Page images
PDF
EPUB

In der siebenten Stunde nach der Geburt entscheidet sich das Leben des Kindes 1). Nach sieben Tagen wird der Nabel ge= reinigt, nach zweimal sieben Tagen beginnen die Augen sich nach dem Lichte zu richten, erlangen aber erst nach siebenmal sieben Tagen die vollständige Sehkraft. Nach sieben Monaten macht das Kind die ersten Zähne 2) und sist nach zweimal sieben Monaten ohne Anstand; nach dreimal sieben Monaten spricht es die ersten förmlichen Worte aus und nach viermal sieben Monaten steht es fest und beginnt zu gehen. Nach fünfmal sieben Monaten ekelt das Kind die Milch der Amme an 3). Macrobius bringt mit dem siebenten Jahre, in welchem das Kind vollkommen sprechen gelernt, die sieben Vocale der Griechen in Verbindung. Bis sechsmal sieben Jahre erhalten sich die Kräfte unvermindert, gehen aber dann bergab. Sieben mit Zehn verbunden wird als das Ziel des Lebens betrachtet. Nach siebzig Jahren soll der Mann, aller Amtsverrichtungen ledig, nur dem Studium der Weisheit oblie= gen und seine Kräfte nur dem Rathe und nicht mehr der That weihen *). Da Macrobius das siebzigste Jahr als das Ziel des menschlichen Lebens oder wenigstens aller Thatkraft in Geschäften ansest, Plato aber in seiner Republik das achtmal siebente, d. i. das sechs und fünfzigste als das bestimmt, in welchem der Mann den Leidenschaften abgestorben, sich mit der Gesetzgebung oder Verwaltung des Staates beschäftigen soll, so wären die zweimal sieben Jahre vom acht und fünfzigsten bis zum siebzigsten Jahre das politisch thätigste Alter des Menschen, nach welchem mit dem siebzigsten Jahre erst das eigentliche senatorische beginnen sollte. Der italienische Dichter Tassoni, welcher außer der Secchia rapita auch zehn Bücher verschiedener Gedanken 5) geschrieben, behandelt in einem Abschnitte des fünften Buches das neunmal siebente Jahr als das climacterische oder große Stufenjahr des menschlichen Alters, und faßt die obigen Lehren des Macrobius, Philo, Censorinus und Seneca in den folgenden Worten zusammen: Chimaterico significa pericoloso, ed è voce tolta da' Caldei, che chia

') Quem quisquis ultra septem horas sustinuerit, intelligitur ad vitam creatus. Macrobius.

πτα T

2) Darauf bezieht sich das griechische Sprichwort: 'Axany értaiins τῶν οὐκ ἀνεφυσεν ἐδόντας. Schott adagia greca p. 580. *) Macrobius ebenda.

Cum vero decas

-

invade, jungitur ut aut decies septem aut septies deni computentur anni: haec a Physicis creditur meta vivendi. Ebenda.

*) Dieci libri di pensieri diversi. Venezia 1627.

mauano Climateras i pericoli della vita, e della roba. Ma perche l'anno 63 dell'età dell' huomo sia più pericoloso che gli altri, ciò procede dalla mutazione, che si fà in essa di sette in sette anni, Septimus quisque annus aetati notam imprimit, disse Seneca. Alli 7 mesi il fanciullo mette i denti; alli 7 anni li muta, e comincia a discorrere; alli 14 si fà atto alla generazione; alli 21 non cresce più d'altezza; alli 28 è nel colmo delle forze; e alli 35 nel mezzo della virilità, e dell' età; onde si legge, che gli antichi Atleti, che fino a quel segno non haueano acquistato vittoria alcuna, non combatteuano più; alli 42 l'huomo è nel fior del senno; alli 49 comincia a mancare il vigore; alli 56 l'eta già pre cipita; e alli 63 manca, e s'estingue, se non è più che buona la complessione: onde pochi passano questo segno. È però da auuertire, che nelle donne questa del settenario è regola fallace, maturando elleno più per tempo; come quelle, che alli sei auni cominciano a discorrere; alli 12 possono generare; alli 18 lasciano di crescere, e così vanno di sei in sei; il perche Platone nel numero nuziale attribui il pari alle femmine, e'l dispari a' maschi: e Aristotile per l'istesso rispetto nella decima parte dei suoi Problemi fù d'opinione, che le donne campassero meno degli huomini. L'Imperadore Augusto scriuendo a Gaio Cesare suo nipote, si rallegrò seco d'hauer passato felicemente l'anno 63 con queste parole: Ubicunque hoc die fuisti, spero te laetum, et benevalentem celebrasse quartum, et sexagesimum natalem meum; nam vt vides Climactira communem seniorum omnium, tertium et sexagesimum annum euasimus (p. 188). Den Philo und Macrobius wiederholt auch Censorinus 1). Diese Lehre von der Entwickelung des Menschen in sieben Tagen nach der Schwangerschaft u.s. w. findet sich auch in dem von Diemer herausgegebenen altdeutschen Lobliede auf den heiligen Geist 2). Hieher gehören endlich

[ocr errors]
[ocr errors]

1) Hippocrates medicus in septem gradus aetates distribuit, primae aetati 7um annum, secundae 14um, tertiae 28um, quartae 35um, quintae 42um, sextae 56um, septimae novissimum annum vitae humanae. Censorinus cap. 14. Dann wieder: Nam dentes septem mensium infanti nasci septimo anno primos eorum excidere ;- post decimum quartum annum nonnullos, sed omnes intra decimum septimum annum pubescere. Huic opinioni in aliqua repugnant alii, alii in parte consentiunt; nam septimo mense parere mulierem posse, plurimi adfirmant. Cens. c. 7. 3) Daz ein iegelich mennifke pi fibenen ift gefcafen. V. 28 und 29, p. 315ware unze an den fibenten morgen fo uerwantelet got der gôte. den famen ze plote. uber fiben tage. fo wirt daz plót caro. dannen uber fiben tage. wahesfet ader unte mage. uber fiben tage chumet iz auer nein. fo wehffet daz pein. fo fchefphet

die sieben Zeiten, deren Daniel dreimal hinter einander erwähnt: Bis daß sieben Zeiten über ihn um sind 1). Die sieben Alter des Hippokrates sind: raidiov das Kind, zaïs der Snabe, μειράκιον ber Singling, νεανισκός ber junge Mann, ἀνήρ δer Mann, γέρων Set alte Mann, πρεσβύτης ber Greis 2).

II. Die Siebenzahl der Jahre.

Von der Veränderung, welche alle sieben Jahre im menschlichen Körper Statt hat und die sieben Alter des Menschen bedingt, hat schon der vorige Abschnitt gehandelt. Wir haben es also hier nicht mehr mit den sieben Jahren der physischen Bildung zu thun, wohl aber mit denen der geistigen, mit den climacterischen, mit denen der Feier und des Freiens, mit den Jahren der Strafe (Hunger, Pest, Krieg), mit Handlungen und Thaten, welche sieben Jahre umfaßten, und mit der Chronologie, in welcher sich die Siebenzahl der Jahre vorzüglich hervorwirft. Die climacterischen Jahre, die besonders für Leben und Tod gefährlich, sind sieben, nämlich: das dreimal siebente, in welchem so viele Jünglinge das Opfer tödtender Brustkrankheiten; das siebenmal siebente (49), in welchem so vielen Frauen ihre große Periode lebensgefährlich; das neunmal siebente (63), welches das Todesjahr so vieler großer Männer, wie Julius Cäsar, Mohammed 3); das achtmal siebente (56), das zehnmal siebente (70), das eilfmal siebente (77) und endlich das zwölfmal siebente (84), als das von Herodot und Salomon anerkannte Ziel des menschlichen Lebens; die Bewohner hingegen einer der Cykladen, nämlich von Thera, waren anderer Meinung, indem sie das eigentliche Leben des Menschen nur zwischen das siebente und neunmal fiebente Jahr seßten, und es gar nicht der Mühe werth fanden, die, so unter sieben oder über neun und vierzig hinaus starben, zu betrauern und zu beweinen *). Die alten Perser nahmen.

danne der gotes trut. uber fiben tage die hut. har unte nagele. uber tage fibene. daz fint fehf wochen. fo ift der mennifk aller gefcafen. pag 346.

1) Daniel IV. 13, 20, 29.

2) Pronus ab amne bibit septena que tempora lustrans Omnibus hirsutus silvis et montibus arsit.

3) Salmasius schrieb ein besonderes Werk: De annis climactericis, und Lindenberg im Anhange zu Woldenbergs Werk hat S. 680 einen besonderen Abschnitt: De annis climactericis.

') Thera

in qua pueri citra septennium, aut homines ultra quinquagesimum annum indefleti fuêre: quod illi rapti immaturo funere, vix primum vitae limen attigissent, isti autem satis diu vixissent. Alexandri ab Alexandro Neapolitani J. C. Genialium dierum iibri III. 7. Eben derselbe III. 24. Alii septimum quemque observârunt annum, propterea, quod aetatis hominis signum imprimeret.

von ihren Kindern nicht eher Kunde, als bis sie das siebente Jahr erreicht hatten 1), bis dahin war die Erziehung den Frauen anvertraut, was auch bei den heutigen der Fall. Mit sieben Jahren werden bei den Mohammedanern die Kinder beschnitten und gehen bei den Katholiken zur Beichte, zu Sparta aber wurden die Knaben mit sieben Jahren geschaart; mit zweimal sieben Jahren wurden die Knaben der alten Perser in der Magie und in den vier Haupttugenden unterrichtet 2). Sieben Jahre, mit denen nach der Meinung der Perser und der Bewohner von Thera das Leben der Menschen erst beginnt, sind nach Plinius das äußerste Ziel des Lebens der Bienen 3), während siebens mal sieben das Ziel menschlichen Lebensgenusses *). Sieben Jahre sind die Jahre der Studien und Bildung, wie Allen, die je den Horaz gelesen, aus demselben bekannt: et studiis annos septem dedit 5). Diese Siebenzahl tritt auch in den Perioden des alten Ritterthums hervor, in dem der Knabe bis in's siebente Jahr bei der Mutter blieb, im zweimal siebenten Edelknappe und im dreimal siebenten zum Ritter geschlagen ward. Bei den Moslimen ist der Studienkurs der Ulema auf sieben Jahre beschränkt 6). Auch Johannes Müller erwähnt in seinem am siebenten Julius 1808 geschriebenen Testamente siebenjähriger literarischer Arbeiten. An die sieben Lehrjahre des Jünglings wollen wir unmittelbar die sieben Jahre des Dienstes der Liebe und des Freiens reihen. Sieben Jahre diente Apollo als Hirte dem König Admetus. Sieben Jahre freite Jakob um Lia und eben so viele um Rahel; die Liebe Petrarca's war noch beständiger als die Jakobs, denn sie dauerte dreimal sieben Jahre:

Tennemi amor anni vent' uno ardendo.

Wieland der Schmied lebte sieben Jahre mit einer Valkyrie. Sieben waren die fruchtbaren Jahre, welche dem Pharao

1) Jam Persarum admodum probabili institutum fuit quod liberos suos non prius agnoscant, quam septimum implessent annum. Valerius Maximus 11. 6.

*) Δὶς ἑπτὰ δὲ γενομενων ἐτῶν τὸν παῖδα παραλαμβάνουσιν οὓς ἐκεῖνοι Bacchiious maidaуwyous ovopagovary. Plato beim Apul. Apolog. I. c. 25. 3) Vita eis longissima, ut prospere inimica ac fortuita cadant, septenis annis universa. Plinius XL. 20.

*) Nam cum aetas tua septenos vities solis anfractus reditusque converterit tuoque hi numeri quorum uterque plenus, alter altera de causa habetur, circuitu naturali summam tibi fatalem conferunt. 3) Ep. II. 2.

Mouradjea d'Ohsson.

im Traume durch die sieben fetten Kühe vorbedeutet wurden, aber sieben auch die unfruchtbaren, die Jahre des Hungers 1) und des Feuers 2), folglich der Strafe. Gott ließ dem David die Wahl der Strafe zwischen einer Pest von drei Tagen, einem Kriege von drei Monaten und einer Hungersnoth von sieben Jahren. Eine Pest für die Juden war auch der persische Satrape Bagoas, welcher dieselben durch sieben Jahre plagte 3). Durch sieben Nächte wehte der brennende Wind, welcher das Volk von Aad und Themud ausgerottet *). Sieben Jahre lang herrschte Nabuchodonosor über Jerusalem, fraß dann aber sies ben Jahre lang Gras als Vich. Eine Wiederholung dieser historischen Legende scheint zu seyn, was Justinus vom Mithridates erzählt, der ein gewaltiger Jäger, wie Nimrod (dieser war durch sieben Jahre groß und mächtig gewesen), sieben Jahre lang die Wälder durchirrte 5). Mehr als bei Hunger und Pest tritt die Siebenzahl in dem dritten Knoten der dreiknotigen Geißel Gottes, nämlich im Kriege hervor. Die Sage sowohl als die Geschichte kennt eine gute Anzahl siebenjähriger Kriege; ein solcher erscheint schon beim Nonnos 6). Sieben Jahre lang dauerte der erbitterte Krieg zwischen den Venetianern und Genuesern zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts, vom Jahre 1293 - 1299 7). Die Türken kündeten den Venetianern Candia's willen den Krieg auf sieben Jahre an, wie Heraklius auf sieben Jahre mit den Sarazenen Frieden geschlossen. Cypern blieb nach der Eroberung der Sarazenen sieben Jahre lang wüste ). Hieher gehört auch die sieben jährige Belagerung Constantinopels durch die Araber unter dem Befehle von Moawije und die Toledo's, welches durch sieben auf einander folgende Jahre von König Alphons belagert ward 9). Von den Strafiahren des

1) Vocavit enim dominus famem et veniet super terram septem an nis. L. regum IV. 8. I. III.

2) Succendent ea igni septem annis. Ezechiel XXIX. 9.

*) Et Judaeos per annos septem vexavit. Zonaras IV. 7.

*) Koran, LXIX. Sura, 7. Vers.

*) Per septem annos neque urbis, neque ruris tecto usus est, sed per silvas vagatus diversis montium regionibus pernoctabat Justinus XXXVII. cap. 2.

* φύλοπιν έπτα έτερον. XXV. 3.

') Sismondi IV. 248.

*) Constantinus Porphyrogenitus 47.

*) It is generally related, that the Christian king remained for seven consecutive years encamped before the city. Gayangos history of the Mohammedan dynasties in Spain II. p. 263.

« PreviousContinue »