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Der Ertrag dieser Schrift ist für ein Schulstipendium bestimmt.

Drud von G. Gerlach in Parchim.

Widmung.

Vier Jahre nach dem Tode Melanchthons ist das Großherzogliche FriedrichFranz-Gymnasium als höhere Schule gegründet worden. Mit Melanchthons Namen ist der Charakter der Zeit und die pädagogische Richtung bezeichnet, welche die höheren Schulen des sechszehnten Jahrhunderts ins Leben rief. Es war eine große Zeit; das hochheilige Gut des evangelischen Glaubens war durch den großen Luther errungen worden; die eigenthümlichste That des deutschen Geistes, die Reformation war vollbracht und hatte ihr Licht über die verdunkelte Welt verbreitet. Ehe dieses Licht erschien, war es durch einen Morgengrußz verkündet worden, der aus der erneuten Liebe zu der griechischen und römischen Literatur hervortönte. Die frommen Männer der Reformation, beunruhigt und geängstet in ihrem Gewissen wie sie waren, hatten sich zu der Quelle des Glaubens gewandt, wie sie in dem Evangelium fließt; diese Quelle, seit lange verschüttet und unzugänglich, floß ihnen wieder frisch und lauter durch die Hülfe des klassischen Alterthums. Die erneuerte Kenntniß der griechischen Sprache, welche im fünfzehnten Jahrhundert flüchtige Griechen nach Italien gebracht hatten, jeßte die Reformatoren in den Stand, das Evangelium in seiner ursprünglichen Gestalt zu lesen und dadurch den mächtigsten Schild zu gewinnen, mit welchem sie sich vertrauensvoll den Angriffen der Feinde entgegenwarfen. Jene treuen Männer, in ihrer großen Thätigkeit durch die Kenntniß der alten Sprachen gefördert, blickten mit dankbarer Begeisterung auf das Geschenk, welches ihnen in dieser Kenntniß zu Theil geworden war. Sie haben dieser Begeisterung, dieser Dankbarkeit den beredtesten Ausdruck gegeben: auch Plato habe aus dem göttlichen Borne getrunken und Pindar, der so erhaben von seinen Göttern rede, müsse eine Ahnung von der einen heiligen Gotteskraft gehabt haben. Diese Begeisterung theilte Luther. Er nennt „die alten Sprachen die Scheide, darinnen das Messer des Geistes stecke; den Schrein, darinnen man dieses Kleinod trage; das Gefäß, darinnen man diesen Trank fasse, und wie das Evangelium selber zeige, die Körbe, darinnen man diese Brode und Fische und Brocken behalte." Er ist der Ueberzeugung, daß mit dem Verluste der Sprachen auch das Evangelium verloren werde, daß, wofern die Sprachen verloren würden, wir dahin gelangten, weder lateinisch noch deutsch recht zu reden und zu schreiben. Er weiß es sehr wohl, wie ihn diese Sprachen in seiner reformatorischen That gefördert haben; „er wäre allen Büschen zu fern gewesen, wo ihm die Sprachen nicht geholfen und seinen Geist in der Schrift sicher und gewiß gemacht hätten.“

Evangelium nud klassisches Alterthum haben die höheren Schulen im sechszehnten Jahrhundert erschaffen; sie waren es, welche der Jugend für Bildung und Charakter die gesunde Nahrnng gaben. Diese Einfachheit ist von großartiger Macht; aber was schon Luther wünschte, hat in den höheren Schulen seine Stelle gefunden.

2017

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