinen).

In einem Worte bildet se nicht Position, nämlich in resceller, und in zweien st nicht, in restagnation und in restipuler.

Indes sind diese durch die Sprachlaune verursachten Schwankungen der Aussprache und Orthographie gering gegen die Schwierigkeiten, welche bei der Willkür, mit der gerade dieser Präposition der rhetorische Ton von den Franzosen erteilt zu werden pflegt, die Auseinanderhaltung des geschlossenen und des tonlosen e im gesprochenen Worte und in der Schrift bereitet.

Giebt es kein Gesetz sei es im Gebiete der Wortform oder der Bedeutung oder beider zugleich, welches für diese schwächere oder stärkere Betonung regelnde Geltung hat?

Der einzige Grammatiker, bei welchem ich ein Suchen nach einem solchen gefunden habe, ist der ebenso gründliche wie scharfsinnige Mätzner, welcher diesen Punkt im 10. und im 82. Paragraphen seiner „Französischen Grammatik mit besonderer Berücksichtigung des Lateinischen" berührt, aber kein durchgreifendes Princip in der Verwendung der beiden Formen erkennt.* Trotz dieses Mifserfolges einer gewifs eingehenden Untersuchung beschlofs ich doch, mich im Dienste der Schule derselben Mühe zu unterziehen. Ich hoffte, in diesem Fehlersumpfe einen Weg zu finden, auf welchem der Schüler

* Ich mufs dazu bemerken, dass mir nicht alle neueren Grammatiken bekannt sind.

mit einiger Sicherheit gehen könnte; ich stellte die langweiligsten Entwässerungsversuche an und kam aufs Trockene wo ich glück

lich sitzen blieb, wenigstens insofern, als sich für die Schule wenig daraus ergab. Ich würde nun, meine Herren, nicht wagen, Sie mit den Resultaten und zum Teil auch mit dem Gange dieser kleinlichen Untersuchungen zu behelligen, wenn sich nicht einiges ergeben hätte, worin Sie, wie ich hoffe, eine Vervollständigung der Mätznerschen Bemerkungen erkennen werden.

Da in den später aufgenommenen Fremdwörtern* das re fast konsequent betont ist, dagegen in den Wörtern, welche sich nach bestimmten Lautgesetzen volkstümlich gestaltet haben, nur ein verhältnismässig kleiner Teil ein accentuiertes ré aufweist, so hoffte ich zu dem Ergebnis zu gelangen, dafs von den organisch gebildeten Wörtern bei der Einführung der Accentzeichen nur diejenigen mit einem Accente bedacht seien, auf deren Präposition ein starker, durch die Hervorhebung der Bedeutung herbeigeführter rhetorischer Ton liege, und dafs andererseits die Wort form sich darin geltend gemacht habe, dafs man bei vielsilbigen Wörtern, in welchen der Accent der Tonsilbe den übrigen Silben den Ton raubt, in der ersten das ihr unwillkürlich zufallende Gegengewicht gegen die letzte konsequent bemerklich gemacht habe, wie in refuge und se réfugier, Genève und génevois, lièvre und lévrier (neben dem kürzeren levron). Aber bei näherem Hinsehen erkannte ich meine Täuschung. Hinsichtlich der Bedeutung fand sich rebeller neben rébellion, rebarber neben réprouver und révolter; hinsichtlich der Form: redevable neben résolution u. s. w. Wie auf anderen Gebieten der französischen Wortgestaltung man vergleiche dénouement neben dénoûment, payement neben paiement und paîment fanden sich

Unter Fremdwörtern verstehe ich diejenigen französischen Nomina, welche, die lateinische Form bewahrend, nur die Endung französieren (z. B. régressif, lat. regressivus; régulateur, lat. regulator), und von den Verben diejenigen, welche, von Participien abgeleitet, die Form derselben mit. Ausschlufs der Endung unverändert gelassen haben, oder diejenigen, welche von lateinischen Infinitiven, namentlich denen der dritten Konjugation, abgeleitet, im Französischen ohne organische Lautwandlung der ersten Konjugation zugewiesen sind. Diese Wörter sind nach und nach ins Neufranzösische aufgenommene wissenschaftliche oder technische Ausdrücke oder wenigstens solche, welche zunächst nur den Lateinkundigen verständlich waren.

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