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Satan! so wahr wir alle die Quaal nur gewaltiger fühlen,

Wenn du die Behausung der Nacht, und der dunkeln Verdammung, öniglich nennest; so wahr kehrst du mit Schande belastet, Statt des Triumphs, von Gott und seinem Messias zurücke! Baner Dusch:

Satan ergrimmte

es fuhr aus seiner Hand,

Cin-fiebenfacher Bliz, es zitterten die Heere; Doch keine Flamme traf; er donnerte ins Leere, 10 stampft

Klopstock:

Satan hört ihn voll grimmiger Ungeduld also reden,

gt wollt' er auf ihn donnern, allein die erschreckliche Rechte

ink ihm zitternd im Zorn dahin, er stampft' und erbebte.

Der Sånger des Messias läßt den grimmigen Satan vor Buth verstummen, und Adramelch die Antwort vor ihm geben. Sie vortrefflich stimmt dieses mit ihren Charaktern überein! Allein Dusch läßt Satan sich wieder fassen; er drohet:

Berzagter!

So will ich mit dir reden!

Aleuch, reinige den Ort, den Könige bewohnen, leuch in die Einsamkeit, und flehe da Verschonen, Fort bring die Ewigkeit gequält und sklavisch zu

Klopstock:

aus finstern Wettern will ich mit dir reden, Verzagter!

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irst du gepeinigt; so wirst du von deinen niedern Gedanken, Slave! gepeinigt. Entfleuch, Verzagter, aus diesem Bezirke, Linjerer Herrschaft, wo Könige find! Entfleuch in die Tiefe

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Die Denkungsart, die Dusch seinem Satan beigelegt, hat viel Ähnliches mit der Denkungsart des Ulfo im Trauerspiele Sanat, daß er ihn auch wirklich zwei Verse aus dem Canut des intren läßt:

3r Helden, redet selbst, so lange wir noch kriegten,
Aber war's, der überwand, wer waren die Besiegten?
egel sagt:

: ich mit Dännemarks und Englands Herrschern_kriegte,
sprich, wer hat gefiegt, und wer war der Besiegte?

Wo ihn sein Muster verlassen, da verfällt er sehr oft ins Lächerliche. Nachdem Satan das jüdische Volk sehr verächtlich abgebildet hat, sagt er:

Nun urtheilt selbst, ihr Thronen, verdient es wohl der Müh, Dieß Sklavenvolk zu halten? nein! reisen lies ich sie.

Und ferner:

Nachdem ich Gott vergeblich, drey Monat lang bemüht,
War ich mit mir zufrieden, und dachte endlich: zicht!

Wir wollen noch den Charakter des Molochs nebst der Parallelstelle aus dem Messias S. 47. Doch nein! vielleicht haben wir uns schon zu lange bei dieser Vergleichung aufgehalten, und vielleicht schließen unsere Leser schon mit uns, daß die ses Gedicht nichts weniger als ein Fragment eines größern Gedichts, sondern die Frucht eines Abends seyn müsse, als Hr. Dusch von Lesung des Messias warm zu seyn glaubte. Schnell ward die Feder ergriffen; allein er

Glows when he reads, and trembles when he writes!

Lehrbuch prosaischer und poetischer Wohlredenheit in verschiedenen Schreibarten und Werken, zu akademischen Vorlesungen eingerichtet von M. Johann Bernhard Basedow, Professor der Moral, schönen Wissenschaften und der deutschen Sprache in Soroe. Kop= penhagen im Verlage der Rothischen Buchhandlung, 1756.' 622 Seiten in 8°, ohne Vorrede und Inhalt.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 2. Stück 1. 1757. G. 57-91.)

Man hat sich zwar, fagt der Herr Verfasser in der Vorrede, über keinen Mangel an Lehrbüchern der schönen Wissenschaften zu beklagen, nachdem uns ein Rollin, Bouhours, Batteur, Breitinger, May, Meier und Gottsched in neuern Zeiten

verschiedene Schriften von dieser Art geliefert. Aber alle diese Månner, sagt unser Schriftsteller ferner, haben sich nicht so weit heruntergelaffen, ein Buch zu schreiben, dessen Erklärung in einem halben oder ganzen Jahre vollendet werden könnte, und welches wirklich den ganzen Umfang der prosaischen und poetischen Wohlredenheit mit gemäßigten Schritten durcheilte. Diesem Mangel hat er also durch gegenwärtiges Werk abzuhelfen gesucht; und wenn durchgehends die Sorgfalt angewendet worden wäre, mit welcher wir einige ziemlich schwere Materien abgehandelt finden, so würde es gewiß ein bloßes Compliment seyn, wenn der Hr. Verf. fagt: er wollte nur einen Gellert oder Schlegel oder ,,Gärtner durch seine Schrift lebhaft erinnern, daß es an einem ,,bequemen Handbuche der ganzen Wohlredenheit, wenigstens in ,,deutscher Sprache, bisher noch fehle'.

Wir wollen unsern Lesern von allem, was dieses Lehrbuch wichtiges und neues enthält, einen Begriff zu machen suchen, und wo es nöthig seyn wird, unsere Beurtheilung mit Beschei denheit hinzuthun. Wir werden aber einige Materien, als nicht zu unserm Vorhaben gehörig, um desto mehr mit Stillschweigen übergehen können, da der Hr. Verf. selbst von ihnen gesteht, daß sie weggeblieben wåren, wenn er nicht ursprünglich für den dänischen jungen Adel geschrieben hätte, dem zu Gefallen verschiedenes seinen Plah darin hat finden müssen. Von dieser Art sind unter andern einige grammatikalische Vorschriften und Anmerkungen, und ein Verzeichniß von allen Gelegenheiten, wobei man bei Höfen und Gesandtschaften und andern öffentlichen Gelegenheiten Reden zu halten pflegt.

Das ganze Werk enthält drei Theile, davon der erste von den gemeinschaftlichen Regeln der Prosa und Poesie handelt und in drei Hauptstücke abgetheilt ist.

In dem ersten Hauptstücke wird von der Beschaffenheit, Verwandtschaft und von dem Nußen der schönen Wissenschaften überhaupt, von den Kräften eines schönen Geistes, von dem Geschmacke, und endlich von den nöthigen Beschäftigungen eines schönen Geistes gehandelt. Es ist zu bedauern, daß dem Hrn. Verf. gefallen, diesen überaus wichtigen Materien nur 10 Octavseiten zu widmen. Die überschriften der Paragraphen scheinen vieles zu versprechen; man schlägt begierig auf, und wundert sich, die Materie kaum berührt zu sehen. Was hätten nicht von der Verwandtschaft der schönen Wissenschaften oder von den

, Kräften eines schönen Geistes für nüßliche Anmerkungen vorge= bracht werden können! Der Geschmack wird gar nicht erklärt, auch nichts von seiner Verschiedenheit und Veränderlichkeit, in wie weit er von den äußern Umstånden, als von der Mode, Erziehung und Gewohnheit, Veränderungen leiden kann, erwähnt. Wir lesen auch nichts von dem Charakter eines schönen Geistes, von dem Genie, und von verschiedenen andern nüßlichen Materien, die allhier vorzüglich einen Plas verdient hätten. Wollte der Hr. Verf. etwa sich damit entschuldigen, daß er diese, wie auch andere ausgelassene Materien in seinen Vorlesungen nachhole; so hatte er theils doch die ersten Gründe seiner Meinung von solchen wichtigen besondern Materien anzeigen sollen, theils sich erinnert haben, daß er, wie er selbst in der Vorrede sagt, nicht bloß zum Gebrauch seiner Vorlesungen, sondern auch für die Kenner der schönen Wissenschaften habe schreiben wollen, welche in einem neuen Buche neue Gedanken suchen. Unter den Büchern, die zur Bildung des guten Geschmacks angerathen werden, finden wir mit Verwunderung ein Journal unter dem Titel: das Unmuthige in der neuern Gelehrsamkeit. Dieses wird hoffentlich eine Schrift seyn, welche in den hiesigen Gegenden noch unbekannt ist; denn das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit" kann ein Mann von der Einsicht des Hrn. Ba= sedow wohl unmöglich den Anfängern anrathen, deren Geschmack noch nicht gesezt ist. Doch wir möchten auch wohl wissen, warum er ihnen empfiehlt, Jöcher's Gelehrten-Lexicon zu lesen.

"

Das zweite Hauptstück verdient es, daß wir uns etwas länger dabei aufhalten. Es handelt von der Materie und den Gedanken.

Im § 14-16. werden die gewöhnlichen Regeln von der Erfindung des Hauptinhalts und des Stoffes gegeben. Der Werth dieser Regeln überhaupt wird § 17. sehr vernünftig bestimmt. Es kann den schönen Wissenschaften nicht schaden", heißt es, daß Einige, die sie (die Regeln der Erfindung) gelernt ,,haben, nichts gutes, Andere, die keine Vorlesungen darüber ge,,hört haben, recht viel über diesen oder jenen Inhalt zu sagen ,,wissen. Man muß erst Genie, Arbeitsamkeit, Erfahrung und ,,Wissenschaften auf beiden Seiten gleich machen, und alsdann ,,beiden einen Hauptinhalt geben, wovon ihnen beiden gleich viel ,,und wenig bekannt ist; alsdann wird das Hülfsmittel der Re,,geln gewiß den Ausschlag geben“.

In der Folge zeigt der Hr. Verf., wie man seinen Inhalt überdenken, die Begriffe sowohl als die Säge recht verstehen, und sich von der Wahrheit derselben überzeugen soll (bei welcher Gelegenheit uns § 21.: wie man Säße verstehen muß, etwas undeutlich geschienen hat). Ferner handelt er von den Erklårungen, Beweisen, Vergleichungen und ihren verschiedenen Arten. Im 33. § wird der Unterschied der philosophischen, oratorischen und poetischen Wahrscheinlichkeit gründlich auseinandergeseßt. Wenn es aber von der lehten heißt:,,bald ist es zur poetischen ,,Wahrscheinlichkeit genug, daß eine Sache, die man erdichtet, ,,irgend einmal geschehen sei, z. E. daß Thiere reden"; so scheint uns diese Bestimmung überflüssig, indem die Üsopische Fabel, ohne sich darauf zu stüßen, daß es jemals geschehen sei, den Thieren, ja sogar den leblosen Dingen eine Sprache leiht, wie der Hr. Verf. am Ende des § selbst zu bemerken scheint § 41. und die folgenden betrachten die wahrscheinlichen Beweise, die Induction und Instanz sehr gründlich und philosophisch. Jedoch wir eilen zu der Abhandlung von den Affecten, welche viel neue Anmerkungen enthält und mit einiger Sorgfalt abgehandelt ist. Wir sagen dieses von der Abhandlung von den Affecten selbst; denn im § 53-58., wo das Vorhaben, von den Affecten zu handeln, entdeckt wird, hätten wir mehr Gründlichkeit anzutreffen gewünscht. Warum hat es z. E. dem Hrn. Verf. § 54. ge= fallen zu behaupten, man sollte die Wörter: Lust, Unlust, Be= gierde, Abscheu u. s. w. durch keine Definition, sondern durch Erempel zu erklären suchen?,,Sie sind das Erste", sagt er, „das ,,wir von unserm Willen wissen". Wohl! allein haben alle diese Exempel, dadurch er sie erklären will, nichts gemein, daran diese Gemüthsveränderungen in ihrer Art erkannt werden könnten? Und was hat er an den vortrefflichen Erklärungen, die Cartes, Wolf, Baumgarten *) und Andere von einzelnen Exempeln abgesondert haben, auszusehen gefunden? Sie konnten ihm wohl nicht unbekannt seyn; und hätte er Schwierigkeiten dabei gefunden, so hätte er sie seinen Lesern billig anzeigen sollen. Im § 56., von dem Temperamente, håtten wir auch etwas von dessen Verschiedenheit überhaupt, und insbesondere von dessen

*) Des Cartes des Passions de l'ame. Wolf's deutsche Metaphysik § 439. u. flgd. Baumgarten Metaphysica p. III. c. I. sect. 17.

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