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fen zum Wettkampf gegenüberzutreten wagten, werden in Spechte verwandelt.

Nach der andren Seite hin müffen die Verwandlungen, um der näheren Bestimmung willen, welche der Inhalt, der die Bedeutung ausmacht, in sich trägt, ebenso sehr auch von der Fabel unterschieden werden. In der Fabel ist die Verknüpfung des moralischen Sazes mit der natürlichen Begebenheit eine harm løse Verbindung, welche an dem Natürlichen nicht den vom Geist unterschiedenen Werth, ein nur natürliches zu seyn, hervorkehrt, und so erst in die Bedeutung hereinnimmt. Obschon es auch einzelne äsopische Fabeln giebt, die mit geringer Aendrung zu Metamorphosen würden, wie z. B. die 42ste Fabel von der Fledermaus, dem Dornstrauch und dem Taucher, deren Instincte aus dem Unglücke in frühern Unternehmungen erklärt werden.

Hiemit haben wir diesen ersten Kreis der vergleichenden Kunstform, der seinen Ausgangspunkt von dem Vorhandenen und der concreten Erscheinung nimmt, um von hier aus zu einer weiteren darin veranschaulichten Bedeutung fortzuschreiten, durchwandert.

B. Dergleichungen, welche in der Verbildlichung mit der Bedeutung den Anfang machen.

Wenn in dem Bewußtseyn die Trennung von Bedeutung und Gestalt die vorausgeseßte Form ist, innerhalb welcher die Beziehung beider vor sich gehn soll, so kann und muß bei der Selbstständigkeit der einen wie der anderen Seite nicht nur von dem äußerlich Eristirenden, sondern ebenso sehr umgekehrt von dem innerlich Vorhandenen, den allgemeinen Vorstellungen, Reflexionen, Empfindungen, Grundfäßen begonnen werden. Denn dieß Innerliche ist gleichfalls, wie die Bilder der Außendinge, ein im Bewußtseyn Vorhandenes, und geht, in seiner Unabhängigkeit von dem Aeußerlichen, von sich selber aus. Ift nun die Bedeutung in dieser Weise das Anfangende, so erscheint der Ausdruck, die Realität, als das Mittel, das aus der concreten Welt her

beigenommen wird, um die Bedeutung, als den abstracten Inhalt, vorstellig, anschaulich und finnlich bestimmt zu machen.

Bei der wechselseitigen Gleichgültigkeit jeder Seite gegen die andre, ist aber, wie wir bereits früher sahen, ihr Zusammenhang, in den beide gesezt werden, kein an und für sich nothwendiges Zueinandergehören, und die Bezogenheit deshalb, da sie nicht objectiv in der Sache selbst liegt, etwas subjectiv Gemachtes, das diesen subjectiven Charakter nun auch nicht mehr verbirgt, sondern durch die Art der Darstellung zu erkennen giebt. Die absolute Gestalt hat den Zusammenhang von Inhalt und Form, Seele und Leib als concrete Beseelung, als an-und-für-sich in der Seele wie in dem Leibe, in dem Inhalt wie in der Form begründete Vereinigung beider. Hier aber ist das Auseinanderliegen der Seiten die Voraussetzung, und deshalb ihr Zusammentreten eine bloß subjective Verlebendigung der Bedeutung durch eine ihr äußere Gestalt, und eine ebenso subjective Deutung eines realen Daseyns durch die Beziehung derselben auf die sonstigen Vorstellungen, Empfindungen und Gedanken des Geistes. Daher zeigt sich denn auch hauptsächlich in diesen Formen die subjective Kunst des Poeten als des Machenden, und in vollständigen Kunstwerken läßt sich hauptsächlich nach dieser Seite hin sondern, was der Sache und ihrer nothwendigen Gestaltung zugehört, und was der Dichter als Schmuck und Zierath hinzugethan hat. Diese leicht erkennbaren Zuthaten, vornehmlich die Bilder, Gleichnisse, Allegorien, Metaphern sind es, um derentwillen man ihn gewöhnlich am meisten kann rühmen hören, wobei ein Theil des Lobes auch wieder auf die Scharfficht und Verschmißtheit gleichsam, den Dichter herausgefunden und ihn in seinen eigenen subjectiven Erfindsamkeiten bemerkt zu haben, zurückfallen soll. An ächten Kunstwerken dürfen jedoch die hierhergehörigen Formen, wie schon gesagt ist, als ein bloßes Beiwesen beihergehn, obschon man in vormaligen Poetiken diese Nebendinge insbesondre als die dichterischen Ingredienzien behandelt findet.

Wenn nun aber zunächst die beiden zu verknüpfenden Seiten allerdings gegeneinander gleichgültig sind, so muß dennoch zur Rechtfertigung des subjectiven Beziehens und Vergleichens die Geftalt, ihrem Inhalt nach, dieselben Verhältnisse und Eigenschaften in verwandter Weise in sich schließen, welche die Bedeutung in sich hat, indem das Auffassen dieser Aehnlichkeit der einzige Grund ist, die Bedeutung gerade mit dieser bestimmten Gestalt zusammenzustellen und jene vermittelst dieser zu verbildlichen.

Endlich, da nicht von der concreten Erscheinung angefangen wird, aus der sich eine Allgemeinheit soll abstrahiren lassen, sondern umgekehrt von dieser Allgemeinheit selber, die sich in einem Bilde abspiegeln soll, so gewinnt die Bedeutung die Stellung, nun auch wirklich als der eigentliche Zweck hervorzuscheinen, und das Bild als ihr Veranschaulichungsmittel zu beherrschen.

Als die nähere Folge, in der wir die besonderen Arten, welche in diesem Kreise zu nennen sind, besprechen können, ist nachstehende anzugeben:

Erstens, als der vorigen Stufe am meisten verwandt, haben wir das Räthsel zu besprechen;

Zweitens die Allegorie, in welcher hauptsächlich die Herrschaft der abstracten Bedeutung über die äußere Gestalt zum Vorschein kommt;

Drittens, die eigentliche Vergleichung: Metapher, Bild und Gleichniß.

1. Das Räthsel.

Das eigentliche Symbol ist an sich räthselhaft, insofern die Aeußerlichkeit, durch welche eine allgemeine Bedeutung zur Anschauung kommen soll, noch verschieden bleibt von der Bedeutung, die sie darzustellen hat, und es deshalb dem Zweifel unterworfen ist, in welchem Sinne die Gestalt genommen werden müsse. Das Räthsel aber gehört der bewußten Symbolik an und unterscheidet sich von dem eigentlichen Symbol sogleich dadurch, daß die Bes

deutung von dem Erfinder des Räthsels klar und vollständig gewußt, und die verhüllende Gestalt, durch welche ste errathen werden soll, absichtlich zu dieser halben Verhüllung ausgewählt ist. Die eigentlichen Symbole sind vor und nachher unaufgelöste Aufgaben, das Räthsel dagegen ist an und für sich gelöst, weshalb denn auch Sancho Pansa ganz richtig sagt: er habe es viel lieber, wenn ihm erst das Auflösungswort und dann das Räthsel gegeben werde.

a) Das Erste beim Erfinden des Räthsels also, wovon ausgegangen wird, ist der bewußte Sinn, die Bedeutung desselben.

b) Sodann aber zweitens werden einzelne Charakterzüge und Eigenschaften aus der sonst bekannten äußeren Welt, welche, wie in der Natur und Aeußerlichkeit überhaupt, zerstreut auseinanderliegen, in disparater und dadurch frappanter Weise zusammengestellt. Dadurch fehlt ihnen die subjective zusammenfassende Einheit, und ihre absichtliche Aneinanderreihung und Verknüpfung hat als solche an und für sich keinen Sinn; obgleich sie andererseits ebenso sehr ausdrücklich auf eine Einheit hinweisen, in Bezug auf welche auch die scheinbar heterogensten Züge dennoch_wieder Sinn und Bedeutung erhalten.

c) Diese Einheit, das Subject jener zerstreuten Prädicate, ist eben die einfache Vorstellung, das Wort der Lösung, das aus dieser dem Anschein nach verwirrten Verkleidung herauszuerkennen oder zu errathen die Aufgabe des Räthsels ausmacht. Das Räthsel in dieser Beziehung ist der bewußte Wiß der Symbolik, welcher den Wiß des Scharfsinns und die Beweglichkeit der Combination auf die Probe stellt, und seine Darstellungsweise, indem sie zum Errathen des Räthselhaften führt, sich durch sich selber zerstören läßt.

Hauptsächlich gehört es deshalb der Kunst der Rede an, doch auch in den bildenden Künsten, in der Architektur, Gartenkunst, Malerei kann es Plaz finden. Der geschichtlichen Erscheinung nach fällt es vornehmlich in das Morgenland, in die Zwischenzeit Aesthetik. 2te Aufl.

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und Uebergangsperiode von der dumpferen Symbolik zu bewußterer Weisheit und Allgemeinheit. Ganze Völker und Epochen haben an solchen Aufgaben ihr Ergößen gehabt. Auch im Mittelalter bei den Arabern, den Scandinaviern und in der deutschen Poesie in dem Sängerkriege auf der Wartburg z. B. spielt es eine große Rolle. In der neuern Zeit ist es mehr zur Unterhaltung und zum bloß gesellschaftlichen Wiß und Spaß heruntergefunken.

An das Räthsel können wir jenes unendlich breite Feld wiziger frappirender Einfälle sich anschließen lassen, welche als Wortspiel, Sinngedicht in Rücksicht auf irgend einen gegebenen Zustand, Vorfall, Gegenstand zur Ausbildung kommen. Hier steht auf der einen Seite irgend ein gleichgültiges Object, auf der andern ein subjectiver Einfall, der unvermuthet mit treffender Schärfe eine Seite, eine Beziehung heraushebt, welche vorher an dem Gegenstande, wie er vorlag, nicht erschien, und denselben durch die neue Bedeutsamkeit in ein anderes Licht stellt.

2. Die Allegorie.

Das Entgegengesezte des Räthsels ist in diesem Kreise, der von der Allgemeinheit der Bedeutung anhebt, die Allegorie. Auch sie zwar sucht die bestimmten Eigenschaften einer allgemeinen Vorstellung durch verwandte Eigenschaften sinnlich concreter Gegenstände der Anschauung näher zu bringen, doch nicht des halben Verhüllens und räthselhafter Aufgaben wegen, sondern grade mit dem umgekehrten Zweck der vollständigsten Klarheit, so daß die Aeußerlichkeit, deren sie sich bedient, für die Bedeutung, welche in ihr erscheinen soll, von der größtmöglichen Durchsichtigkeit seyn muß.

a) Ihr nächstes Geschäft besteht deshalb darin, allgemeine abstracte Zustände oder Eigenschaften sowohl aus der menschlichen als auch der natürlichen Welt, Religion, Liebe, Gerechtigkeit, Zwietracht, Nuhm, Krieg, Frieden, Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Tod, Fama zu personificiren und somit als ein Subject aufzufassen. Diese Subjectivität aber ist weder ihrem In

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