oder auch Rückfall der Menschheit gar wohl bestehen, ja zuweilen nothwendig verbunden seyn. Die Glückseligkeit hat eine dreifache Ausmessung: eine Extension, eine Intension und eine Protension. Je mehr Güter, je stårker und je långer sie genoffen werden, desto größer ist die Glückseligkeit. Wenn wir also die Güte der Staatsverfassung berechnen wollen, so müssen wir nicht auf ihre Dauer allein sehen. Eine Verfassung von kürzerer Dauer kann der Bestimmung des Menschen, und also auch den Absichten der Vorsehung angemessener, und der Glückseligkeit zuträglicher seyn, als eine schwächere von der långsten Dauer. Håtten die Griechen und Römer nicht lieber wie die Beduinen leben sollen? Nein! Fortgang zu höheren bürgerlichen Vollkommenheiten war hier Zweck der Vorsehung, Bestimmung dieser Menschen; also auch der Glückseligkeit dieser Menschen angemessener, als jenes einfåltige nomadische Leben, das einige Jahrtausende hindurch der Glückseligkeit der Beduinen zuträglich seyn kann. Allein was half es? Mußten nicht Griechen und Römer am Ende unter Barbaren sinken? Wer? Sicherlich nicht jene großen Männer, die in der Geschichte glänzen und uns noch jest zum Muster dienen. Jene Blumen der Schöpfung sind nicht umsonst hier auf Erden verblüht. Sie haben einen Wohlgeruch hinterlassen, der uns jekt noch behaglich ist; und sie selbst dauern als Früchte vielleicht in einem höheren Zustande der Vollkommenheit immer noch fort. Aber ihre Verfassung hat einen Rückfall leiden müssen. Die Kinder fanden nicht mehr dieselbe Gelegenheit zur Kraftübung, nicht mehr denselben Widerstand, auch nicht mehr dieselbe Aufmunterung. Die Lage der Sache hatte sich verändert, und mit ihr auch die Bestimmung der einzelnen Menschen. Hier war Rückfall der Menschen nothwendig, und also Zweck der Vorsehung. Auch die Gesundheit hat ihre Protension; und sie ist desto größer, je långer des Menschen Leben erhalten wird. Aber wer wird deswegen in seiner Diåt bloß auf Protension sehen? Wir alle würden unser Leben um ein Merkliches verlängern können, wenn wir die Vermehrung unserer Lebenstage das einzige Ziel unserer Bestrebungen seyn ließen. Der allgemeine Plan der Vorsehung, die Bestimmung des Menschen in ihrer größten Allgemeinheit, umfaßt alle mögliche Staatsverfassungen, ja alle Zustände des menschlichen Lebens in kleinere und größere Gesellschaften, nach Verschiedenheit ihrer Lage und Beschaffenheit; und leidet mit derselben unendliche Abwechslung. - Ist der Mensch sich selbst Mittelpunkt der Vollkommenheit, beziehen sich alle seine Bedürfnisse und Bestrebungen bloß auf sein eigenes Ich, so lebt er im Stande der Wildheit, oder wenn man will, im Stande der Natur, außer aller Verbindung und Gesellschaft, lebt nur sich allein. — Schon der häusliche Zustand giebt seinen Kräften eine andere Richtung. Mann und Frau bedürfen anderer Eigenschaften zu ihrer Vollkommenheit, haben andere Erfordernisse zur Glückseligkeit, als der einzelne Mensch. Die Eigenschaften des Menschen zertheilen sich in mannliche und weibliche. Der Inbegriff der månnlichen und ihre übereinstimmung zur Glückseligkeit bestimmen den Charakter des Mannes, der weiblichen des Weibes. Charakter ist nichts anderes, als das Maaß, der Inbegriff und das Verhältniß aller Eigenschaften einer sittlichen Person zu ihrer Glückseligkeit, oder zu ihrer Lage und Bestimmung. Das Verhältniß als Sohn und Vater åndert abermals die Richtung, und mit ihr auch den Charakter des Menschen. In größeren Gesellschaften ist die Mannigfaltigkeit noch weit größer; jede derselben hat einen eigenen Punkt der Vollkommenheit, ein eigenes Maaß und übereinstimmung der Kräfte, die ihrer Lage und Beschaffenheit angemessen sind und ihren Charakter ausmachen. In dieser Betrachtung ist also die Vertheilung nach Provinzen, deren der Hr. Assistenzrath Klein erwähnt, allerdings anzurathen. Einem jeden Districte werde der politische Charakter gegeben, der seiner Lage und Verbindung mit den übrigen angemessen ist; denn dieser ist bei ihr Punkt der Vollkommenheit. |