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daß er verführerisch ist, so geht dieses seine Erzählungen und nicht seine Fabeln an. Unter den deutschen fehlen hier wieder Lichtwehr, Lessing und Gleim, welche alle drei eine eigene Art zu erzählen haben, die von Hagedorn's und Gellert's verschieden ist, und daher billig besonders håtten erwähnt und charakterisirt werden sollen. Im § 296. von Schäfergedichten. Daß Virgil in seinen Eklogen der römische Theokrit sei, möchten wir uns nicht getrauen, mit dem Hrn. Verf. zu behaupten. Die Kenner der griechischen und lateinischen Muse halten den Theokrit für naiver und den Virgil für erhabener. Sie wollen bemerkt haben, daß sich in den Schäfergedichten des Lehtern der epische Dichter selten ganz verlåugne. Rost und Geßner, auch verschiedene schöne deutsche Schäferspiele, müssen dem Hrn. Verf. unbekannt gewe= sen seyn. Im § 297. von der Elegie. Im § 298. von der Ode, Cantate und Opera. Von der lehtern, wie überhaupt von der musikalischen Poesie, wird fast gar nichts gesagt; håtte der Hr. Verf. nicht bei diesem Stillschweigen seine Leser wenigstens auf die davon zu Berlin 1752 herausgekommene vortreffliche Schrift, wovon Hr. Krause Verfasser ist, verweisen sollen? Es heißt: Quinaut, Metastasio und Pallavicini sind die vornehm,,sten Verfasser der Opern". Wußte der Hr. Verf. nicht, daß la Motte der französischen Oper eine neue Gestalt gegeben hat? Waren ihm unter den neuesten französischen Operndichtern Fu zelier und Eahusac unbekannt? Warum werden wieder von den Deutschen Gellert's Drakel", ja ein so merkwürdiges Stück, als des königl. dänischen Capellmeisters Hrn. Scheibe,,Thusnelde" ist, nicht angeführt? Im § 299. von der Satyre und und der Parodie. Von der Parodie weiß der Hr. Verf. unter den Franzosen nichts als seines Leibschriftstellers Boileau bekannte Parodie der Schreibart des Balzac und Voiture anzuführen. Aber die Parodien, welche auf dem italianischen Theater in Pa= ris aufgeführt zu werden pflegen, sind in ihrer Art so einzig und auch so bekannt, daß sie billig nicht hätten vergessen werden sollen. Ingleichen hätte des Scarron Virgile travesti u. dgl. hierher gehört. Verschiedene Meisterstücke von dieser Art in Kästner's vermischten Schriften håtten nicht sollen ausgelassen werden; ingleichen eine ziemlich bekannte kleine Schrift unter dem Titel: Jeremias W. Bürger und Meister in G. erweiset dem Herrn H. J. eines und das andere, was ihm zu schwer ist, in den Anfangslehren der Metaphysik u. s. w. Eine ziem

lich boshafte Parodie der ersten Auftritte des Trauerspiels „Ca= nut", auf einen gewissen epischen Dichter, welche_in_hiesigen Ge= genden ziemlich bekannt ist, hat der Hr. Verf. vermuthlich nicht gesehen. Der § 300., von der dramatischen Dichtkunst, enthält einige sehr wenige und ziemlich seichte Regeln. Es sind auch einige besondere Arten von theatralischen Gedichten vergessen wor= den, als z. B. das bürgerliche Trauerspiel und die rührende Comödie. Der Name Lessing wird weder unter den Trauerspiel, noch unter den Lustspieldichtern gefunden; bloß seiner ,,theatralischen Bibliothek“ erwähnt der Hr. Verf. am Ende des §. Wir wissen auch nicht, warum er meint, daß Destouches, Greffet und de la Chauffée nicht so allgemein bekannt wåren als Molière. Von der engländischen und italiänischen Comödie wird kein Wort gesagt. Des Riccoboni,,reformation du théatre" muß der Hr. Verf. nicht gesehen haben, sonst könnte er es unmöglich anpreisen. Dieses Buch, welches der Verfasser schrieb, nachdem er wegen schwächlicher Gesundheit im Jahr 1750 das Theater verlassen hatte, will die dramatischen Stücke ganz umgeschmolzen wissen, und sagt von verliebten und lustigen Schauspielen viel schwermüthiges und wenig gutes. Aber des åltern (Ludwig) Riccoboni arte representativa, histoire du théatre italien und réflexions sur les différens théatres de l'Europe, ingleichen dieses jungen (Franz) Riccoboni art du théatre, hätte er nebst vielen andern sehr nüßlichen Büchern anpreifen sollen. Ist es wohl zu vergeben, daß der Dichtkunst des Aristoteles, zumal da man sie deutsch hat, mit keinem Worte gedacht wird? Gewiß eben so wenig, als daß ein so wichtiger Theil der schönen Wissenschaften, als die dramatische Dichtkunst ist, überhaupt so kurz abgefertigt wird. Im § 301. von der Epopee. Die bekanntesten Heldengedichte der Alten und Neuern werden hier genannt, und ihr Werth mit guter Beurtheilungskraft bestimmt. Dieser Artikel ist gleichfalls im Verhältniß der fruchtbaren Materie ziemlich kurz. Warum Milton hier nicht genannt wird, ist unbegreiflich; Heinsius de contemtu mortis ist eben so wenig ein Heldengedicht, als Perrault's siècle de Louis XIV.; es sind beides Lehrgedichte. Der Verfasser der Italia liberata heißt Trissino und nicht Trisferi. Im § 302 von Romanen und Wochenblättern. § 303. von Gelegenheitsgedichten. § 304. von den Künstlern. Praxiteles", heißt es, Phidias, Apelles, 3euris, Michael Angelo, Raphael, Rubens,

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„le Brun 2. sind Künstler, von denen in den Werken des Wibes sehr oft geredet wird, und die so viel Hochachtung verdie,,nen, daß man ihre Namen, Kunst und Lebensumstände eini,,germaßen wissen muß. In Carlencas Geschichte der schönen „Künste und Wissenschaften findet man sehr wenig von ihnen". Der Hr. Verf. håtte die Bücher anzeigen sollen, wo man sehr viel von ihnen finden kann. Man findet in Carlencas Ge= schichte von andern Dingen, die dahin gehört hätten, ebenfalls sehr wenig! Die schönen Künste sind auch an sich so vortrefflich und mit den schönen Wissenschaften so nahe verschwistert, daß ein Liebhaber der leztern von den großen Künstlern auch aus andern Ursachen, als weil ihrer in den Werken des Wizes" gedacht wird, etwas wissen muß. Doch er muß nicht allein die Künstler kennen, sondern auch unstreitig von den Künsten selbst einigen Begriff haben; und also hätte der Hr. Verf. billig kürz lich davon handeln müssen; und hier wäre der Ort gewesen, wo man Anmerkungen über die Verbindung der schönen Künste mit den schönen Wissenschaften hätte erwarten können; ein Feld, welches noch sehr unbebauet ist, und wo noch so nüßliche und nothwendige Entdeckungen zu machen sind!

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Von der Zueignungsschrift in Versen an Sr. Maj. den König von Dänemark sollten wir noch etwas sagen. Doch wir haben unsern Lesern versprochen, das Merkwürdige in dieser Schrift anzuzeigen, das Mittelmäßige hingegen mit Stillschweigen zu übergehen.

Um mit den Worten der Vorrede des Hrn. Verf. zu reden, so wird ein geübter Kenner nach der Durchlesung dieses Lehrbuchs ganz gewiß nicht ausrufen: das war wieder vergeblich! Nein, es enthält so viel gründliches und auch so manches neue; der Hr. Verf. zeigt so viel Philosophie und so viel Geschmack, daß man es weder ohne Nugen noch ohne Vergnügen lesen wird. Nur wünschten wir, wie wir schon angezeigt haben, manche wichtige Materien gründlicher, und manche unerhebliche Materien kürzer ausgeführt zu sehen, welches dem Zwecke eines allgemeinen Lehrbuches gemäßer seyn würde. Wenn der Hr. Verf. nicht so oft gewissen, zwar an sich untadelhaften Schriftstellern, z. B. Rollin, Boileau, Carlencas, hätte folgen wollen, so würden manche Unschicklichkeiten seyn vermieden worden; wohin wir auch die häufigen Fehler in der Geschichte der schönen Künste, und die Auslassung vieler deutschen und ausländischen

schönen Geister rechnen, an Stellen, wo weit weniger wichtigeSchriften und Beispiele gemeldet werden, welches nicht selten eine ziemliche Übereilung zu verrathen scheint. Doch vielleicht hat der Hr. Verf. gedacht:

tuque

Rectius Iliacum carmen deducis in actus,

Quam si proferres ignota indictaque primus.

Aber er hätte auch billig, sonderlich bei Anführung mancher empel und Regeln, denken sollen:

Publica materies privati juris erit, si

Nec circa vilem patulumque moraberis orbem,
Nec verbum verbo curabis reddere fidus
Interpres.

The Pleasures of Imagination, a Poem in three Books, by Dr. Akenside. London, printed for R. Dodsley at Tidly's Head in Pallmall. MDCCLIV. d. i. die Ergohungen der Einbildungskraft; ein Gedicht in drei Büchern von Dr. Akenside.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 2. Stück 1. 1757. S. 91-124.)

Von diesem vorzüglich schönen Gedichte ist uns eine 1 tbs gerathene übersehung zugeschickt worden, für deren Mitt wir hiermit dem Herrn überseher öffentlich danken. Wir

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ihr gleich in unserm Iten Stücke einen Plaß bestimmt, 1 aßten sie aber wieder zurücknehmen, als wir erfuhren, daß eine dere übersehung, zu Greifswald, in dem Weitbrechtischen Lage, bereits die Presse verlassen habe. So selten nun die guten über feßungen aus dem Englischen unter uns sind, so konnte doch unmöglich vermuthen, daß man sich an einen so sc und philosophischen Dichter wagen würde, ohne dem Un men wenigstens einigermaßen gewachsen zu seyn. Ake ist fast eben so schwer zu übersehen, als Young. Sie beide so viel eigenes, daß etwas mehr als Kenntniß der E

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fordert wird, um sie zu übersehen. Man muß sich ihre nnige Denkungsart zu eigen machen, und alle die Nebenbe Fe lebhaft fühlen, mit welchen sie ihre Gemålde zieren; man

die nöthigsten Beiwörter wählen, wenn sich nicht alle in ere Sprache übertragen lassen, ohne den Perioden steif zu Len und die Hauptbegriffe allzu sehr zu beladen; man muß s ihren Gedanken einen ganz andern Schwung geben, wenn n der übersehung ihr Leben und ihren Geist behalten sollen. ! man muß wie ein Ebert, und wie der Verfasser der zugeschickten übersehung selbst denken, wenn man solchen tern nacharbeiten will, ohne sie zu verunstalten. Der größte vrfen von unsern Überseßern aber, und besonders diejenigen, welche die übersehungsfabriken arbeiten, lassen es ihr erstes Geset

sich nicht von den Worten der Urschrift zu entfernen. glauben getreulich überseht zu haben, wenn der Leser die sehung eben so wenig versteht, als er die Urschrift verstanden .. Von diesen elenden Schriftstellern unterscheidet sich der Fasser der gedruckten Übersehung nur an sehr wenig Stellen; ben übrigen ist er ein Sklave seiner Urkunde, und zwar ein ive, der zu wenig Einsicht hat, um die Meinung seines ben zu verstehen, und daher bloß seinen Worten folgt. Er ,,erstaunenhauchende Geschichtchen", ein rosenfarbigtes Lá",,,verwelkliches Wiederhallen",,,eine wasserblaue Schwester Fluth", „kühlwedelnde Lüftchen“, „die Locken bey Seite we= und dergleichen kräftige Ausdrückungen mehr, mit welchen unsere Muttersprache bereichert. Auch von seinem Verständse der Urschrift läßt er uns nicht die beste Meinung schöpfen. ende Stellen aus dem 1ten Buche mögen hiervon zur Probe Den. Gleich in der Anzeige des Inhalts giebt er natural poncretes (Steingewächse) durch,,Naturgaben". V. 14. fagt inside von der Fiction: sie führt auf ihren flatternden Schwinpea tausend Farben durch die Luft, welche ihr Zauberblick in anzählige Gestalten vermischt", und diese Gestalten nennt er ser wild creation (ihre wilde Schöpfung). Unser überseher

diese drei Worte mit der folgenden Anrufung der Harmo ne, welche anfångt: Goddess of the lyre u. s. w., zusammen no fest: ihre wilde Schöpfungsgöttinn der Leyer. V. 39. must string his nerves verdeutscht er S. 12.: den Pfad ́auszeichnen. lenside sagt von den Weltweisen V. 105.:

IV, 1.

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