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Quevedo Villegas, Ruiz de Alarcon, Rojas Zorilla und in neuerer Zeit Hartzenbusch und Larra haben die Geschichten und die Sagen über den Dichter-Zauberer teils zu Erzählungen, teils zu dramatischen Werken benutzt.

Aber nicht nur in der spanischen Litteratur, sondern auch in der deutschen begegnen wir dem Markgrafen von Villena. Der schattenlose Schlemihl in der berühmten Novelle von Chamisso erinnert an den verlorenen Schatten des spanischen Zauberers, und Theodor Körner hat die Sage von der Höhle von Salamanca in einer seiner bekanntesten Balladen (Der Teufel in Salamanca) bearbeitet.

Dresden.

Edmund Dorer.

Über Robert Herrick.

Zu den besseren nicht-dramatischen englischen Dichtern aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts darf Robert Herrick gezählt werden, der sich in seinen Gedichten durch Mannigfaltigkeit des Inhalts und durch anmutige Form vor vielen seiner Zeitgenossen auszeichnet. Die bekannten Litteraturgeschichten enthalten über ihn nur kurze Notizen; eingehend behandelt ihn erst Grosart,* der seine sämtlichen Werke, unter möglichst treuer Wiedergabe der ursprünglichen Texte, herausgegeben hat. Bei den folgenden Mitteilungen ist das von Grosart gelieferte Material besonders benutzt worden.

Grosart zählt in einem bibliographischen Vorwort acht Editionen auf, die teils eine Auswahl, teils eine angeblich vollständige Sammlung der Herrickschen Gedichte enthalten. Erst Sylvanus Urban hat im Gentleman's Magazine 1796/97 wieder die Aufmerksamkeit auf den lange vernachlässigten Dichter gelenkt. Die von Herrick selbst veranstalteten Gesamtausgaben sind:

1) Hesperides or the Works Both Humane and Divine of Robert Herrick Esq. London 1648. Als Motto auf dem Titelblatt: Effeegient avidos Carmina nostra rogos. Ovid.

Voran geht eine schwülstige Widmung: To the most Illustrious and most Hopeful Prince Charles, Prince of Wales (dem späteren Karl II.); dann eine Aufforderung an den Leser, für

* The Complete Works of Robert Herrick, edited by the Rev. Alexander B. Grosart. 3 vol. London 1876.

Archiv f. n. Sprachen. LXXVII.

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die Errata, die er aufzählt, den Drucker verantwortlich machen.

Die Fehler, die du, Leser, hier wirst sehn,

Sind durch den Drucker, nicht durch mich geschehn;
Mein gutes Korn, er hat es schlecht verwandt,

Mit Spreu vermischt in seinem Unverstand.

2) His Noble Numbers or His Pious Pieces, Wherein (amongst other things) He sings the Birth of His Christ: and sighes for his Saviour's suffering on the Crosse. London 1647. Als Motto auf dem Titelblatt: ἴδμεν ψεύδεα πολλὰ λέγειν ἐτύμοισιν ὁμοῖα, ἴδμεν δ' εὖτ ̓ ἐθέλωμεν, ἀληθέα μυθήσασθαι. Hesiod.

Aus den bezüglichen Zeitangaben dürfte bereits hervorgehen, dafs Herrick seine Noble Numbers vor den Hesperides habe veröffentlichen wollen.

I. Herricks Leben.

Robert Herrick (er selbst giebt seinen Namen in verschiedener Orthographie, z. B. Hearick) wurde im August 1591 in Cheapside London geboren und am 24. August getauft. Sein Vater Nicholas, ein geschickter Goldschmied, stammte aus einer angeschenen Familie, die in Stretton Magna oder Great Stretton (Leicestershire) ansässig war. Einer der Vorfahren, Robert Eyrick, gründete 1378 als Bischof von Lichfield dort eine Kapelle; die Chronik erzählt freilich von ihm, dafs er einen anderen für sich vor dem Erzbischof sein eidliches Gelöbnis habe lesen lassen müssen, weil er des Lesens unkundig gewesen wäre. Sein Vater starb schon am 7. November 1592 durch einen Fall aus dem Fenster aus dem oberen Stockwerk in seinem Hause. Man hegte ohne Grund den Verdacht eines Selbstmordes; gleichwohl legte Dr. Fletcher, Bischof von Bristol (Vater von John Fletcher und Bruder von Dr. Giles Fletcher), Beschlag auf den Nachlafs, begnügte sich aber endlich mit 220 Pfd. St., die er aus dem Vermögen von 5000 Pfd. St. „der Witwe und den Waisen fortnahm". Wahrscheinlich wurde der Vater heimlich bestattet und der Platz geheim gehalten, aus Furcht, dafs der Leichnam ausgegraben und der Tote wie ein Selbstmörder verscharrt werden würde. Gewifs ist, dafs Robert Herrick erst nach seven lustres, im

Jahre 1626 seines Vaters Grab fand.

Das To the reverend

shade of his religious father (I, p. 45-46*) schliefst :

Nur leiblich Leben schuld ich, Teurer, dir
Und wecke, reichlich lohnend nun dafür,
Zu ew'gem Leben auf dein tot Gebein;

Mein Lied soll dir Unsterblichkeit verleihn.

Vormund wurde der Onkel Sir William Herrick, der auch der Goldschmiedezunft angehörte; ihm verlieh Jakob I. im Jahre 1605 die Ritterwürde, weil der kunsterfahrene Mann ein Loch in den grofsen Diamanten gebohrt hatte, den der König trug.

Robert wurde in Westminster School erzogen. In His Teares to Thamasis (III, p. 56) gedenkt er in Liebe der Zeit, da er in heiterer Gesellschaft geschwommen, oder im Kahn gefahren sei nach Richmond, Kingstone und Hampton-Court, dann gestärkt heimkehrend in sein Beloved Westminster, oder auch in sein

Golden-cheap-side, where the earth

Of Julia Herrick gave to me my Birth.

Er hatte drei Brüder. William, der einige Monate nach des Vaters Tod geboren wurde und früh starb, beklagt er (I, p. 125) und verspricht, seine Ruhestätte allezeit zu behüten. Thomas, den Landwirt, preist er in A Country-life: to his brother M. Thomas Herrick wegen des ländlichen Stilllebens, das er mit seiner Frau geniefse, fern von aller Unruhe und allem Lärm der Stadt, frei von allen Sorgen, wie sie den Kaufmann, den Seefahrer u. a. quälen. Sie mögen sich, durch ihre gegenseitige Liebe beglückt, ihres Lebens erfreuen, bis sie ein gemeinsamer Tod abruft, ohne dafs sie ihren letzten Tag weder herbeizuwünschen, noch zu fürchten Grund haben. Nicholas liefs sich früh in London nieder und trieb Handel nach der Levante. Unser Dichter rühmt von ihm (III, p. 80), dafs er mit eigenen Augen die fremden Gegenden gesehen, die andere nur aus der Landkarte kennen, und sie so gut zu schildern wülste,

Dafs jeder, der ihm willig lieh sein Ohr
Und ihn zu seinem Führer sich erkor,
Die Wahrheit treu vor seinem Aug erblickt,
Die manches Buch entstellt und unterdrückt.

* Die Citate nach Grosarts Edition.

Robert trat bei seinem Onkel im Jahre 1607 als Lehrling ein, hielt es aber hier nicht lange aus. Er entlief sehr bald und zwar nach Cambridge. Jedenfalls ist er 1613 in St. John's College. In einem Briefe, der das Datum Cambridg: St. John's trägt, unterschreibt er eine Quittung als Fellow Commoner of St. John's Colledg in Cambridg. Der Onkel söhnt sich später mit ihm aus, scheint ihn aber sehr kurz gehalten zu haben. Robert verlangt in seinen Briefen immer Geld, das er zu Büchern u. dgl. brauche. Da er dies nicht nach Wunsch erhielt, will er Jurist werden, giebt indes diesen Plan sehr bald auf. Der Onkel hat ihn, wahrscheinlich nicht mit Unrecht, im Verdacht, dafs er zu flott lebe und zu wenig studiere; er rechtfertigt sich teils damit, dafs die Anklagen übertrieben seien, teils dafs die Jugend Anspruch auf Genufs habe.

1617 erlangte er an der Trinity Hall den B. A. degree und wahrscheinlich 1620 den M. A. degree. 1620 kehrte er nach London zurück, wo er bis 1629 ganz dem Vergnügen und der heiteren Gesellschaft lebte; die meisten seiner lustigen, lockeren Dichtungen gehören in diese Zeit.

On himselfe (II, p. 149).

Zeit genug beschieden ward

Mir für meine Pilgerfahrt.

Manches Jahr ist nun vorbei,

Weifs nicht, wann mich trifft die Reih.

Wie's auch immer kommen mag,

Sorge quält mich keinen Tag;

Blumenkränzen, feur'gem Wein
Will ich stets ergeben sein.

Dem Gefühl der Trennung von dem Londoner Leben giebt er noch glühenderen Ausdruck in seinem Welcome to Sack (I, p. 133 f.). Er erschöpft sich zunächst in Gleichnissen, um seine Freude über seine Vereinigung mit dem Sekt auszudrücken. ,,So sehnen sich getrennte Quellen nach ihrem Zusammenflufs; so Liebende, um verstohlene Küsse auszutauschen meines Lebens, du mein Ruhm! Ewiges Licht der Liebe, dessen glühende Flamme des Himmels Osiris (d. i. die Sonne) überstrahlt, dessen Glut den Glanz ihrer Strahlen am Mittag übertrifft Wo bist du so lange fern von meinen Um

Seele

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