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knows, worthy of a more virtuous and more fortunate father) forgetting my abominable wrongs, not recking danger, and neglecting the present good way he was in of doing himself good, came hither to do this kind office you see him perform towards me, to my unspeakable grief, not only because his kindness is a glass even to my blind eyes of my naughtiness, but that above all griefs it grieves me he should desperately adventure the loss of his souldeserving life for mine, that yet owe more to fortune for my deserts, as if he would carry mud in a chest of crystal. For well I know, he that now reigns, how much soever (and with good reason) he despises me of all men despised, yet he will not let slip any advantage to make away him, whose just title, ennobled by courage and goodness, may one day shake the seat of a never secure tyranny. And for this cause I craved of him to lead me to the top of this rock, indeed I must confess, with meaning to free him from so serpentine a companion as I am. But he finding what I purposed, only therein since he was born showed himself disobedient unto me. And now, gentlemen, you have the true story, which I pray you publish to the world, that my mischievous proceedings may be the glory of his filial piety, the only reward now left for so great a merit. And if it may be, let me obtain that of you which my son denies me, for never was there more pity in saving any than in ending me, both because therein my agonies shall end, and so shall you preserve this excellent young man, who else wilfully follows his own ruin.

Mit der weiteren Erzählung Sidneys hat Shakespeares Tragōdie nichts gemein. Bei Sidney nimmt Alles einen glücklichen Verlauf und endet zur Zufriedenheit sämmtlicher Betheiligten, während die Schuldigen in Glosters Haus in derselben Katastrophe untergehen wie Lear und seine Töchter. Dass Shakespeare dem Schicksal Cordelias eine tragische Wendung gab, dafür waren wol ausschliesslich poetische Rücksichten und nicht, wie man gemeint hat, nationale Vorurtheile massgebend; unerwähnt aber darf es nicht bleiben, dass auch bei Holinshed (und im Mirror for Magistrates) Cordelia schliesslich ein trauriges Ende nimmt. Sie wird lange nach dem Tode Lears von ihren Neffen, den Söhnen Gonerils und Regans, bekriegt, gefangen genommen und in so strenger Haft gehalten, dass sie sich vor Verzweiflung erhängt.

So viel, und nicht mehr, d. h. im Grunde nicht mehr als das nackte Thema, verdankte der Dichter seinen Vorgängern. Die ganze Ausgestaltung des gegebenen Vorwurfs in einer Fülle von lebensvollen Figuren, alles Detail in Handlung und Rede,

Alles, was seinem Stücke nicht nur einen beispiellosen dramatischen Erfolg, sondern auch ein über den Bereich der Bühne weit hinausgehendes menschliches Interesse gesichert hat, ist Shakespeares ausschliessliches Eigenthum.

Zwar war vor dem seinigen schon ein andres Drama desselben Süjets im Druck erschienen: The true Chronicle History of King Leir and his three Daughters, 1605. Man nennt dies heute den,,älteren King Lear", da man Grund hat zu glauben, dass die Ausgabe von 1605 nur eine neue Auflage eines schon vor mehr als zehn Jahren erschienenen Stückes war, die der Verleger besorgte, als das shakespearesche Stück auf der Bühne Aufsehen zu machen begann. Der Titel, meint man, sollte das Publicum irre führen und Käufer anlocken. Wie dem auch sein mag, so steht doch so viel fest, dass Sh. diesem älteren King Lear nichts verdankt; wahrscheinlich hat er ihn garnicht gekannt. Es ist eins der gehaltlosesten Machwerke, welche jene an dramatischen Erzeugnissen überreiche Zeit hervorgebracht hat.

Wahrscheinlich um jeder Verwechselung mit dieser True Chronicle History vorzubeugen, liessen die ersten Herausgeber der shakespeareschen Tragödie (1608) ihren Titel mit ungewöhnlich vollständiger Bezeichnung drucken: M. William Shakespeare his True Chronicle History of the life and death of king Lear and his three Daughters. With the unfortunate life of Edgar, son and heir to the Earl of Gloster, and his sullen and assumed humor of Tom of Bedlam: As it was played before the King's Majesty at Whitehall upon S. Stephen's night in Christmas Holidays, by his Majesty's servants playing usually at the Globe on the Bankside.

In das Londoner Buchhändler-Register findet man das Stück schon im Jahre 1607 eingetragen, mit der Bemerkung, dass es in den letzten Weihnachten in Whitehall vor dem König aufgeführt worden sei. Da Sh. nun für die wahnsinnigen Reden Edgars von einem im Jahre 1603 erschienenen Buche reichlichen Gebrauch gemacht hat, Harsnet's Declaration of Popish Impostures, worin die Jesuiten als Teufelsbanner und Geisterbeschwörer blossgestellt wurden, so fällt die Abfassung des King Lear zwischen 1603 und 1606. Jede genauere Angabe beruht auf Willkür.

Die Feststellung des Textes hat bei unserm Drama besondre Schwierigkeit, da die beiden Separat-Ausgaben von 1608 (die sogenannten Quartos) und die Folio von 1623 sehr von einander abweichen. Es finden sich kaum zehn Zeilen, in

welchen die Folio einerseits und die Quartos andererseits ununterbrochen übereinstimmten, und auch nach Abzug der offenbaren Versehen und bloss orthographischen Verschiedenheiten bleibt die Zahl der Varianten sehr beträchtlich. Man hat darum annehmen zu müssen geglaubt, dass der Dichter das Stück in späteren Jahren einer Revision unterzogen, und dass wir es in den Quartos in seiner ursprünglichen Gestalt, in der Folio in neuer Bearbeitung vor uns haben. So verbreitet indessen diese Ansicht auch ist, dürfte sie sich auf die Dauer nicht halten lassen.

Zunächst steht sie in entschiedenem Widerspruch mit Allem, was wir über Shakespeares Art zu arbeiten wissen. Die Herausgeber der Folio, Shakespeares ehemalige Freunde und Kollegen Heming und Condell, erwähnen es in der Vorrede ausdrücklich, dass sich in seinen Handschriften keine Korrectur, kein blot, fände, und dasselbe berichtet sein Zeitgenosse Ben Jonson aus dem Munde der Schauspieler. Vollständige Umarbeitungen eines Stückes nach einem neuen dramatischen Plan liessen sich mit dieser Angabe wohl vereinigen, nicht aber kleine und für den Sinn unwesentliche Aenderungen des Ausdrucks, wie sie den Haupt-Unterschied zwischen den Textformen des King Lear ausmachen. Wenn in der einen Ausgabe betwixt, in der andern between steht, in der einen expense and waste, in der andern waste and spoil, in der einen you come with letters, in der andern you bring letters etc., so sind das eben solche blots, wie des Dichters Freunde sie in seinen Manuscripten nie gesehen zu haben versichern. Solche gleichgültige Correcturen in grosser Anzahl zu machen, verbot überdies die Rücksicht auf die Schauspieler. Ein Dichter, der selbst Schauspieler war, konnte ihnen unmöglich zumuthen, ihre dem Gedächtniss einmal eingeprägten Rollen dergestalt umzulernen. Er hätte sie damit unnütz verwirrt und unsicher gemacht.

Professor Delius, der diesen Gesichtspunkt zuerst hervorgehoben, neigt sich darum zu der Meinung, dass die Herausgeber der Quartos eine sehr schlechte Abschrift des Stücks benutzten, deren Fehler in ihre Drucke übergingen und durch Missverständnisse und Nachlässigkeiten des Setzers noch vermehrt wurden. In der That kann man sich von dem verwahrlosten Zustande des Quarto-Textes kaum eine Vorstellung machen. Mindestens die Hälfte von seinen unzähligen Varianten sind sinnentstellende Druckfehler, die neben den Lesarten der Folio garnicht in Betracht kommen. Da aber, wo die Herausgeber zweifelhaft geworden sind, für welche von beiden Re

dactionen sie sich zu entscheiden hätten, wie in den obigen und hundert andern Beispielen, lassen sich die Abweichungen unmöglich aus falschem Lesen und Setzen erklären.

Die Sache verhielt sich offenbar anders. Wir wissen es, dass Shakespeare seine Stücke an seine Schauspieler-Gesellschaft zu ausschliesslicher Benutzung verkaufte und sie dann nicht weiter als sein Eigenthum betrachtete. Er würde unehrlich gehandelt haben, wenn er sie in den Druck gab; die Gesellschaft würde allen Vortheil von ihrem Alleinbesitz verloren haben, wenn sie es that. Man kann sich aber denken, dass das Publikum, namentlich alle, welche nicht Gelegenheit hatten, das Globe-Theater zu besuchen, begierig waren, Stücke zu lesen, die so viel von sich reden machten. So erschienen noch bei Lebzeiten des Dichters, aber sicherlich ohne sein Zuthun, und höchst wahrscheinlich zu seinem Verdruss, fast von der Hälfte seiner Dramen Einzel-Ausgaben in Quartformat, deren Unrechtmässigkeit schon aus dem Umstande erhellt, dass nicht selten dasselbe Stück in sehr verschiedener Gestalt bei verschiedenen Verlegern herauskam.

Einzelne dieser Quartos verrathen ihren Ursprung deutlich genug. Nur die äusserste Voreingenommenheit kann sich dagegen verschliessen, dass die ältesten gedruckten Texte von Hamlet, Heinrich VI., Romeo und Julia u. a. aus hastigen Nachschriften während der Aufführungen im Theater hervorgegangen sind. Aber auch diejenigen, welche dies zugeben (und bald wird es niemand mehr leugnen) machen doch einen Unterschied zwischen ächten und unächten Quartos, da in der That manche die Dramen in einer des Dichters nicht unwürdigen Gestalt bieten. In Wahrheit wird indessen dadurch nicht ein Unterschied zwischen ächten und unächten Ausgaben begründet, sondern nur zwischen nachlässiger und sorgfältigerer Herstellung gleich unrechtmässiger Ausgaben. Es konnte nicht schwer sein, durch gleichzeitige Beschäftigung mehrerer Nachschreiber, oder durch Benutzung mehrerer Vorstellungen ein leidliches Manuscript zu erhalten. Die bessere Beschaffenheit dieser oder jener Quarto kann darum die Behauptung der Folio-Editoren, dass alle bisher erschienenen Ausgaben shakespearescher Stücke stolen and surreptitious copies seien, nicht entkräften.

Die Entstehung aus Nachschriften macht alle jene erwähnten kleinen Differenzen zwischen Quartos und Folio sofort erklärlich. Schauspieler gehen nicht immer gewissenhaft mit dem Wort des Dichters um und scheuen sich nicht, sinnverwandte Ausdrücke mit einander zu vertauschen; Nachschreiber, die mit

fliegender Feder arbeiten, deuten Einzelnes nur an, lassen für Anderes Lücken, die zu Hause aus dem Gedächtniss ausgefüllt werden sollen, hören Manches auch falsch. Und kommt nun gar ein denkender Setzer über das zusammengeraffte Manuscript, so muss wol schliesslich eine Fülle von Varianten entstehen, an denen der Dichter ganz und gar unschuldig ist.

Bei King Lear sprechen noch besondere Umstände dafür, dass die Quartos auf diesem Wege zu Stande gekommen sind. 1) Die beiden verschiedenen Rede-Gattungen sind nicht richtig unterschieden. Verse, selbst gereimte, sind gewöhnlich als Prosa, Prosa sehr häufig als Verse gedruckt. Wo Verse auftreten, sind sie durchweg falsch abgetheilt. Hätte man eine nach dem Manuscript des Dichters gefertigte Abschrift gehabt, so wäre dergleichen unmöglich gewesen.

2) Viele Fehler der Quartos beweisen untrüglich, dass sie durch falsches Hören, nicht durch falsches Lesen entstanden sind. In IV, 6, 161 z. B. sagt Lear: there thou mightst behold the great image of authority: a dog's obeyed in office; für die letzten Worte haben die Quartos: a dog so bad in office. III, 4, 14: what beats there: filial ingratitude; die Quartos: what beats their filial ingratitude. I, 1, 308: let us sit together; die Quartos: let's hit together. II, 1, 19: I have one thing of a queasy question which I must act: briefness and fortune, work! Quartos: which must ask briefness and fortune help. Dergleichen liesse sich noch mehr anführen.

3) Die seltenen und seltsamen Namen der bösen Geister treten in sehr corrumpirter Form auf: Sirberdegibit, Snulbug, Tueligod etc. Damit halte man sonstige Verderbungen zusammen: dementions für dimensions, untender für untented, shewted für suited, ruffines für roughness, intrench für intrinse, men für meiny etc., sämmtlich bei Worten, die über den Horizont der Nachschreiber gingen.

4) Sehr häufig bringen die Quartos, abweichend von der Folio, im Anfange der Reden die dem Gesprächston eigenthümlichen Wörtchen well, why, come, how etc., wo sie den Rhythmus zerstören. Es weist das darauf hin, dass wir in ihnen Zusätze zu sehen haben, die der Schauspieler unter dem Einfluss seiner täglichen Gewohnheit machte.

5) Auch das Verhältniss der Auslassungen und Lücken in den verschiedenen Ausgaben fällt ins Gewicht. Die der Folio sind aus Kürzungen für die Aufführung zu erklären; sie betragen nahe an 300 Zeilen und umfassen ganze und halbe Scenen, die, sich für die Entwickelung der Handlung streichen liessen.

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